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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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nächsten Schritte besprachen.
    »Die Zyniks haben sie mit Dolchen, Streitkolben und Kriegshämmern versorgt«, berichtete Franklin.
    »Und sie werden von etwa fünfzig Reitern aus Malronce’ Armee angeführt«, ergänzte Floyd.
    »Haben alle die Festung verlassen?«
    »Es sieht so aus. Das Tor ist soeben geschlossen worden.«
    »Dann kann es ja losgehen.«
    Als Floyd sah, dass die beiden Schwestern in ihre braunen Mäntel schlüpften, fragte er:
    »Ihr schließt euch der Kommandotruppe an? Ist das nicht etwas … Euer Platz ist hier, ihr befehligt unsere Truppen!«
    »Es gibt keinen Grund, uns mehr zu schonen als alle anderen. Diesmal sind wir an der Reihe. Ross und Nikki übernehmen die Führung.«
    Zelie, Maylis, Tania und Melchiot verbargen ihre Gesichter unter den Kapuzen ihrer Mäntel und huschten von Baum zu Baum.
    Im strömenden Regen war es nicht schwer, ungesehen bis zur Festungsmauer zu gelangen, und um ganz sicher zu sein, dass sie nicht entdeckt werden konnten, nutzte Maylis ihre Alteration. Sie hatte sich schon immer gern versteckt – beim Spielen, wenn sie ihre Ruhe haben wollte, keine Lust auf Hausaufgaben hatte oder von ihrer Schwester genervt war. Dementsprechend hatten sich ihre Fähigkeiten nach dem Sturm entwickelt: Wenn sie sich in einen winzigen Schattenfleck stellte, konnte sie eine ganze Wolke von Dunkelheit um sich herum heraufbeschwören, in der sie völlig verschwand. Für diese Mission hatte sie extra einen Schlauch mit Leuchtkäfern umgeschnallt, um mit der Energie des Skaraheers ihren Schutzschild zu erweitern, und so waren alle vier auf dem Weg bis zu dem großen, schweren Eisentor nahezu unsichtbar.
    Zelie hingegen war ein sehr zerstreuter Mensch. Sie hing gern ihren Gedanken nach und vergaß dabei alles um sich herum. Oft träumte sie sich in die Welten der Bücher hinein, die sie verschlang. Das hatte ihr früher so manchen blauen Fleck eingetragen, weil sie sich ständig den Kopf stieß, gegen Laternenpfähle oder Türen rannte, an Tischkanten hängenblieb oder versehentlich Passanten anrempelte.
    Also hatte sie nach dem Sturm einen Schutzmechanismus entwickelt. Irgendwann stellte sie fest, dass sie nirgends mehr anstieß.
    Ihre Knie, ihr Kopf, ihre Ellbogen und Schultern glitten durch Gegenstände einfach hindurch. Nach einigen Monaten war es ihr sogar gelungen, die Hand durch ein Stück Holz zu stecken, doch härtere Materialien bereiteten ihr noch Schwierigkeiten.
    »Bist du sicher, dass du das hinkriegst?«, fragte Maylis zweifelnd.
    »Mit dem Skaraheer müsste es gehen.«
    Maylis machte sich Sorgen um ihre Schwester: Sie hatte nicht genügend geübt und riskierte ihr Leben, wenn sie die Alteration nicht richtig dosierte. Die Holzplatte, durch die sie damals hindurchgegriffen hatte, war sehr dünn gewesen. Und sie war nicht weiter gegangen als bis zum Ellbogengelenk.
    Diesmal wollte sie ein Eisentor durchqueren – mit dem ganzen Körper.
    Zelie drückte die Schläuche mit den Käfern an sich und atmete tief durch.
    »Ich schaffe das …«, murmelte sie. »Ich schaffe das …«
    Nach einer Minute, die ihnen allen vorkam wie eine Ewigkeit, schloss sie konzentriert die Augen.
    Tania spähte an der Festungsmauer hinauf und spannte für den Fall, dass sich plötzlich ein Wächter über die Brüstung beugte, einen Pfeil in den Bogen. Melchiot kauerte sich vor das Tor und presste sein Ohr dagegen.
    »Und?«, fragte Maylis.
    »Ich höre nichts, der Regen ist zu laut.«
    »Wenn meine Schwester da durchgleitet und auf der anderen Seite steht ein Soldat …«
    Melchiot hob bedauernd die Schultern.
    Plötzlich machte Zelie einen Schritt nach vorn.
    Ihre Nase verschwand im Tor, dann ihre Schultern, ihr Becken, ihre Beine … und weg war sie.

    Zuerst spürte Zelie eine klirrende Kälte auf dem Gesicht, als würde ihr Kopf in ein Becken mit Eiswasser getaucht. Dann wurde ihr ganzer Körper von einem schier unerträglichen Druck zusammengepresst, und einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, unter einer Tonne Sand zu ersticken – bis sie noch einen Schritt nach vorn machte und im Durchgang unter der Festungsmauer stand.
    Ich bin durch! Ich bin durch! Ich wusste es!
    Mehrere Laternen erhellten den großen Tunnel, der auf einen mit Pfützen bedeckten Innenhof führte. Zelie entdeckte zwei Türen in der steinernen Mauer und fuhr erschrocken zusammen, als sie neben sich eine Bewegung wahrnahm: Keine drei Meter von ihr döste ein Zynik auf einem Schemel!
    Er hatte im Schlaf die

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