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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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Wunderbares passieren wird. «Du kannst deinen Text», hat Miller zu ihr gesagt. Und wie er sie dabei angeschaut hatte! So anders als sonst, so …
    Am Abend vor der Vorstellung geht sie in die Garderobe, außer ihr ist noch niemand da. Sie zieht sich ihr Kleid an, drückt sich den Reifen ins Haar. Dann stellt sie sich ans Fenster und schaut hinaus auf den Hof, der im Dunkeln liegt. Nur die Straßenlaterne vor dem Tor spendet etwas Licht. Jetzt hält ein Wagen, sie ahnt, wem er gehört. Richtig, im Schein der Laterne sieht sie Miller, er geht über den Hof und blickt nach oben, hoch zu dem einzig erleuchteten Fenster. Hat er sie erkannt? Sein Schritt beschleunigt sich, nun rennt er fast über den Hof. Die Tür zur Garderobe wird aufgerissen. Langsam dreht sie sich um.
    «Gott sei Dank», stößt Miller aus. Sein Gesicht ist bleich und angstverzerrt.
    «Ist was passiert?», fragt sie mit einem überlegenen Lächeln.
    «Nein, es ist nichts passiert», sagt Miller «Aber es hätte etwas passieren können. Dir hätte etwas passieren können.»
    Sie wirft den Kopf nach hinten. «Ach so, der Maskenmann. Der soll ruhig kommen, ich fürchte mich nicht.» Sie lacht.
    Miller kommt näher, steht jetzt so dicht neben ihr, dass sie sein Rasierwasser riechen kann, herb und holzig und doch frisch. Ihr wird ganz schwindlig, aber sie lässt sich nichts anmerken, sondern lacht weiter.
    «Bitte, bitte lach mich nicht aus», sagt Miller leise. «Ich ertrage es nicht, wenn du dich über mich lustig machst.»
    «Ich mache mich nicht über Sie lustig, wirklich nicht.»
    «Als ich dich da oben am Fenster stehen sah, überfiel mich eine schreckliche Angst. Angst davor, dass dir etwas zustoßen könnte, und da ist mir klargeworden –»
    Er bricht ab und sieht sie nicht an.
    «Was ist Ihnen klargeworden?»
    «Mir ist klargeworden, dass ich dich liebe. Ich liebe dich, wie ich noch nie in meinem Leben geliebt habe.»
    Sein Gesicht kommt ihr nun ganz nah, schon spürt sie seine Lippen, sie öffnen sich leicht und –
    «Maahta, Maahta, erzählst du mir ein Märchen?» Poppy stürzt ins Zimmer und wirft sich auf Marthas Bett. Sie trägt einen Schlafanzug mit kleinen bunten Fischen darauf.
    «Dein Papa bringt dich gleich ins Bett und liest dir was vor.»
    «Papa kann nich. Der Mann ist wieder da.»
    «Welcher Mann?», fragt Martha. Sie hat gar nicht gehört, dass es geklingelt hat.
    Neugierig geht sie in den Flur und hört Stimmen aus dem Wohnzimmer. Die eine gehört der Glatze und die andere kommt ihr ebenfalls bekannt vor.
    Ihre Mutter tritt neben sie und fasst sie am Arm. «Geh da jetzt bitte nicht rein, Martha.»
    «Aber das ist doch –»
    «Ja, das ist der Kommissar.» Constanze zieht Martha mit sich in die Küche.
    «Was will der denn von Johannes?», fragt Martha verwirrt.
    Ihre Mutter seufzt. «Du wirst es ja doch erfahren. Johannes war Patient bei Frau Dr. Dernburg.»
    «Was?»
    «Ja, damals nach dem Unfall seiner Frau ging es ihm so schlecht, dass er sich professionelle Hilfe gesucht hat. Leider ist er mit der Dernburg an die Falsche geraten. Er war auch nur ein paarmal da und hat die Therapie dann abgebrochen.»
    «Und warum hat er das nie erzählt?», fragt Martha.
    «Weil es ihm peinlich war, darum», sagt Constanze und runzelt die Stirn. «Deswegen haben wir ja neulich gestritten, weil ich ihm Vorwürfe gemacht hab, dass er das nicht gleich der Polizei gesagt hat. Jetzt sieht’s ja fast so aus, als ob –» Sie bricht ab.
    «Als ob er was zu verheimlichen hätte», beendet Martha den Satz.
    «Allerdings», sagt ihre Mutter bitter. «Sie haben seine Unterlagen in der Praxis von der Dernburg gefunden, und da er im gleichen Haus wohnt, ist er natürlich verdächtig.»
    «Maahta!», ruft Poppy. «Maahta, kommst du?»
    «Könntest du Penelope ins Bett bringen, ich hab jetzt einfach nicht die Nerven dafür», bittet Constanze. «Ausnahmsweise.»
    «Ausnahmsweise, ausnahmsweise», knurrt Martha, als sie in ihr Zimmer zurückkommt.
    «Ausnamsleise, ausnamsleise», singt Poppy vergnügt. «Ausnamsleise bringst du mich ins Bett, Maahta. Ausnamsleise.»
    Wider ihren Willen muss Martha lachen.
    «Ab in dein Bett, du Quälgeist, und wenn du brav drinliegst, dann erzähle ich dir ein Märchen, aber nur eins, verstanden?»

14.
    A ls Jill am Freitagmorgen in die Klasse kommt, sieht Martha sofort, dass ihre Freundin stinksauer ist.
    «Simon, dieses Oberarschloch, ist krank», sagt sie.
    «Er kann nicht spielen?»
    «Nein, es sei denn, wir

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