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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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und wäre beinahe aus der Haut gefahren, als sie sich umdrehte, um nach dem Kopf des Pferdes zu greifen, und Vi hinter sich stehen sah, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Beide Male schlug Vi sie. Sie gab acht, das Mädchen nicht zu verletzen. Keine gebrochenen Knochen und Narben für dieses Kind. Sie fragte sich, ob sie zu nachsichtig mit dem Mädchen umging, aber sie hatte noch nie zuvor ein Kind geschlagen. Vi war es gewohnt, Männer zu töten, war es gewohnt, ihren Muskeln magische Stärke zu verleihen und es ihren Opfern zu überlassen, mit den Konsequenzen fertig zu werden. Wenn sie das mit Uly machte, würde das Kind sterben. Und das passte nicht in Vis Pläne.
    Am dritten Tag ging es Uly nicht gut. Sie hatte noch immer keinen Schluck getrunken. Sie verweigerte alles, was Vi ihr anbot, und die Kräfte verließen sie. Ihre Lippen waren rissig und ausgedörrt, ihre Augen rot. Vi konnte nicht umhin, eine widerstrebende Bewunderung zu empfinden.
    Das Mädchen war zäh, da gab es keinen Zweifel. Vi konnte Schmerzen besser ertragen als die meisten Menschen, aber sie hasste es, nichts zu essen. Als sie zwölf war, hatte Hu ihr regelmäßig Nahrung vorenthalten und ihr nur eine einzige
Mahlzeit am Tag gegeben, »damit sie nicht fett wurde«. Er hatte sie wieder auf volle Mahlzeiten gesetzt, als er zu dem Schluss gekommen war, dass alles in ihre »Titten« ging. Aber schlimmer als der Hunger waren die Male, da er ihr Wasser vorenthalten hatte, weil er gedacht hatte, sie sei faul.
    Der Bastard hatte nie begriffen, was die Krämpfe einer Frau bedeuteten.
    Sie hatte so tun müssen, als mache der Durst ihr nichts aus, denn sie hatte gewusst, dass dies zu seiner Lieblingsbestrafung werden würde, wenn sie sich etwas anmerken ließ.
    »Hör mal, Uly«, sagte sie, als sie kurz vor Sonnenaufgang in einem kleinen Tal ihr Lager aufschlug. »Es ist mir scheißegal, ob du stirbst. Du bist mir lebend von größerem Nutzen als tot, aber der Unterschied ist nicht groß. Kylar wird mir nach Cenaria folgen, so oder so. Du dagegen würdest Kylar wahrscheinlich gerne wiedersehen, nicht wahr?«
    Uly starrte sie mit eingefallenen, hasserfüllten Augen an.
    »Und ich schätze, er würde dir in den Hintern treten, wenn du für nichts und wieder nichts stirbst. Also, wenn du weiter hungern willst, wirst du ziemlich bald sterben. Morgen werde ich dich am Sattel festbinden müssen, und du schaffst es vielleicht nicht durch die Nacht. Das wäre eine Unbequemlichkeit für mich, aber Kylar würde es mehr verletzen. Wenn du lieber wie ein Kätzchen sterben als am Leben bleiben und gegen mich kämpfen willst, nur zu. Aber du beeindruckst niemanden damit.«
    Vi legte einen Wasserschlauch vor Uly hin und begann die Pferde festzubinden. Jetzt machte sie sich keine Sorgen mehr, dass Uly fliehen könnte. Das Mädchen war zu schwach. Aber Vi versiegelte die Seile dennoch mit Magie. Heute würde sie schlafen, verdammt noch mal.

    Die gewellten Hügel waren mit Wäldern bedeckt, die ab und zu von einem kleinen Dorf inmitten von Feldern unterbrochen wurden. Die Straße war jedoch immer noch breit, und es herrschte einiger Verkehr. Sie waren hervorragend weitergekommen. Es war unmöglich zu sagen, wie weit sie von Kylar entfernt waren, aber Vi hatte Dörfer gemieden, und sie zweifelte nicht daran, dass Kylar kostbare Stunden auf sie verschwendet hatte. Gestern Abend hatte sie die Pferde gewechselt. Wenn Kylar irgendwie herausfand, welche Spuren unter den vielen anderen ihre waren, würde er in die Irre geführt werden.
    Da sie aber mit solcher Geschwindigkeit reisten, waren sie auch zahlreichen anderen Gruppen begegnet, und obwohl sie sich mit einem formlosen Umhang verhüllen konnte, der ihr Geschlecht und ihre Identität verbarg, war es unmöglich zu verbergen, dass Uly ein Kind war. Es wäre aber genauso wenig möglich, ungesehen über die kahlen Hügel zu reiten, die sie bisher passiert hatten. Im Allgemeinen waren sie einfach an den Wagen der Händler und den Karren der Bauern vorbeigestürmt. Das konnte gut gehen oder auch nicht. Auf der Straße kamen sie besser voran, aber die Wahrscheinlichkeit, erkannt zu werden, war dort größer.
    Sie hatte nur ein einziges Mal Berührung mit Kylar gehabt: Als sie im Hause der Drakes versucht hatte, ihn zu töten. Ironischerweise hatte König Gunder Vi, die versucht hatte, seinen Sohn zu ermorden, den Auftrag erteilt, Kylar zu töten, der versucht hatte, ihn zu schützen.
    Schon an dem Tag, an dem sie den Auftrag

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