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Anderer Welten Kind (German Edition)

Anderer Welten Kind (German Edition)

Titel: Anderer Welten Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ehmer
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an wenn er nicht hilft. Dann muss Franz mich sobald wie möglich heiraten. Morgen fahren, oder wollen viel mehr, Franz und ich nach Allenstein. Ich weiss immer noch nicht ob ich es Mutti sagen soll oder nicht. Vielleicht kommt die Regel doch noch und ich habe es ihr unnütz gesagt.
    Allenstein den 19. November 1925
    Über ein halbes Jahr habe ich schon nicht mehr geschrieben, und was hat sich gerade in diesem halben Jahr nicht alles zugetragen. Mit dem ganzen Theaterspielen haben wir schon im Juli aufgehört. Dann fuhr Franz auf 1 Monat nach Berlin und Mutti und wir Kinder zur Schwester von Gerschinski, der uns eingeladen hat aufs Land. 3 Tage später hat sich Sanne mit ihm verlobt. Ich lebte die ganze Zeit in furchtbarer Angst, denn ich war und bin noch in anderer Lage. Im August kam Franz aus Berlin nach Allenstein und wir kamen vom Leinauer See auch nach Hause. Anfang September haben Franz und ich geheiratet. Wir wohnten nun ½ Monat in Allenstein, Sodauersstr. 23 bei einer Frau Pellmann. Dann wurde Franz versetzt, vielmehr er bekam eine andere Stelle als Werber für den Volksbund in Danzig. 1 Woche später kam ich nach. Franz arbeitete anfangs mit einem Seidel zusammen, der Kerl ist aber zu leichtsinnig und darum arbeitet Franz jetzt für sich allein. Übermorgen wird Gisela wohl wahrscheinlich auf 2-3 Wochen zu mir kommen. So jetzt habe ich in kurzen Worten alles geschrieben, nun kann ich wieder jeden Tag meine Leiden und Freuden einschreiben. Im März erwarte ich mein Kindchen. Ich habe manchmal solche Angst vor der Geburt. Ich habe mir hier eine kleine Katze angeschafft. Ein reizendes Tierchen. In Ostpreussen hatte ich von einem Gutsbesitzer einen entzückenden Schäferhund geschenkt bekommen. 4 Monate hatte ich ihn, dann musste ich ihn leider verkaufen, weil wir Geld brauchten.
    Allenstein d. 22.Juni 1927
    2 Jahre habe ich kein Wort geschrieben. Wo ist die Zeit geblieben. Bald 2 Jahre bin ich verheiratet. Mein Mathildchen ist schon 1 Jahr 4 Monate. Karlchen übermorgen 2 Wochen. Wo sind wir in diesen 2 Jahren nicht überall gewesen. In dem letzten Jahre habe ich mich mit Franz so gut vertragen. Bis ich vor der Geburt die Briefe von dieser Gudrun in die Hände bekam. Seitdem glaube ich ihm nichts mehr. Mir geht das aber Gott sei Dank nicht mehr nahe, denn Eifersucht ist ein für allemal vorbei. Mich stört nichts mehr, was er macht. Hauptsache ich habe mein gutes Auskommen. Mutti wohnt diese Woche bei mir. Die Kinder sind bei Sanne. Die arme Mutti. Papa dieser Lump, was anderes ist er nicht, er sorgt doch nicht ein bisschen mehr für sie. Seinetwegen könnten alle verhungern. Wie das enden wird, das weiss ich wirklich nicht.
    Allenstein, den 5. Mai 1928
    Wieder beinahe ein Jahr vorbei, seitdem ich geschrieben habe. 1 Jahr und was für eins. Die grosse Liebe, die über mich kam, die grosse Liebe zu meinem Rolfi. Ein ½ Jahr auseinander bin ich schon mit Franz. Warum? Weil ich meinen Rolf so lieb habe. Seitdem der Franz wieder hier ist, habe ich wieder eine grosse Unruhe in mir. Wir werden uns ja aller Wahrscheinlichkeit nach doch vertragen. Ob Rolf mich immer lieb behalten wird, wie er es mir versprochen hat? Meine Gedichte an ihn will ich in dieses Buch schreiben, da sind sie sicher aufgehoben.
    4.
    Wenn wir mal müssen scheiden
    dann denken wir leise zurück
    an unsere Jugendfreuden
    An unser stilles Glück
    Wir hatten einander gefunden
    wir hatten einander so lieb
    An unvergesslichen Stunden
    uns die Erinnerung blieb.
    Die tief mir im Herzen verschliessen
    Doch noch ist das Scheiden uns fern
    die Jugend wollen wir geniessen
    jung sind wir und haben uns gern.
    Und wenn dann die Stunde gekommen
    wo alles vorüber, vorbei
    Vom Schicksal das Glück uns genommen
    bleibt nur die Erinnerung uns treu.
    Die anderen Gedichte, die sich genauso schwülstig lasen, überflog Christian.
    Allenstein, den 6. Mai 1928
    Dieses Gedicht habe ich für meinen Rolfchen gemacht. Wenn ich denke, ich soll mich von ihm trennen, dann möchte ich gar nicht mehr leben. So sehr lieb hab ich ihn. Der Franz hat sich gar kein bisschen geändert. Saufen und Kerle gehen ihm doch vielmehr zu als seine Frau. Soll ich denn wirklich das ganze lange Leben an diesen Kerl gebunden sein? Wenn ich ihn noch lieben könnte, aber ich kann ihn nicht mehr lieben, alles ist tot in mir. Wenn ich doch mit meinem Rolf zusammenbleiben könnte. Wie wunder, wunderschön wäre das doch. Morgen hoffe ich Rolf wieder zu sehen, wenn nichts dazwischen kommt. Wer weiss,

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