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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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sie immer unter weiten
Blusen versteckte und der Félix irgendwie bedrohlich erschien. Aber ebendieser
Busen war es, der an vielen Abenden, wenn sich im Männerhaus die einzelnen Grüppchen
um ihre Kochstellen versammelten, zum Gegenstand der zotigsten Witze wurde.
Wenn Félix sich gelangweilt oder angewidert von diesen Gesprächen abwendete,
machten die Männer noch derbere Späße – auf seine Kosten.
    »Nimm's nicht tragisch, Jungchen«, tröstete ihn
manchmal der alte Ronaldo, »bald wirst auch du Gefallen an solchen Reden
finden.«
    Zusammen mit einem anderen älteren Mann
beratschlagte sich Ronaldo, wie man Félix in die Geheimnisse der Liebe zwischen
Mann und Frau einführen könne. Man beschloss, mit Lili einen Sonderpreis
auszuhandeln. Lili war gerissen und geschäftstüchtig wie keine andere auf
Esperança, und mit ihrem wohlgeformten Körper verdiente sie sich nebenher ein hübsches
Sümmchen. Der dono und Gregório taten so, als hätten sie keine Ahnung
von dem, was Lili trieb, aber sie wussten es genauso gut wie jeder andere auf
der Fazenda, denn Lili machte keinen Hehl daraus, was sie mit dem Ersparten
anfangen würde. »Eines Tages besitze ich das schönste und größte Bordell in
ganz Brasilien«, verkündete sie gern. Jeder glaubte es ihr.
    Tatsächlich verlangte Lili für ihre Dienste an Félix
einen äußerst geringen Preis. Sie hielt es für eine gute Investition. Wenn der
Junge erst einmal Geschmack an der Sache gefunden hatte, würde er immer
wiederkommen wollen. Und dann musste er den vollen Preis bezahlen. Außerdem
gefiel er ihr. Der Junge hatte bereits den Körper eines Mannes, wenngleich er
noch ein wenig schlaksig war. Sein Gesicht aber war noch nicht entstellt durch
Verbitterung, Elend, Hoffnungslosigkeit. Es lag darin der Ausdruck von
jugendlichem Optimismus, gemischt mit kindlichem Trotz. Dazu seine samtweiche,
hellbraune Haut, grünliche Augen, eine gerade Nase und vergleichsweise schmale
Lippen, die besser zu einem Weißen gepasst hätten: Das gefiel Lili allemal
besser als die rohen Kerle, die sie sonst aufsuchten.
    Félix war weniger begeistert von dem Plan,
wusste aber keinen Ausweg. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass Lili ihn
zum Mann machen sollte, und man neckte ihn mit obszönen Gesten oder
zweideutigen Sprüchen. Je mehr gut gemeinte Ratschläge man ihm erteilte, je
mehr Details er über den weiblichen Körper erfuhr, desto mehr fürchtete er das
nahende Treffen mit Lili. Seine offensichtliche Verschämtheit forderte nur noch
mehr Unflätigkeiten seitens der Männer heraus. Félix hatte keine Wahl: Er
musste sich mit Lili einlassen.
    Als endlich der Tag gekommen war, wollte Félix
sich unauffällig zu der Hütte schleichen, in der Lili ihrem Gewerbe nachging.
    Doch das Johlen der Männer begleitete ihn,
sodass selbst die Frauen von dem Unterfangen Wind bekamen. Fernanda, die im Hof
vor dem Frauenhaus saß und auf einer Tafel Schreiben übte, bedachte ihn mit
einem Blick, in dem sowohl Abscheu als auch Mitleid lagen. Ausgerechnet heute
musste sie dort sitzen! Vor ihr war Félix sein Abenteuer peinlicher als vor
jedem anderen Menschen, ausgenommen vielleicht Dona Doralice. Aber er hielt den
Kopf hoch erhoben und ließ sich von seinen inneren Qualen nichts anmerken.
    »Félix, der Glückliche«, empfing ihn Lili. »Du
bist wahrhaftig ein Glückspilz, Junge. Ist dir das klar?«
    Félix schüttelte verneinend den Kopf.
    »Freust du dich nicht? Du hast doch bestimmt
schon körperliche Begierde gespürt, oder? Und dir selber Erleichterung
verschafft? Aber glaub mir, eine Frau kann dir viel mehr Freude schenken als
deine Faust.«
    Félix wand sich vor Scham. Was ging es diese
Person an, was er des Nachts unter der Decke tat? Lili trat näher an ihn heran.
Er roch ihren schalen Atem und sah die großen Poren auf ihrer Nase. Er fand sie
abstoßend. Doch was sie dann mit ihm machte, ließ ihn alles um sich herum
vergessen. Lilis verschlagenes Gesicht, die Gerätschaften, die in dem Schuppen
standen, und das rissige Holz des Schemels, auf dem er saß – nichts davon nahm
er mehr wahr, als Lili ihn mit ihren Händen, ihrem Mund und ihrem Körper beglückte.
Genauso wenig merkte er, dass vor einem Astloch ein paar Burschen standen und
sich abwechselnd an dem Schauspiel ergötzten. Als Lili sich auf ihn setzte und
sich immer schneller auf und ab bewegte, entrang sich seiner Kehle ein krächzender
Laut, der ihn selber erschreckte.
    Die nächsten Tage waren ein einziger

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