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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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die kommenden Wochen wieder alleine Musik machen musste. Ich freute mich für ihn, war allerdings auch traurig, dass es mit unseren gemeinsamen Arbeiten im Studio erst einmal zu Ende war. Den letzten Titel, den er bis dahin eingesungen hatte, hieß »Skin«. Ich überlegte mir, wie ich die Zeit überbrücken konnte, und beschloss, unsere Sängerin zu kontaktieren, die schon bei anderen Projekten etwas für uns eingesungen hatte.
    Sie erzählte, dass sie sich bei einer Fernsehshow beworben hätte, in der man das Lied eines bekannten Stars nachsingen könnte. Dort würden junge Künstler gegeneinander antreten und das Publikum entscheide dann, wer dem Original am nächsten kommen und somit auch gewinnen würde. Sie sei zum Casting eingeladen worden, bräuchte hierfür jedoch die Musik als Playback, und so fragte sie mich, ob ich dieses Lied für sie nachproduzieren wolle.
    Ich fand die Idee ganz spannend und stimmte zu. Schließlich hatte ich, solange Clint nicht da war, auch niemanden, der die englischen Texte zu meinen Songideen beisteuern konnte, und daher kam mir diese Gelegenheit gerade recht. In den folgenden Tagen programmierte ich das Lied nach und produzierte im Grunde eine Kopie des Songs. Er war von Amanda Marshall und hieß »Let it Rain«. Wenig später stand dann auch schon der Castingtermin fest und wir fuhren gemeinsam dort hin.
    Für mich war es das erste Mal, dass ich mit einer TV-Produktion in Verbindung kam. Das Casting fand in einem großen, bekannten Studio statt und ich konnte mir alles in Ruhe anschauen. Im Aufenthaltsraum fing ich dann an zu raten, wer von den Anwesenden wohl wen nachmachen würde. Schließlich achtete man bei dieser Show auch darauf, ob die Nachwuchsstars dem Künstler ähnelten, den sie imitierten. Ich schaute in die Runde und glaubte Falco zu entdecken. Ich war ein wenig erschrocken, denn der Typ sah tatsächlich aus wie das Original. An einer Wand stand Elvis Presley und die Wildecker Herzbuben unterhielten sich mit Billy Idol. Eine kuriose Szenerie.
    Irgendwann hatte auch »Amanda Marshall« ihren Auftritt und als alle so weit vorgesungen hatten, wurde den Teilnehmern gesagt, dass die Aufnahmen nun in die Redaktion gingen und dort entschieden werde, wer es am Ende in die Sendung schaffen würde. Und so was könnte natürlich dauern.
    Am folgenden Tag spielte ich der Sängerin das Lied »Skin« vor, damit sie es einsingen konnte. Wir hatten eine Aufnahme mit Clint am Mikro, sodass sie eine Vorstellung davon bekommen konnte, in welche Richtung der Song gehen sollte. Aber die junge Dame schien von dem Casting doch ein wenig übermotiviert zu sein und beschied, dass dieses Lied nicht zu ihr passen würde. Sie würde eine andere Art von Musik bevorzugen – was ich machte, sei ihr zu synthetisch und zu weit von Amanda Marshall weg.
    Sie ließ sich nach langen Diskussionen dann doch dazu überreden, den Song einzusingen, was dann allerdings dergestalt ablief, dass ich ihr jeweils mindestens eine Stunde lang gut zureden musste, damit sie zehn Minuten singen konnte, um danach sofort wieder alles infrage zu stellen.
    Ich kam mir vor wie ein Psychologe – nur die Couch fehlte. Ich wünschte mir in diesem Momenten Clint als Sänger zurück, aber der war nun mal nicht da. Nachdem die Aufnahmen im Kasten waren, fragte ich mich, wie so etwas künftig ablaufen sollte. Ich hatte keine Lust, den Seelenklempner zu geben und dabei ständig meine Musik gutreden zu müssen. Es musste eine andere Lösung geben, zumal mir nach all den Problemen, die ich mit dieser jungen Frau hatte, auch ihr Gesang nicht wirklich gefiel.
    Offenbar besaß ich die Eigenheit, die Musik von anderen nur dann gut zu finden, wenn ich den Menschen dahinter auch mochte. Eine Erfahrung, die ich schon mit dem großen Star aus München machen durfte. Allerdings musste ich wohl auch akzeptieren, dass andere Menschen nicht immer genau das singen wollten, was ich gut fand, und ich musste auch damit leben, dass es zu meinen Songs auch unterschiedliche Meinungen gab.
    Auch wenn es mir nicht gefiel – es war das gute Recht dieser Frau, nur das zu singen, was sie wirklich wollte. Diese ganze Situation stimmte mich sehr nachdenklich. Ich musste nicht nur an meiner Musik arbeiten, sondern augenscheinlich auch an mir selbst.

Zurück zu den Wurzeln
    Nachdem ich Clint am Telefon meine Probleme geschildert hatte, riet er mir, wieder Songs ganz für mich zu machen. So wie zu der Zeit, als wir uns kennengelernt hatten. Er habe sich

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