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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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sanfter Stimme das Wort. »Sie können Dillon vertrauen, Rhia. Er ist hier, um uns zu helfen. Bitte verraten Sie uns, was Sie denken.«
    Dass sie Laurence vertrauen konnte, glaubte sie eigentlich schon. Und wenn er sagte, dass sie mit diesem Journalisten sprechen sollte, dann musste sie das wohl tun. »Er schien sich Sorgen zu machen.« Über Ryans finanzielle Lage würde sie nichts sagen, das ging ihn nun wirklich nichts an.
    Dillon nickte nachdenklich. »Und was war mit diesem Brief, Blake?«, erkundigte er sich bei seinem Freund. Laurence sah Rhia beinahe entschuldigend an.
    »Er hatte einen Brief von Josiah bekommen. Antonia weiß nichts davon – sie würde sich sonst nur Sorgen machen. Er hatte ihn in Bombay abgeschickt und nur wenige Tage vor seinem Tod durch Ertrinken verfasst. Ryan hat mir nicht mehr anvertraut, als dass der Inhalt äußerst besorgniserregend war.«
    Dillon nickte bedächtig. »Wir sollten versuchen, den Brief vor Scotland Yard zu finden.«
    Rhia starrte aus dem Fenster. Gerade fuhren sie über eine Brücke, und sie wünschte sich wirklich, sie könnte sich an dem Jahrmarktstreiben der Boote auf der Themse und den eleganten Türmen und Erkern von London erfreuen. Als sie den Fluss überquerten, spürte sie Dillons Blick. Sie hatte keinen guten Eindruck gemacht, und es war ihr egal.

14
    E LFENBEIN
    Die Droschke bog in eine Gasse ein, die zwischen zwei Lagerhäusern aus roten Ziegeln hindurchführte. Eine Gruppe von Straßenmädchen warf sich hoffnungsvoll in Positur. Büsten wurden angehoben und Hüften geschwenkt. Doch als klarwurde, dass die Droschke wegen anderer Geschäfte zum China Wharf gekommen war, sackten sie in sich zusammen und nahmen ihren Klatsch wieder auf.
    Vor einer unscheinbaren schwarzen Tür hielten sie an, und Rhia sprang aus der Droschke, froh, dem bedrückenden Schweigen zu entkommen. Der Geruch von Pferden und Leder hing in ihrer Kleidung.
    Mrs Bribb, blass und gequält, öffnete ihnen von Kindern umringt die Tür. Als Mr Dillon sich und seine Begleiter vorstellte, war sie sichtlich erleichtert. Sie folgten ihr eine Wendeltreppe aus geschwärztem Eisen nach oben, wo es unverkennbar nach roher Seide roch.
    Vor der einzigen Tür auf dem Treppenabsatz klimperte Mrs Bribb auf der Suche nach dem passenden Schlüssel mit einem großen Bund. Zischend versuchte sie die Kinder zum Schweigen zu bringen, die mitgekommen waren, weil sie die Leiche sehen wollten, wie Rhia plötzlich begriff.
    »Könnten Sie uns bitte sagen, Mrs Bribb, wie Sie ihn vorfanden?«, erkundigte sich Dillon vorsichtig, als sie mit dem richtigen Schlüssel zu zögern schien. Rhia versuchte, sich für den kommenden Anblick zu wappnen.
    »Ich hab eigentlich gemeint, er wär am Dienstag abgereist, weil ich die Tür gehört hab. Aber wie ich heut früh zum Putzen kam – das mach ich immer, wenn Mr Mahoney weg is, da hatter am Boden gelegen mit so ’ner alten Pistole in der Hand. Lieber Himmel, ich zitter immer noch vor Schreck. Ich hab nix angelangt, hätt ich mich nie getraut, wo da ein Toter liegt.« Sie drehte den Schlüssel im Schloss, und die Tür ging knarrend auf.
    Sie betraten einen Wald aus riesigen, frei stehenden Stoffballen in jeder nur vorstellbaren Farbe und von allen erdenklichen Mustern, aus Indien, China, Frankreich und Amerika. Es gab Devoré, Brokat, Kammgarn, Batist und Damast. Neben der Tür lagen auch einige Ballen am Boden, noch mit Sackleinen und Strick verpackt, als wären sie erst geliefert worden. Spontan beugte sich Rhia über einen Ballen und zog ein Stück Sackleinen zur Seite. Darunter kam Seide zum Vorschein, bestickt mit einem Muster aus wirbelndem, herbstlichem Laub. Eingerollte Blätter. Das Muster war beinahe identisch mit dem, das sie vergangene Nacht gemalt hatte. Ihr Traum von Ryan fiel ihr wieder ein, und sie erschauerte. Rasch folgte sie den anderen zwischen den stehenden Tuchballen hindurch, jedoch ohne ihnen wirklich Beachtung zu schenken. Sie konnte sich nicht daran erfreuen.
    Mr Dillon führte sie souverän auf die Lichtquelle an der gegenüberliegenden Wand zu, und Rhia fragte sich, wann er das letzte Mal hier gewesen war und was er wohl damals mit Ryan zu besprechen hatte. Inzwischen war ihr klargeworden, dass sich der Raum über den gesamten zweiten Stock des Lagerhauses erstreckte.
    Der Körper von Ryan Mahoney befand sich vor einem gewaltigen Schreibtisch aus Mahagoni. Er lag auf dem Bauch, die Arme im rechten Winkel erhoben, als hätte er sich im Fallen noch

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