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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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verlassen?«
    Alois sah Kull schief an. »Sag einmal, du möchst schon heut noch aufs Kienhörndl, oder?«
    »Herrgott nochmal, Sie sturer Ochse!«, platzte Kull heraus. »Muss man Ihnen eigentlich jedes Wort aus der Nase zie…?«
    »Ich glaub, da fängt einer fast an, mir zu gefallen«, fiel ihm der Bergführer ins Wort, gefährlich ruhig. »Wie heißt du mich?«
    Der Ermittler rollte die Augen zum Himmel. »Was soll denn das jetzt?!«
    »Wie du mich heißt«, beharrte Alois. Er sah an Kull vorbei zum Gipfel. »Kannst gern allein weitergehen, wenns dir lieber ist. Allerdings ist der Steig da oben nicht mehr markiert. Und es gibt ein paar haarige Stellen, wo es über hundert Meter senkrecht hinabgeht.«
    Mimosen!, dachte Kull, alles Mimosen! Was ist das nur für ein Volk? Da plauderst du ganz normal mit den Leuten, und schon sind sie eingeschnappt!
    Aber noch durfte er es sich mit diesem Mann nicht verscherzen. Den Steig zurück würde er allein kaum mehr finden. Und vielleicht konnte er seinem Begleiter doch noch Informationen entlocken. Oder auch nur Hinweise auf Gerüchte, die im Dorf die Runde machten, Klatsch, wer mit wem verbündet oder verfeindet war.
    Er warf die Hände in gespielter Verzweiflung in die Höhe. »Jetzt … aber das meinte ich doch nicht … ich wollte doch … Himmel, jetzt seien Sie doch nicht gleich so empfindlich, Herr Alois. Ist doch lächerlich!«
    »Möchst allein weitergehn oder krieg ich eine Antwort?«
    Der Ermittler schluckte. »Gut«, lenkte er ein. »Entschuldigung. Sie müssen verstehen … Ich … ich bin ein bisschen überanstrengt. Es war nicht so gemeint. Wirklich.«
    Der junge Mann nickte befriedigt. »Ist ja bloß, dass wir uns verstehn, gell?«
    »Natürlich.« Kull räusperte sich.
    Alois klopfte seine Pfeife aus. »Packen wirs wieder?«
    »Sofort«, sagte Kull. Er drehte sich um und marschierte zum höchsten Punkt des Plateaus.
    Den Hut fest auf den Kopf gedrückt und sich gegen den Wind stemmend, starrte er in die Tiefe. Auf dem Hang unter ihm waren keine Anschleifspuren zu erkennen.
    Der Ermittler überlegte. Hätte sich die Maschine wegen eines Maschinenschadens im Gleitflug befunden, wäre zu rasch gesunken und dann auf den Bergvorsprung geprallt, hätten sich an dieser Stelle deutliche Aufprallspuren, vielleicht sogar noch einige Wrackteile befinden müssen. Hätte die Junkers das Felshindernis im Gleitflug dagegen nur gestreift und wäre anschließend abgestürzt, müsste sie im östlichen Bereich des Plateaus aufgeprallt sein. Aber auch dort – es war die Stelle, an der sie den Unglücksort betreten hatte – war nichts zu erkennen gewesen. All das ließ nur eine Erklärung zu: Die Junkers musste wie ein Stein vom Himmel gefallen sein.
    »Haben wirs dann langsam?«, hörte er Alois’ Stimme in seinem Rücken. »Ich hab fei schon auch noch was anderes zum Tun, gell?«
    »Ja doch, Herrgott nochmal!«, brüllte Kull hinab. Er ließ seinen Blick noch einmal über die Landschaft schweifen. Dann stapfte er nach unten. Der junge Mann erhob sich.
    »Sie scheinen es wirklich nicht gerade drauf anzulegen, dass man Sie als Bergführer weiterempfiehlt«, fauchte ihm Kull entgegen.
    »Wollt bloß wissen, wie langs noch dauert«, entgegnete der junge Mann unbeeindruckt. »Außerdem bin ich keiner, wo den Fremden in den Arsch kriecht.«
    »Derartige Intimitäten habe ich auch nicht von Ihnen verlangt, ja? Warum schlagen Sie eigentlich ein, wenn Ihnen das alles zuwider ist?«
    »Weils bei mir momentan mit dem Zins ein bisserl knapp ist.« Alois rieb Daumen und Zeigefinger. »Die hiesige Sägmühl hat uns alle ausgestellt.«
    »Wie das?«
    »Wir wollten ein paar Pfennig mehr, was sonst?.«
    »Bedauerlich für Sie. Aber dafür bin ich nicht verantwortlich.«
    Der junge Mann zuckte die Achseln. »Weiß schon«, meinte er. »Aber besser aufgelegt bin ich deswegen auch nicht.«
    »Das ist mir durchaus nicht entgangen. Deshalb schlage ich vor, wir brechen unseren romantischen Ausflug an dieser Stelle ab, d’accord?« Er sah zum Gipfel. »Zum Fotografieren bräuchte ich eh ein anderes Licht.«
    Und ich habe genug gesehen, dachte er. Keine Notwendigkeit, mich noch länger mit diesem maulfaulen Rüpel abzugeben.
    Alois stand auf. »Aber beim Geld bleibts, gell? Ist schließlich nicht meine Schuld, wenn einer nicht weiß, was er möcht.«
    Der Ermittler winkte ab. »Können Sie behalten.«
    »Dann sag ich merci.« Alois schulterte gleichmütig seinen Rucksack und wandte sich zum

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