Als schliefe sie
würde sie versuchen, sie zu verdrängen. Sogar noch, als sie zu Äpfeln angewachsen waren. Weiß-rosa schimmernd, gekrönt von je einer zarten Knospe.
Mansûr erkundete ihre Brüste im Dunkeln, während sie müde vor sich hindöste.
»Äpfel sind viel köstlicher als Birnen«, flüsterte er.
»Was sagst du da?«
»Ich rede von deinem Busen. Ich mag die Apfelform. Birnen sind zwar auch nicht zu verachten. Aber Äpfel sind so schön rund und liegen gut in der Hand. Ich liebe deine wunderbaren Äpfel!«
»Lass das, bitte!«
Er gab sich größte Mühe, sie davon zu überzeugen, dass Sex nichts Sündiges oder Beschämendes sei. Vergeblich. Beharrlich wies sie ihn zurück, was ihn nur umso mehr erregte. Deshalb versuchte er es hin und wieder mit Gewalt. Kaum aber sah er ihr tränenüberströmtes Gesicht, schrak er unwillkürlich zurück und ließ ab von ihr. Er fürchtete ihre Traurigkeit. Fürchtete mit ansehen zu müssen, wie sie zusammengesunken auf der Bettkante saß und sich mit dem Zipfel des weißen Lakens die Wangen trocken tupfte.
Wenn er sie wollte, hielt sie ihn grundsätzlich hin. Sie verbannte ihn aus ihrem Bett, kehrte ihm den Rücken zu, stand auf, ging ins Bad. Wieder zurück, löschte sie das Licht und vertröstete ihn auf den nächsten Tag. Also wartete er, bis sie eingeschlafen war. Sobald ihre Augen und Glieder friedlich ruhten, näherte er sich ihr. Und schon sprudelte sie wie ein Brunnen und überspülte ihn. Er hob ihre Brüste aus dem Nachthemd, küsste sie, sog ihren Duft ein, schmeckte das Aroma von Apfel und Jasmin. In seiner Umarmung schmolz sie dahin. Ihren Lippen entwich ein leises Stöhnen. Er verlor den Halt, glitt in sie hinein, immer tiefer, und zerfloss in ihrem Quell, ertrank. Als würde er in ihre von Dunkelheit und Geheimnis beherrschte Welt gezogen und sich auflösen, erschlaffte sein Glied. Nach kurzer Stille von Lust übermannt, fing er von Neuem an. Doch sie hustete ihn aus sich hinaus, drehte sich auf die linke Seite und schlief selig weiter.
Am Morgen war ihr von den Ereignissen der Nacht nicht das Geringste anzumerken. Das Gesicht, weiß wie eh und je, durch die Schwangerschaft nun etwas rundlich, strahlte ausgeglichen. Wann hatte sie sich frisch gemacht? Hatte sie sich, nachdem er eingeschlafen war, unbemerkt ins Bad geschlichen? Oder hatte sie tatsächlich geschlafen und sich erst am Morgen in aller Frühe gewaschen?
Einmal beging Mansûr einen großen Fehler. Sie saßen zusammen im Wohnzimmer. Er hörte Radio. Sie strickte einen Wollpullover für das erwartete Baby. Unvermittelt stand er auf und trat an sie heran. Wortlos griff er ihr an die linke Brust, beugte sich gleichzeitig hinab, fuhr ihr mit dem Mund über und mit der Hand unter die Bluse. Brüsk wie sie ihn zurück.
»Ich will sie küssen«, sagte er, hob die Brust aus der Bluse und umfing die rosige, betörend nach Apfel duftende Knospe mit den Lippen.
»Hör auf!«, rief sie mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Im nächsten Augenblicklich entspannten sich ihre Züge. Sie schnappte nach Luft, stand auf und ging.
Mansûr traute sich nicht, ihr zu folgen. Als er das Schlafzimmer betrat, lag sie zusammengekauert auf dem Bett und schlief. In jener Nacht nahm er sie, aber ohne ihre Brüste auch nur zu streifen. Ihr Körper fühlte sich warm und weich an.
»Lass das in Zukunft!«, wies sie ihn am nächsten Morgen zurecht. »Die Brüste sind nur für das Kind. Versteh das bitte!«
Drei Nächte später hörte er wieder das leise Stöhnen, kaum, dass er ihre Brüste streichelte. Taumelnd ließ er sich in den Liebesrausch fallen. Am Tage hat er nie wieder ihre Brüste angerührt. Diesem Genuss gab er sich nur noch im Dunkeln hin, wenn ihm hinter dem zartrosa Schimmer die Türen der Nacht offen standen.
Die Arme vor den Brüste gekreuzt, sprang Milia ins Meer. Sie schmeckte Salz. Überall Salz. Genau dieser Geschmack brannte ihr auch an jenem kalten Wintermorgen auf den Lippen, als sie in Zimmer 10 im Masâbki-Hotel erwachte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sank wieder in den Schlaf. An Beiruts Felsküste dagegen stand sie, die Brüste von Salzwasser umspült, reglos da und sah gebannt zu, wie Mûsa sich in den Wellen austobte. Wie er untertauchte, eine Weile nicht zu sehen war, dass sie glaubte, er sei ertrunken, dann aber unverhofft an einer völlig anderen Stelle wieder auftauchte. Sie winkte ihn zurück, doch er schwamm immer weiter hinaus.
Sie schloss die Augen und tauchte den Kopf ein. Unter
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