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Altwerden ist nichts für Feiglinge - Fuchsberger, J: Altwerden ist nichts für Feiglinge

Titel: Altwerden ist nichts für Feiglinge - Fuchsberger, J: Altwerden ist nichts für Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fuchsberger
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auch auf mich gewartet.
    Am Ende der Vorstellung war Ralf meistens genauso geschafft wie ich. Bitte keine Autogramme mehr, keine gemeinsamen Fotos, nur ins Hotel, vielleicht noch ein Bier oder eine Suppe, wenn’s um die Zeit überhaupt noch etwas gibt. Sonst geht man halt hungrig in den Schlaf. Am nächsten Morgen warten wieder ein paar hundert Kilometer - auf zum nächsten Veranstaltungsort, zur nächsten Herausforderung.
    Abendliches Problem: Wie ungeschoren aus dem Theater kommen? Bis in die Garderobe hörten wir das Gekreische der weiblichen Teenies. Manchmal fand Gundel einen brauchbaren Fluchtweg, ein rettendes Fenster an der Rückseite des Theaters.
    Am Ende der Tournee spürte ich zum ersten Mal deutlich, dass meine physische Kraft für diese Art
Stress nicht mehr ausreichte. Drei Operationen mit ziemlich langer Rehabilitationszeit, das bleibt eben doch nicht in den Kleidern stecken.
    Aber da war Margit Bönisch, »Prinzipalin« der Komödie im Bayerischen Hof in München. Sie wollte den »Priestermacher« übernehmen. Ich wäre daheim, könnte tagsüber schreiben oder endlich mal nichts tun.
    Abends für zwei Stunden auf die Bühne, danach vielleicht noch mit Freunden auf ein Bier in den Palais-Keller, und dann a tempo heim, ins eigene Bett! Ralf und ich unterschrieben.
     
    Die ersten warnenden Stimmen kamen. Von unten und von oben. Gesichter von Freunden und Ärzten zeigten Besorgnis. Zuschauer meinten, sie hätten befürchtet, dass ich umkippe, ein Arzt fand die ermunternden Worte: »Sei vorsichtig, für dich haben wir keine Ersatzteile mehr!«
    Immerhin, mit fünfundsiebzig, drei Bypässen, vier Stents und einem Herzschrittmacher war ich nun wirklich kein heuriger Hase mehr. Manchmal hatte ich Angst, ich komm nicht mehr von der Kanzel runter. Auch Ralf war besorgt. Er hatte sich schon angewöhnt, mich bei der Schlussverbeugung unauffällig zu stützen.

    Der Erfolg war zu schön, hatte sich in Theaterkreisen herumgesprochen. Plötzlich standen wir vor der Frage, ob wir Angebote aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterschreiben wollen. Fünfhundert weitere Vorstellungen waren gefragt.
    Für beide, für Ralf Bauer und für mich, eine schwere Entscheidung. Die innere Stimme und die Eitelkeit sagten: »JA!« Der Verstand und der Körper sagten: »NEIN!« Gundel, meine Regierung, sagte: »NEIN!«, und zwar laut und deutlich. Der Arzt sagte: »Lieber nicht - wenn du mich fragst!« Ihn zu fragen hatte ich mir zwangsläufig angewöhnt.
    »Das kann ich nicht«, sagte Ralf Bauer, »das wären fünf Jahre, in denen ich kein Film- oder Fernsehangebot mehr annehmen könnte. Dagegen hat auch mein Management was!«
    »Fünf Jahre«, meinte Gundel, »fünf Jahre im Hotel in Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Essen, Wien und sonst wo? Oh Gott - bitte nein!«
    Verdammt, was tun?
    War’s das dann? Runter von der Kanzel, Schluss mit dem Priestermacher?
    »Gut«, sagte Margit Bönisch, »suchen wir einen anderen Partner für dich.«
    So recht konnte ich mich nicht an den Gedanken gewöhnen. Allerdings, einer aus der jüngeren Schauspielergarde
war mir schon ein paar Mal aufgefallen, Pascal Breuer.
    »Der könnte der Richtige sein. Ich möchte den ›Priestermacher‹ auf jeden Fall weiterspielen!«
    Pascal wurde ein vollwertiger Ersatz für Ralf Bauer. Ein erfahrener Bühnenschauspieler mit einigen Meriten. Es klappte auf Anhieb, die Gunst des Publikums blieb dem Stück und uns treu, für weitere sechzig Vorstellungen, dann kam eben doch das Ende.
    »Ich habe noch nie in meinem Theater ein Stück so lang gespielt!« Wir saßen mit der Prinzipalin, Margit Bönisch, beim Essen und sprachen darüber, dass langsam doch ab und zu ein paar Lücken im Parkett blieben.
    »Einige von den Abonnenten haben den ›Priestermacher‹ schon zweimal gesehen. Manche dreimal!«
    Wenn man lange genug im Geschäft ist, erkennt man am Tonfall, was die Stunde geschlagen hat.
    »Der Priestermacher« hat sechs Jahre lang die Häuser in Deutschland und die Komödie in München Abend für Abend gefüllt, jetzt würde er wohl bald von der Bildfläche verschwinden. Ein ungemütlicher Gedanke. Verwöhnt vom Erfolg will man das zuerst nicht glauben, kann sich das nicht vorstellen, was soll denn danach kommen? Gab es vorher vielleicht
schon Anzeichen dafür, dass alles irgendwann zu Ende geht?
    Ja, es gab. Da war der Chef einer großen und bekannten Produktionsgesellschaft mit Riesen-Etat, der nach der Vorstellung gönnerhaft meinte: »Doch ja, ein

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