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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
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vor einhundertundvierundzwanzig Jahren während des Krieges verloren. Und nach dem Krieg verschwanden viele der frühen Aufzeichnungen.« Harriet drehte das Com-Pad herum. »Hier, sehen Sie selbst.«
    Legroeder schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und gab eine gelblich gefärbte Sahne hinzu. An dem Kaffee nippend, las er den Eintrag.
    » Impris. Interstellares Linienschiff, das während des Kriegs der Tausend Sonnen von Faber Eridani aus regelmäßig Passagiere beförderte. Im letzten Kriegsjahr verschwand die Impris auf einem Routineflug. Für den Verlust des Schiffs gab es nie eine offizielle Erklärung; aber inoffizielle und höchst umstrittene Berichte machten für das Verschwinden der Impris einen überraschenden und feindseligen Angriff der Narseil verantwortlich, die bis dahin als Verbündete der von Menschen besiedelten Zentristischen Welten galten. (Für einen historischen Überblick siehe M ARSEIL : P ARTNERSCHAFT MIT DEN Z ENTRISTISCHEN W ELTEN : A BBRUCH DER B EZIEHUNGEN . )«

    Legroeder stieß einen brummenden Laut aus. Die Narseil hätte er nicht mit der Impris in Verbindung gebracht. Die amphibischen Narseil waren recht seltene – und nicht immer willkommene – Gäste in der menschlichen Gemeinschaft. Aber ihre Rigger galten als die besten der bekannten Galaxis, und das Narseiller Rigging Institut war führend, wenn es um das wissenschaftliche Studium und die Technik des Riggens ging. Legroeder war schon immer der Meinung, dass die Narseil den menschlichen Riggern eine Menge beibringen konnten, wenn man ihnen nur Gelegenheit dazu gab. Über die historischen Beziehungen zwischen den von Menschen und Narseil bewohnten Welten wusste er nicht viel – Geschichte war nie seine starke Seite gewesen – aber er konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Grund die Narseil die Impris hätten zerstören sollen.
    Schlückchenweise seinen Kaffee trinkend, las er weiter.
    »Während der Nachkriegswirren auf dem Heimatplaneten der Impris , Faber Eridani, gingen wichtige Informationen und etliche andere Berichte, die Aufschluss über das Verschwinden des Schiffs hätten geben können, unwiederbringlich verloren. Das Ereignis wäre längst in Vergessenheit geraten, gäbe es nicht immer noch politische Vorbehalte gegen die Narseil, eine Einstellung, die unter anderem dazu führte, dass die Erforschung des Weltraums sich verzögerte (siehe auch D IE E RKUNDUNG DER G ALAXIS : G EMEINSAME P ROJEKTE : S TAGNATION IN DER N ACHKRIEGSÄRA ). Zudem entstanden im Laufe der nächsten Jahrzehnte innerhalb der Rigger-Gemeinde seltsame Legenden, die die Impris als den ›Fliegenden Holländer des Universums‹ bezeichneten – ein Gespensterschiff, das mitsamt seiner unsterblichen Besatzung dazu verdammt ist, bis in alle Ewigkeit durch den Flux zu segeln.
    Bis jetzt liegen keine objektiven Beweise vor, um den Realitätsgehalt dieser Legenden zu unterstützen. Doch angeblich wurde das Schiff seit seinem Verschwinden vor über hundert Jahren mehrere Male von Riggern bei Routineflügen durch den Flux gesichtet. Es wird berichtet, die Rigger hätten einen flüchtigen Blick auf die geisterhafte Form des Schiffs erhascht und manchmal sogar schwache Notsignale aufgefangen. Doch die Crew der Impris antwortete niemals auf Versuche, einen Kontakt herzustellen. Eine Variante dieses Mythos führt den Verlust anderer Schiffe auf eine tödliche Begegnung mit der Impris zurück; aber auch diese Behauptungen lassen sich nicht beweisen.
    Obwohl die Legenden für die Rigger-Navigation keine praktische Bedeutung haben, bildete sich im Lauf der Jahre zu diesem Thema eine blühende Folklore aus, die nicht nur die Impris , sondern auch andere Schiffe, die als im Universum verschollen gelten, zum Thema hat; diese Geschichten ranken sich hauptsächlich um die Devonhol und die Totauri . (siehe V ERMEINTLICHE G ESPENSTERSCHIFFE : W ELTRAUM UND DIE L EGENDE VOM F LIEGENDEN H OLLÄNDER : L ITERATUR UND H OLO : F AKTEN VS F IKTION ).«
    Legroeder schwenkte den Monitor wieder in Harriets Richtung. »Das hilft uns auch nicht weiter.«
    Harriet schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, es ist ein erster Schritt.« Sie nahm sich ein Hörnchen von einem Tablett, das Vegas auf den Tisch gestellt hatte, und bestrich es mit Butter. »Essen Sie, dann fahren wir in die Stadt und sehen, was wir zu diesem Thema finden.«
    »In die Stadt fahren?«, wunderte sich Legroeder. »Wozu soll das gut sein?«
    Harriet schmunzelte und biss einen Happen von ihrem Hörnchen
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