Am Rande Der Schatten
erschöpft. Die Cenarier sind nicht befriedet. Du bist in deiner Uurdthan gescheitert.«
»Euer Heiligkeit«, sagte Tenser und fiel auf die Knie. »Bitte. Ich werde alles tun. Benutzt mich, wie auch immer es
Euch gefällt. Ich diene mit ganzem Herzen, ich schwöre es. Ich werde alles tun.«
»Ja«, erwiderte Garoth. »Das wirst du.«
Aus sich heraus war Tenser nichts Besonderes. Er hatte seine Ausbildung überlebt, mit knapper Not. Aber er war kein Sohn von Garoths Seele. Er würde es niemals sein. Er würde niemals sein Erbe sein. Aber das wusste Tenser nicht. Und wichtiger noch, Moburu wusste es auch nicht.
»Neph, wo ist die jungfräuliche Königin?«
»Euer Heiligkeit«, antwortete der verhutzelte Vürdmeister, »sie erwartet Euer Vergnügen im Nordturm.«
»Ah, ja.« Nicht dass Garoth es vergessen hätte, aber er wollte Neph nicht wissen lassen, wie sehr das Mädchen ihn faszinierte.
»Ich könnte auf der Stelle nach ihr schicken lassen, wenn es Euch gefällt, sie zu opfern«, sagte Neph.
»Die beiden würden eine hübsche Opfergabe für Khali abgeben, wenn sie ihren neuen ras bezieht, nicht wahr?«, fragte Garoth. Aber er würde Jenine nicht hergeben, und er brauchte Tenser, damit dieser Moburu ablenkte. »Mein Same, ich setze große Hoffnungen in dich«, verkündete Garoth. »Der Tod Baron Kirofs war nicht deine Schuld, daher gefällt es mir, dir eine zweite Chance zu geben. Geh und richte dich präsentabel her, damit du aussiehst wie mein Sohn, und dann hole mir diesen Logan Gyre. Ich werde ihm kein zweites Mal erlauben, vor meiner Nase zu entkommen. Ich werde dir deine neue Uurdthan später geben.«
Sobald sich die Tür hinter Tenser schloss, wandte Garoth sich Vürdmeister Dada zu. »Bring ihn in den Schlund und lass ihn einen Ferali bauen, neben dem seines Bruders. Hilf ihm und rühme seine Arbeit vor Moburu. Tu so viel selbst, wie du tun musst. Und nun schick Hu Gibbet herein.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es funktionieren wird«, sagte Schwester Ariel. Der Wald war jetzt zur Gänze dunkel, bis auf das Licht ihrer Magie. »Aber wenn ich richtig beobachtet habe, sollte es dir besonders leicht fallen, diese Form von Magie aufzunehmen. Nimm einfach so viel, wie du kannst.«
»Und was dann?«, fragte Kylar.
»Dann rennst du.«
»Ich renne? Das ist das Lächerlichste, das ich je gehört habe.« Du sprichst, wenn du zuhören solltest , hallte die Stimme des Wolfs in seinem Kopf wider. Er knirschte mit den Zähnen. »Entschuldigung. Erzählt mir mehr.«
»Du wirst nicht müde werden … denke ich. Du wirst trotzdem einen Preis für jeden Teil deiner eigenen Magie bezahlen, den du benutzt, aber du wirst nicht annähernd so viel für das bezahlen, was du von mir nimmst«, erklärte Schwester Ariel. »Ich bin bereit. Bist du es auch?«
Kylar zuckte die Achseln. Die Wahrheit war, er fühlte sich mehr als bereit. Seine Augen kribbelten auf die gleiche Weise, wie sie gekribbelt hatten, als er den ersten Ka’kari gebunden hatte. Er rieb sie sich abermals.
Ich werde mächtiger. Der Gedanke war eine Offenbarung. Er hatte während seines Trainings auf den Dächern gelernt, seine Magie besser zu kontrollieren, aber dies war etwas anderes. Dies war anders, und er hatte es schon einmal wahrgenommen.
Er hatte es jedes Mal wahrgenommen, wenn er gestorben war. Wann immer er starb, dehnte seine Magie sich aus, und auch in seiner visuellen Wahrnehmung veränderte sich etwas. Der Gedanke hätte ihn mit Jubel erfüllen sollen. Stattdessen spürte er die kalten Fingerspitzen des Todes, die über seinen nackten Rücken strichen.
Es muss einen Preis geben. Es muss einen geben. Natürlich, es hatte Kylar bereits Elene gekostet. Der Gedanke verursachte ihm aufs Neue Qualen. Vielleicht war der Preis lediglich ein menschlicher.
Der Wolf hatte davon gesprochen, dass Durzo eine Ketzerei begangen habe, die noch schlimmer gewesen sei, als Geld zu nehmen, um zu sterben. Hatte Durzo Selbstmord begangen? Ja. Kylar war sich dessen gewiss. Hatte er es nur aus Neugier getan? Aus einem Verlangen nach Macht heraus? Oder hatte er das Gefühl gehabt, in der Falle zu sitzen? Selbstmord war unmöglich.
Für einen Mann, der so unglücklich, so einsam, so isoliert war, wie Durzo es gewesen war, musste es grässlich gewesen sein, an das Leben gekettet zu sein. Oh, Meister, es tut mir so leid. Ich habe es nicht verstanden. Und einfach so riss die rohe Wunde, die Durzos Tod war, von neuem auf. Die Zeit hatte nur wenig
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