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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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einen Blick darauf werfen und wissen, daß ihr unter dem speziellen Schutz der Göttin reist. Wenn sie Nahrungsmittel haben, dann werden sie euch davon abgeben, auch wenn sie selbst vielleicht nichts essen.«
    Sie hielt inne, als sie plötzlich ein ungutes Gefühl überkam.
    Wohin schickte sie Sabalahs Kinder? Welches Schicksal mochte sie erwarten? Sie befestigte die Ketten um ihre Hälse und legte ihnen ein letztes Mal die Hand auf den Kopf. »Und vergeßt nicht, wo ihr auch hingeht, ihr werdet immer auf dem Körper der Göttin Erde gehen. Wenn ihr eure eigene Mutter vermißt, versucht daran zu denken, daß die größte Mutter von allen nahe genug ist, um sie zu berühren.«
    Sie räusperte sich und bedeutete Marrah und Arang mit einer Handbewegung, sich zu erheben. »Genug davon. Ich bin viel zu alt für Abschiede, deshalb macht euch nicht die Mühe, in mein Langhaus zu kommen und mir Lebewohl zu sagen, wenn ihr morgen früh abreist. Geht einfach leise und versucht, die Hunde nicht aufzuwecken.«
    Marrah dachte, sie hätte vielleicht etwas mißverstanden. »Hast du gesagt, daß wir morgen abreisen, liebe Mutter?«
    »So ist es. Es sei denn, ihr wollt den Winter in Gurasoak verbringen. Vor ungefähr zwei Wochen sind drei Händler vom Blauen Meer hier eingetroffen. Sie haben die ganze Zeit auf eine Lieferung von Jaditäxten aus Zizare gewartet – und zwar mit viel zu wenig Geduld, wie ich sagen muß. Nachdem die Äxte jetzt geliefert wurden, wollen sie gleich morgen früh vor Morgengrauen wieder die Rückreise antreten. Ich habe sie bereits gefragt, ob sie euch drei mitnehmen werden, und natürlich werden sie es tun, obwohl sie darüber gemurrt haben, daß sie euch nach Nar führen müssen. Sie befürchten anscheinend, wenn sie den Umweg machen, könnten sie zu spät am Blauen Meer ankommen, um noch das letzte Schiff nach Osten zu erwischen, bevor die Winterregenzeit beginnt, aber schließlich haben sie eingewilligt.«
    Mutter Asha grinste. »Wie hätten sie sich auch weigern können? Ihr seid Pilger, und es ist ihre heilige Pflicht, euch sicher nach Nar zu bringen oder an jeden anderen Ort, wohin ihr zu reisen beliebt. Aber nur um ganz sicherzugehen, habe ich sie daran erinnert – in aller Höflichkeit natürlich –, daß es zwei gute Gründe gibt, um großzügigerweise nachzugeben: Erstens bringt es Unglück, einer Priesterin im Weg zu stehen, die an einem heiligen Ort beten möchte, und zweitens –« ihr Grinsen wurde noch breiter, »habe ich ihnen erklärt, daß ein Stück die Küste hinauf noch andere Händler warten, die für zwei Körbe feinster Jaditäxte alles geben würden.«
    »Aber liebe Mutter«, widersprach Marrah, »nördlich von Gurasoak gibt es keine Händler. Wir sind doch gerade erst von dort gekommen und –« Sie brach ab, als sie plötzlich begriff. »Nun, es kann natürlich sein, daß wir sie nicht gesehen haben.«
    » Ja «, meinte Mutter Asha mit todernster Miene, »es wäre leicht für euch gewesen, sie zu übersehen, besonders da das Wetter so stürmisch gewesen ist.«
    Marrah, die genau wußte, daß auf ihrer Fahrt nach Gurasoak nichts weiter als ein leichter Nieselregen geherrscht hatte, nickte ernst und stimmte zu, daß die Stürme tatsächlich schlimm gewesen seien.
    Sobald Mutter Asha sie entlassen hatte, besorgte Marrah das Frühstück für Arang und machte sich dann auf die Suche nach den Händlern. Es erwies sich als eine kurze Suche, weil in Gurasoak jedermann jederzeit über den Aufenthaltsort aller anderen Bescheid zu wissen schien.
    »Die Leute aus dem Süden sind im Gästehaus«, informierte sie ein kleines Mädchen, das nicht viel älter als Arang sein konnte, und zeigte auf ein kleines Gebäude am Rande des Dorfes. Das Mädchen kratzte sich am Ellenbogen und beäugte Marrah mit freundlicher Neugier. »Wenn du mit ihnen reden willst, dann solltest du es besser gleich tun. Meine Mama sagt, sie reisen morgen früh noch vor Sonnenaufgang zum Blauen Meer ab.«
    Marrah bedankte sich und eilte zum Gästehaus, wo sie einen Mann und zwei Frauen eifrig damit beschäftigt fand, Jaditäxte in Tragekörbe aus Weidenrohr zu verpacken. Die Körbe waren ungefähr einen Meter lang, auf einer Seite abgeflacht und fest geflochten, um Regen und Staub abzuhalten. Jeder hatte mehrere Lederriemen, die um die Brust desjenigen, der ihn trug, geschnallt werden konnten, plus einen Kopfriemen für die Balance. Es waren sechs Körbe insgesamt, wie Marrah bemerkte, fünf in Standardgröße und ein

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