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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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fliegen.
    Hy strich sich jetzt den Schnurrbart
und betrachtete sie sinnierend. »Okay«, sagte er, »ich biete dir einen Deal
an.«
    »Was?« Mißtrauisch.
    »Du fliegst — aber nur, wenn ich vorher
den Check mache.«
    »Mein Mechaniker und ich —«
    »Nein, diesmal nicht. Es könnte sein,
daß sich jemand an deiner Maschine zu schaffen macht, und wenn irgendwer die
Anzeichen erkennt, dann ein ausgefuchster alter Mechaniker wie ich.«
    Sie schwieg.
    »Also?«
    »Mein Gott, du hast wohl zu lange diese
Abenteuerspielchen gespielt!«
    »Versuch du nicht, nun den Vogel Strauß
zu spielen.«
    Ich sagte: »Er hat recht, Matty. Und
das wissen Sie auch.«
    »Ach, verdammt!« Sie warf kapitulierend
die Arme in die Luft. »Macht, was ihr wollt. Alles, was ich will, ist fliegen.«
    »Gute Entscheidung, Ms. Wildress.« Er
stand auf, zog sie hoch und umarmte sie wieder. »Jetzt solltest du zusehen, daß
du ein bißchen Schlaf kriegst. Wir müssen morgen schon früh auf den Flugplatz.«
Und zu mir sagte er: »Gehen wir, McCone. Wir haben noch einiges zu regeln.«
     
    Die Motelbar war gerammelt voll, aber
Hy und ich schafften es, eine Ecknische zu erobern. Während ich Drinks
bestellte, inspizierte er die Gratis-Hors d’œuvres und kam mit zwei Tellern
voller Fleischklößchen und Taquitos, Hühnerflügeln und Pizza-Rolls zurück. Es
war offenbar alles mikrowellenerhitztes Tiefkühlzeug — nicht zu vergleichen mit
der hausgemachten Lasagne bei Rae und Ricky, die wir verpaßt hatten.
    Er sah meine skeptische Miene und
sagte: »Ja, ich weiß, aber es gibt nichts anderes, weil das Restaurant schon zu
hat. Absurde Zeit zum Zumachen. Kann ich mal dein Handy benutzen?«
    Ich zog es aus meiner Handtasche,
reichte es ihm und sah mich um, ob jemand an den Nachbartischen etwas gemerkt
hatte. Was ich überhaupt nicht ausstehen kann, ist die ostentative
Handy-Telefoniererei in Restaurants, Geschäften und Supermärkten. Letzte Woche
erst hatte mein Handy gepiept, als ich gerade im Safeway eine reife Avocado
aussuchen wollte, und vor Verlegenheit wäre ich fast hinter eine Hürde Kürbisse
gehechtet. Niemand guckte her, als Hy das San Franciscoer Büro von Renshaw und
Kessell International — der Unternehmensschutzfirma, an der er zu einem Drittel
beteiligt war — anrief und einen Wachtposten zu dem Haus in Seacliff abstellen
ließ. Dann rief er dort an und sprach mit Ricky, der im letzten Sommer
reichlich Erfahrung mit der Arbeit von RKI gemacht hatte. Als Hy das Handy
zuklappte und mir zurückgab, fragte er: »Hast du eine Waffe dabei?«
    »Ja.« Ich tätschelte meine Handtasche.
»Matty klang am Telefon so panisch, daß ich meine Achtunddreißiger mitgenommen
habe.«
    »Gut. Wir müssen Matty vor und nach dem
Flug schützen. Wenn wir deine Waffe haben, brauche ich nicht erst eine aus
unserem hiesigen Büro zu requirieren.«
    »Glaubst du, hier hat es wirklich
jemand auf sie abgesehen?«
    »Schwer zu sagen, wenn wir keinen
blassen Schimmer haben, was eigentlich läuft.«
    »Also, was wissen wir überhaupt?« Ich
schlang ein Fleischklößchen hinunter und begann, die einzelnen Punkte an den
Fingern abzuzählen. »John Seabrook ist ein Mann, dessen Vergangenheit nur zehn
Jahre zurückreicht. Ein Mann, der sich mit einer Weihnachtsbaumfarm über Wasser
zu halten versucht und kein Geld hat, die Küche renovieren zu lassen — der aber
siebzigtausend Dollar lockermachen kann. Er hat sein Verschwinden
offensichtlich erst zwei Tage vorher geplant. Die Vorbereitungen sollten unter
anderem gewährleisten, daß Matty das Geld in bar zur Verfügung hat, falls er
bis zu einem bestimmten Datum nicht wieder zurück ist. Daß die Überweisung
erfolgt ist, impliziert, daß sein Vorhaben irgendwie schiefgelaufen ist. Und er
behauptet, Mattys und Zachs Leben sei in Gefahr.«
    »Und kündigt an, er werde sie finden,
wenn er ›das hier‹ überleben würde.«
    »Wenn er was überleben würde?«
    »Weiß der Himmel.« Seine Mundwinkel
zogen sich grimmig nach unten.
    Ich aß einen schlaffen Taquito und
probierte dann einen Hühnerflügel. Gräßlich. Die Pizza-Rolls waren unwesentlich
besser. Hy schien nicht willens, die Situationsanalyse fortzusetzen, also sah
ich mich in der Bar um, während ich das Junk-Food mit Wein hinunterspülte. Die
Bar war voll von lebhaft diskutierenden Leuten in Freizeitkleidung, und ich
hätte wetten können, daß viele Flieger darunter waren, die zu der Flugshow
wollten.
    Man erkennt es leicht, wenn Flieger
sich übers Fliegen

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