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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
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ab.
    *

    Die öffentliche Bibliothek von Elmira befand sich in einem hohen Turm, der ursprünglich als Rathaus diente und später in eine öffentliche Bibliothek umfunktioniert wurde; eine prosaischere Angelegenheit als die Stadtverwaltung, wie manche meinten. Als sie aus dem Hoverbus ausstiegen und zu Fuß weitergingen, gestand Harriet Legroeder, wie gern sie sich in der Bibliothek aufhielt. Von zu Hause oder irgendeinem Café aus hätte sie sich in jede Datei einloggen können, doch sie liebte die Sammlung der echten hard-copy Bücher. Papier, Mylar, Pergament … ihr war es einerlei, worauf sie gedruckt waren. »Ich mag das Beständige, die Textur, den Geruch dieser alten Wälzer …«
    »Den Staub, die Staubmilben …«
    »Himmel noch mal, müssen Sie immer alles vermiesen?« Harriet lotste ihn die Treppe hoch und in den zentralen Saal der Bücherei. »Mein lieber Legroeder, manchmal finden Sie Informationen in hard-copy Büchern oder auch durch Personen, die es im Internet einfach nicht gibt.«
    Legroeder brummte abfällig.
    »Na ja, vielleicht behalten Sie ja Recht. Wir werden sehen.« Rüstig schritt sie aus. Sie durchquerten den Hauptlesesaal, vorbei an einer kleinen Galerie mit Pastellzeichnungen auf Papier – Kunstwerke der Eingeborenen. Am Ende des Lesesaals gelangten sie an eine massive Holztür, hinter der ein Korridor lag, von dem Büros und Studierzimmer abzweigten. Harriet klopfte an die dritte Tür zur Rechten. Eine einheimische Fabri blickte von ihrem Schreibtisch auf. Legroeder fand, sie sähe genauso aus wie Vegas.
    »Quoya, Mrs. Mahoney«, grüßte die Frau mit einem melodiösen Lachen. »Schön, Sie wieder-r-rzusehen.«
    »Guten Morgen, Adaria«, erwiderte Harriet. »Ob Sie uns heute wohl bei der Lösung eines Problems behilflich sein könnten?«
    »Ha, ich bemühe mich doch immer-r-r, oder etwa nicht? Welches Thema inter-r-ressiert Sie denn dieses Mal? Exotische Kochr-r-rezepte aus den Gar-r-rssen Ber-r-rgen? Das Tierleben in den Zir-r-ruswolken? Die Ar-r-rchitektur der alten Erde?«
    Harriet lächelte. »Nein, danke. Mein Freund Legroeder und ich suchen nach alten Informationen, die nicht mehr im Umlauf sind, und ich dachte mir, vielleicht könnten wir in einem der Originalberichte, die noch auf Papier gedruckt sind, fündig werden.«
    »Natürlich«, erwiderte Adaria und schenkte ihnen ein zahnloses Lächeln; anstatt eines Gebisses besaßen die Fabri Gaumenplatten zum Zerkleinern von Nahrung. »Und wonach suchen Sie?«
    »Nun ja – wir hofften, Sie könnten uns ein paar aufschlussreiche Hinweise über die Impris besorgen, dieses legendäre Sternenschiff. Wie Sie wissen, war Faber Eridani sein Heimathafen. Aber bis jetzt bin ich auf keine Aufzeichnungen von Belang gestoßen.«
    Adaria lehnte sich leicht zurück. »Ffff. Und in den Hauptdateien haben Sie nichts gefunden?«
    »Nichts, was der Rede wert wäre. Deshalb dachten wir, die Originalberichte könnten eventuell ergiebiger sein.«
    »Ahh. Es ist sicher nicht ganz einfach, an diese Originale heranzukommen. Wenn Sie bitte hier warten wollen …«
    Ein bisschen hektisch stand die Bibliothekarin auf und eilte den Korridor hinunter. Als sie wenige Minuten später zurückkam machte sie einen aufgeregten Eindruck. »Ich habe mit dem Direktor des Archivs gesprochen. Diese Dokumente waren sehr alt und wurden leider schon vor Jahren aus der Sammlung entfernt.« Sie schnaufte ein paarmal.
    Aufmerksam legte Harriet den Kopf schräg. »Das tut mir Leid. Stimmt etwas nicht, Adaria?«
    »Wie bitte? Ffff – nein alles bestens. Das heißt, ich glaube, dass alles in Ordnung ist. Aber meine Frage schien den Direktor aus irgendeinem Grund zu beunruhigen. Warum, weiß ich nicht.« Nervös plusterte die Bibliothekarin einen ihrer rudimentären Flügel auf.
    »Ich verstehe.« Harriet zog die Stirn kraus. »Wissen Sie zufällig, warum diese Dokumente fortgeschafft wurden?«
    Adaria blickte verunsichert drein. »Meistens geschieht das, wenn keiner mehr nach ihnen fragt. Unterlagen, die ohnehin niemand liest, werden nicht ewig hier aufbewahrt.«
    Legroeder mischte sich ein. »Merkwürdig. Das Schiff stammte von Faber Eridani. Jemand muss sich doch für seine Geschichte interessiert haben – und wenn nur, um die Legende als Touristenattraktion zu vermarkten.«
    »Eine berechtigte Fr-r-rage«, räumte die Fabri ein. »Ich erinnere mich, dass die private Presse ein paar Artikel zu diesem Thema veröffentlichte. Aber sie schienen nicht viel Beachtung zu finden.
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