Angels of the Dark: Verruchte Nächte
herzukommen.“
„Du hast ihn knapp verpasst. Er war mit dem Mädchen hier.“
Die Tatsache, dass Zacharel freiwillig eine Menschenfrau durch die Weltgeschichte schleppte … Was würde wohl als Nächstes kommen? „Ging es ihnen gut?“
„Ja“, antwortete Koldo erneut, doch diesmal kam das Wort nur zögerlich. „Er wollte sie bei sich haben, in Sichtweite. Die Tatsache, dass ich sie berührt hatte, auch wenn es vollkommen unschuldig war, gefiel ihm gar nicht.“
So viele Wörter auf einmal. Die Schmerzen mussten seine Hemmungen abgebaut haben.
Doch das war nichts gegen das, was er gesagt hatte. Zacharel, der noch nie die geringste Emotion gezeigt hatte, war besitzergreifend und eifersüchtig.
Was für menschliche Empfindungen würden noch in Zacharel entfesselt? Vor allem, wenn er das Mädchen verlor? Und er würde sie verlieren. Sterbliche waren empfindlich, so leicht zu zerdrücken wie eine Fliege; Engel nicht.
„Wo sind deine Jungs?“, fragte Koldo. „Normalerweise sind sie nicht weit von dir, wo immer du auch steckst.“
„Björn ist auf der Suche nach Jamila. Vor ein paar Tagen hat sie Zacharels Wolke verlassen und ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Xerxes untersucht die Überreste einer Rotte von Dämonen, die unter genau dieser Wolke gefunden wurden.“
„Und du suchst Zacharel, um seinem Befehl zu folgen.“
„Nicht ganz.“ Er hatte in Zacharels Geist gesprochen, genau wie Zacharel es bei ihm getan hatte. Das könnte er wieder tun und fragen, wo Zacharel war, ob es ihm gut ging oder ob er Hilfe brauchte, aber das würde er nicht. Diese Art der Verbundenheit mit irgendjemandem außer Björn und Xerxes verstörte ihn genauso wie vermutlich auch Zacharel. „Hat er gesagt, wohin er wollte? Oder was er vorhatte?“
„Wenn, dann war ich zu sehr damit beschäftigt, hier ohnmächtig herumzuliegen, um drauf zu achten.“
Thanes konnte nicht anders. Er grinste. Ein Witz aus dem Mund des stets ernsten Koldo. Das war fast so verblüffend wie Zacharels Besessenheit von diesem Mädchen. Und es bewegte Thane zu etwas, von dem er wusste, dass er es nicht tun sollte.
Er marschierte in die Küche und suchte sich alle Zutaten für ein Sandwich zusammen. Eigentlich sollte er in diesem Augenblick auf der Jagd nach einem weiteren Dämon sein, den siefoltern könnten. Es war ein ziemlicher Schock gewesen, als der letzte, den er gefangen hatte, nicht ein Wort verraten hatte. Was auch immer er ihm angetan hatte, der Lakai hatte es stoisch ertragen. Über diese Neuentwicklung würde er seine Kameraden in Kenntnis setzen müssen. Doch auf irgendeine Weise wollte er Koldos Qualen lindern, wenigstens ein bisschen.
„Du darfst mir nichts zu essen geben“, erinnerte Koldo ihn vom Bett aus.
Nein, das durfte er nicht, sosehr er sich auch wünschte, es wäre anders. Bis Koldos Rücken verheilt war, dürfte ihm kein anderer Engel auf irgendeine Weise helfen. Anderenfalls würde derjenige bis in alle Ewigkeit die Schmerzen ertragen müssen, die er zu lindern gehofft hatte. „Ich hab Hunger und brauch was zu beißen. Wenn du meine Reste essen willst, ist das deine Sache.“ Wie er langsam begriff, konnte man jede Regel irgendwie umgehen.
Genüsslich biss Thane in das Puten-Käse-Sandwich, während er zurück zum Bett schlenderte. Er nahm einen weiteren Bissen und dann noch einen, bevor er den Rest beiläufig auf dem Nachttisch ablegte. Dann ging er wieder in die Küche und goss sich ein Glas Orangensaft ein. Die Hälfte stürzte er hinunter, bevor auch das Glas ein neues Heim auf dem Nachttisch fand.
Für einen langen Moment betrachtete Koldo schweigend das Essen. Dann sah er auf zu Thane. „Ich werde dir sagen, warum ich das Wasser des Lebens wollte, wenn du schwörst, niemals auch nur ein Wort von dem wiederzugeben, was du hören wirst.“
Ein Eid war heilig für ihr Volk. Nur zu oft fühlte sich Thane wie ein Mann ohne die geringste Ehre, als gäbe es nichts, was er nicht tun würde. Keine Grenze, die er nicht überschreiten würde. Doch das stimmte nicht ganz. Einen Schwur hatte er noch nie gebrochen, und das würde er auch niemals tun. „Ich schwöre es.“
Nach einer bedeutungsschweren Pause setzte Koldo an: „Zacharel lag im Sterben. Das Mädchen hat geschworen, ihn für einen Monat aus dem Himmel fernzuhalten, wenn ich ihn heile. Ich wusste, dass das Wasser des Lebens das Einzige wäre, das ihn heilen könnte, also habe ich etwas davon für ihn beschafft.“
Stumm nahm Thane die Worte in sich
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