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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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Teil erklärt) und ein Gemüt, das ihm das Glück bescherte, sich seines guten Aussehens zu erfreuen, was, wenn man sein Alter bedenkt (23), nur selten der Fall ist. Ich, zum Beispiel, wußte bis zu meinem fünfunddreißigsten Lebensjahr überhaupt nicht, was Gleichmut ist. Kurzum Gene war die letzte Person auf der Welt, der man fanatische Tendenzen zugetraut hätte.
    Vielleicht lag es einfach daran, daß Rosemarys Zimmer (wie auch das Wohnzimmer und die Gästetoilette) unmittelbar an 6-H grenzte, und so war dort der Kriegslärm deutlich zu hören, vor allem nachts. Wie dem auch sei, Gene faßte plötzlich Interesse; aus dem Interesse entwickelte sich Besorgnis, und die Besorgnis schlug um in Aufruhr und Panik, bis er schließlich über nichts anderes mehr reden konnte als über die Zahl der Opfer oder darüber, ob Frankreich seine Kavalleristen verkaufen sollte, wie die eine Seite den Genfer Konventionen zuwiderhandelte und sich auch die andere Seite ähnlicher Vergehen schuldig machte. Für Gene war die Unterscheidung zwischen einem Uns und den anderen völlig unerheblich. Trotzdem ließ ihn die Sache nicht los. Schließlich sagte ich ihm: »Gene, verdammt noch mal, das ist nicht unser Krieg. Wenn du dich beschweren willst, dann geh nach drüben und beschwer dich bei denen, die kämpfen.«
    Um die lange Geschichte zu verkürzen: Genau das tat er auch und bewirkte damit, daß es eine Woche später an der Tür klopfte, und als wir durch den Spion nach draußen schauten, erkannte Dorcas die beiden Sanitäter von damals wieder. Diesmal lag Gene auf der Trage, blutend und stöhnend. Bei einem Angriff auf eine Flakbatterie war sein Bauch von einem Granatsplitter aufgerissen worden. Daß er nicht tot war, kam einem Wunder gleich.
    Einen Monat später zog er aus. Obwohl er versicherte, daß er uns nicht wegen des Krieges verließ und daß der eigentliche Grund nur in dem Verhältnis zwischen Rosemary und ihm zu suchen sei, hatte und habe ich meine Zweifel.
    Nach Genes Unfall schien plötzlich die ganze Nachbarschaft auseinanderzufallen. Früher konnte man nachts über nicht allein in den Park gehen. Jetzt hielten sich dort so viele Flüchtlinge auf, daß einem nicht einmal am Tage der Spaziergang vergönnt war. Offenbar tobte der Krieg nicht nur in 6-H. Er erstreckte sich schon durch das halbe Gebäude. Die Mieter legten Beschwerde ein, aber das Resultat war erwartungsgemäß gleich Null. Natürlich traute sich niemand, nach oben zu den kämpfenden Einheiten zu gehen und zu sagen: »Heh, was soll der Quatsch?« In den Zeitungen war nachzulesen, was denen passierte, die dumm genug waren, einen solchen Versuch zu wagen.
    Vergangenen November, auf dem Gipfel der Energiekrise, lief das Faß über. Die Kriegsgegner innerhalb der Mieterschaft fühlten sich zu der extremen Maßnahme getrieben, eine Petition an die Fahrstuhlwände zu heften, mit der sie um eine Feuerpause baten. Das war morgens. Als ich am Abend von der Arbeit zurückkehrte, war die Eingangshalle verwüstet. Lampen waren zerschossen, die Sofas aufgeschlitzt, und der große Spiegel lag in Scherben am Boden. Die Tapeten waren mit Obszönitäten verschmiert und alle Messingbeschläge abgerissen. Nicht ein Fahrstuhl funktionierte. Auf dem Weg nach oben kam ich an vier Leichen vorbei, die auf der Treppe liegengelassen worden waren.
    »Gott sei Dank«, sagte Dorcas, als ich zur Tür hereinkam. »Oh, Gott sei Dank, du lebst noch!« Dann wurde sie völlig hysterisch.
    Der Vermieter machte sich ungewöhnlich eilig daran, das Gebäude wieder instandzusetzen. Uns aber reichte es jetzt. Wir taten, wogegen wir uns immer gesträubt hatten, und zogen zum Stadtrand, der, wie wir inzwischen finden, gar nicht so übel ist.

    © 1975 by ›Science Fiction Monthly‹
    (erstmals erschienen in der Ausgabe vom Juni 1975)
    Übersetzt von Michael Windgassen

Traumstörung

    Ich hatte mich immer schon als ausgesprochen lebhaften Träumer betrachtet, doch selbst ich war verblüfft, als meine Träume von Werbespots unterbrochen wurden.
    Ich kletterte gerade auf einer Strickleiter an der Außenseite eines Leuchtturms hoch, um ein Luftschiff zu erreichen, das von der Turmspitze aus starten sollte - natürlich alles nur in meinem Traum -, als die Szene plötzlich verblaßte und verschwand und Konservendosen mich zu einer flotten musikalischen Begleitung umtanzten. Vorwiegend Schlagzeug.
    Die Etiketten zeigten irgendeine seltsame Frucht oder ein Gemüse, das ich auf den ersten Blick für Mais

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