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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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Vitória sah
unentschlossen das Essen an. Sie verspürte nicht den geringsten Appetit. Keine
Einzige dieser Leckereien reizte sie. Im Gegenteil – allein der Gedanke daran,
irgendetwas essen zu müssen, erfüllte sie mit Widerwillen.
    »Sinhazinha, meu amor, stell dich nicht
noch kindischer an, als du bist. Schließ die Augen«, sagte León. »Und jetzt öffne
den Mund.«
    Vitória folgte seiner Aufforderung. Als sie die
cremige Konsistenz und den süßen Geschmack der Praline auf ihrer Zunge spürte,
verzog sie die Lippen zu einem Lächeln und öffnete die Augen wieder. Sie zerdrückte
die Praline genießerisch an ihrem Gaumen und wunderte sich darüber, wie gut sie
ihr schmeckte. Hm, das war köstlich – wie hatte sie nur vor wenigen
Augenblicken noch glauben können, sie hätte keinen Appetit?
    León blickte sie hingerissen an. Ja, allmählich
kam wieder Leben in Vita, seine verwirrte, wunderschöne, blasse, aufsässige und
leicht derangierte Braut. Was für ein Bild, wie sie dort auf den Kissen lehnte,
das Haar durcheinander, das im Rücken geöffnete Hochzeitskleid lose ihren Oberkörper
umspielend, die Beine angewinkelt, die leuchtend blauen Augen auf die vor ihr
ausgebreiteten Leckereien gerichtet und die sinnlichen Lippen zu einem
versonnenen Lächeln verzogen!
    Vitória hob den Blick und bemerkte, dass León
sie anstarrte. »Bitte, León, ich weiß, dass ich schrecklich aussehe. Aber musst
du mich das mit deinen kritischen Blicken auch noch so schmerzhaft spüren
lassen?« Sie schluckte kurz. »Es tut mir Leid, wenn ich nicht die grandiose
Braut bin, die du dir erträumt hast.«
    »Pssst«, raunte León und legte seinen
Zeigefinger auf ihre Lippen. »Du bist grandioser als alles, was ich mir je hätte
erhoffen können. Und jetzt schließ wieder die Augen und lass mich dich verwöhnen, meu amor.«
    Vitórias Herz begann heftig zu schlagen. Er würde
doch wohl nicht ...? Nein, stellte sie erleichtert fest, als sie den süßen Saft
der Ananas auf ihren Lippen schmeckte, nein, er wollte sie nur weiter füttern.
Sie ließ das Aroma der Ananas auf der Zunge zergehen und hatte das Gefühl, nie
eine köstlichere Frucht gegessen zu haben. Ob das an der Ananas selber lag?
Oder war es nur ihr Hunger, war es die Konzentration, die sie dank der
geschlossenen Augen auf das Essen verwandte, oder war es die Hingabe, mit der
León sich um sie kümmerte, die ihr dieses wunderbare Geschmackserlebnis
bescherte? Neugierig auf die nächste Überraschung, ließ sie ihre Lider
geschlossen und öffnete die Lippen leicht.
    Diesem Anblick konnte León nicht widerstehen,
auch wenn er sich fest vorgenommen hatte, in dieser Nacht nichts zu tun, was
Vitória nicht auch wollte. Jeden Wunsch hatte er ihr von den Lippen ablesen
wollen, doch jetzt las er nur einen Wunsch daran ab: den, geküsst zu werden.
    Vitória spürte Leóns Atem, der kühl über ihre
feuchten Lippen strich. Sie regte sich nicht, obwohl sie wusste, was als Nächstes
kommen würde. Irgendwie hatte sie es geahnt, und irgendwie erschien es ihr plötzlich
ganz natürlich. Vielleicht hatte sie sich ja doch, ein bisschen, nach seinem
Kuss gesehnt, ohne es sich eingestehen zu wollen? Als sein Mund zaghaft auf
ihren traf, als sie Rauch und Whiskey schmeckte und seine Zunge immer
fordernder mit der ihren spielte, hatte Vitória jedenfalls keineswegs das Bedürfnis,
sich abzuwenden. Es war alles richtig und gut so. Unter halb geöffneten Lidern
sah sie León an, der sie anscheinend genau beobachtet hatte und ihre Reaktion
abzuwarten schien. Vitória löste sich einen Moment von ihm.
    »Das ... schmeckt wunderbar«, murmelte sie
heiser.
    »Du brauchst dich nicht zurückzuhalten. Es ist
noch genügend davon da«, antwortete León flüsternd. Er nahm ihr Gesicht in
beide Hände und küsste sie, härter diesmal, hungrig und leidenschaftlich.
    Vitória stöhnte stimmlos. Ihr Körper wurde von
einer wunderbaren Wärme durchflutet, während sie gleichzeitig eine Gänsehaut
bekam. León schob ihr Haar beiseite, um mit den Lippen ihren Hals, ihr Schlüsselbein
und schließlich den Ansatz ihres Busens zu erforschen. Dann wanderte sein Kopf
wieder nach oben. Er küsste sich über ihren Kehlkopf und ihr Kinn zu ihren
Lippen vor. Mit den Fingern spielte er an der Perlenkette, die seinen Zärtlichkeiten
im Weg gewesen war. Ihre Blicke trafen sich. Seine Pupillen waren riesengroß,
und als Vitória die Lust aus Leóns Miene las, lächelte sie.
    León ließ plötzlich von ihr ab und erhob

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