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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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noch von keiner Frau gehört, die zugegeben hätte, eine Hexe zu sein.«
    »Das kommt daher, dass Ihr nicht wisst, wie eine solche Befragung vonstatten gehen muss. Es gibt sakrale Objekte in Awes. Kein Diener des Bösen erträgt es, sie auch nur anzublicken. Der Schmerz, den es ihnen und anderen verursacht, die einen Pakt mit Daeva haben, ist so unerträglich, dass sie uns alles gestehen, damit wir einen solchen heiligen Gegenstand aus ihrem Blickfeld entfernen. Wenn wir zwei oder drei Hexen zu befragen vermögen, werden wir Daevas geheimste Gedanken erfahren.«
    »Offenbar hält unser verehrter Exarch das nicht für erforder lich«, meinte Terkor.
    »Wir müssen uns umgehend nach Peteleya begeben und Bruder Ambho dazu veranlassen, uns diese verfluchte Frau auszuliefern, damit ich sie zur Befragung nach Awes bringen kann. Das Schicksal der Menschheit kann davon abhängen.«
    »Ich hole mein Pferd«, erklärte Terkor und ging.
    »Du machst das sehr geschickt, Bheid«, lobte Althalus.
    »Ich hasste es«, entgegnete Bheid. »Terkor ist ein anständiger Mann.«
    »Das ist wahr«, bestätigte Althalus. »Aber so sehr hast du ihn nun auch nicht beschwindelt. Das Schicksal der Menschheit mag durchaus davon abhängen, was wir unternehmen. Terkor tut das Richtige aus falschen Gründen - trotzdem ist es das Richtige.«
    »Ihr werdet sehr beredt sein müssen, Bruder Bheid, um Ambho zu überzeugen, Euch die Hexe Leitha zu übergeben«, sagte Terkor, während sie südwärts ritten. »Er ist dafür bekannt, dass er keine echten Beweise braucht, um Frauen der Hexerei anzuklagen und dem Feuer zu überantworten. Ihm genügen schon ein oder zwei Anschuldigungen. Ich an Eurer Stelle würde betonen, was Ihr in den Sternen gelesen habt. Wenn ich Euch recht verstanden habe, gibt es eine Verbindung zwischen der Naturkatastrophe und der Hexe von Peteleya.«
    »Ihr habt recht verstanden, Terkor. Es ist bekannt, dass die Sterne dergleichen hin und wieder tun. Ihre Botschaften sind Warnungen, die häufig auch gleich eine Lösung verbergen.« Er langte unter die Kutte und brachte seine zusammengerollte Sternenkarte zum Vorschein. »Ich sehe es mir noch einmal an.«
    »Lass es stimmen, auch wenn es nicht wirklich ganz der Fall ist«, flüsterte Althalus.
    »Ja«, wisperte Bheid zurück. »Bereitet Emmy darauf vor, dass ich vielleicht ein paar kleinere Steinlawinen brauche, um glaubhaft zu sein.«
    Der Priester von Peteleya war ein ausgezehrter, griesgrämig blickender Fanatiker. Er hatte sich in Westkweron den Ruf eines unduldsamen Hexenjägers erworben, der sich sträubte, seine Gefangene an Bheid auszuliefern, da es seiner Vorstellung zuwiderlief, was mit der Frau geschehen sollte. »Das Edikt von Awes hat keine Macht über mich, Bheid«, rief er heftig.
    »Das Edikt vielleicht nicht, Ambho«, entgegnete Bheid eisig, »doch die Sterne sehr wohl. Missachtet ihre Warnung auf eigene Gefahr. In welchem Zeichen seid Ihr geboren?«
    »Dem Eber«, antwortete Ambho ein wenig unruhig.
    »Dachte ich's mir! Die Sterne haben uns vor jenen gewarnt, die im Zeichen des Eber geboren sind.«
    »Ihr wagt es, mein Sternzeichen zu beleidigen!« Des Priesters Augen quollen aus den Höhlen.
    »Ihr Ebergeborenen seid stur! Manchmal müssen euch die Sterne um die Ohren fliegen, ehe ihr Vernunft annehmt.« Bheid warf die Hände in die Höhe. »Ich habe getan, was die Sterne befahlen. Wer nicht hören will, muss fühlen.«
    »Das Wort ist ›twet‹, Schatz«, erklärte Emmy. »Denk an ein tie fes Donnern, wenn du es sagst, aber sei vorsichtig.«
    Althalus wandte sich dem Berg zu, der auf Peteleya herabblickte. » Twei «, befahl er stumm.
    Der Donner erschallte Meilen unter der Erdoberfläche und war so tief, dass man ihn mehr spürte als hörte. Er schwand langsam nordwestwärts.
    »Was war das?«, rief Ambho.
    »Die letzte Warnung, Ebergeborener«, antwortete Bheid drohend. »Schließt Friede mit Eurem Gott. Ich fürchte, keiner von uns sieht heute Abend die Sonne untergehen, wenn Ihr Euch weiterhin weigert, mir die Hexe auszuliefern.«
    »Das war nur ein Zufall«, entgegnete Ambho abfällig.
    »Zufälle gibt es nicht, mein Bruder. Alles was geschieht, geschieht aus irgendeinem Grund. Wählt, Ambho, und wisset, dass das Leben eines jeden in Peteleya von Eurer Entscheidung abhängt.«
    Althalus stupste die Erde aufs Neue, etwas fester diesmal.
    Das splitternde Krachen, das sie nun vernahmen, erinnerte an das Ächzen gefrorener Bäume im Frost des hohen Nordens, und

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