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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nach dem, was Brian ihr angetan hatte. Es war jetzt sechs Jahre her, und es tat immer noch weh.
    Brian … Sie hatten sich kennengelernt, als sie beide ihr Bachelorstudium an der Universität von North Carolina begannen. Brian studierte Biologie, Lisl Mathematik. Eine schüchterne Werbung, wachsende Zuneigung, die zu Liebe wurde – zumindest auf Lisls Seite –, und dann sexuelle Intimität. Für Lisl war es das erste Mal. Sie heirateten sofort nach ihren Abschlüssen und zogen nach Pendleton, wo Lisl eine Anstellung als Mathematikdozentin an der Highschool fand, während Brian an der Medizinhochschule von Darnell weiterstudierte.
    Lisl brachte während dieser vier Jahre das Geld nach Hause und besuchte gelegentlich abends noch Seminare, um ihren Master in Mathematik zu machen. In Brians viertem Studienjahr fand sie heraus, dass er eine Affäre mit einer der Krankenschwestern in der Klinik hatte. Das war schon schlimm genug, aber dann erfuhr sie von einer der anderen Schwestern, dass Brian seit Beginn seiner Assistenzarztzeit jede weibliche Angestellte gevögelt hatte, die ihn an sich heranließ.
    Beim Gedanken daran spürte Lisl, wie sich alles in ihr zusammenkrampfte. Es schmerzte immer noch. Nach all der Zeit tat es immer noch weh.
    Lisl reichte die Scheidung ein. Brian schien das ungeheuer zu ärgern. Offenbar hatte er vorgehabt, derjenige zu sein, der sie verließ. Lisls Anwalt erklärte ihr, dass er wahrscheinlich auch Angst hatte, weil kurz zuvor ein Gerichtsurteil zugunsten einer Frau entschieden hatte, die ihrem Mann das Medizinstudium finanziert hatte. Der Frau war ein Anteil an allen Einnahmen zugesprochen worden, die er durch seinen Abschluss erwirtschaftete.
    Lisl wollte davon nichts hören. Sie wollte nur raus aus der Sache.
    Aber Brian sorgte dafür, dass er doch noch das letzte Wort hatte.
    Als alles vorbei war, als alle Papiere unterschrieben und beglaubigt waren, hatte Brian sich ihr in den Weg gestellt, als sie aus dem Büro des Notars flüchten wollte.
    »Ich habe dich nie geliebt«, sagte er und ging davon.
    Keine körperliche Gewalt, keine Gehässigkeit, keine Schimpftiraden, egal wie lange, wie laut und wie bösartig, hätten Lisl so sehr verletzen können wie diese fünf geflüsterten Worte. Auch wenn sie nichts erwidert hatte und ruhig und scheinbar ungerührt zu ihrem Auto gegangen war, war sie innerlich am Boden zerstört. Vollkommen vernichtet.
    Ich habe dich nie geliebt.
    Die Worte hallten seither immer wieder aus den leeren Korridoren ihrer Existenz zurück.
    Selbst jetzt noch bekam sie weiche Knie, so sehr schmerzte das. Und um allem das i-Tüpfelchen aufzusetzen, war er immer noch in der Nähe. Er wohnte am anderen Ende der Stadt und arbeitete als Orthopäde im Kreiskrankenhaus.
    Lisl schüttelte die Erinnerungen ab und suchte in den Tiefen ihres Kleiderschrankes nach etwas, was sie tragen konnte, dann hielt sie inne, als sie eine Schuhschachtel fand, die ihr bekannt vorkam. Sie hob den Deckel und fand die Muschelsammlung aus ihrer Kindheit. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass sie früher einmal Meeresbiologin werden wollte.
    Muscheln. Von Kindesbeinen an hatte sie den Menschen in ihrem Leben Muscheln zugeordnet. Sie nahm eine schöne, braungestreifte Nautilus-Muschel in die Finger. Das war Will – groß, geheimnisvoll, der was-auch-immer in diesen inneren Kammern verbarg, und verstohlen, weil er sich immer wieder entzog und den Deckel zuklappte, wenn ihm jemand zu nahe kam. Die Schwertmuschel da war Ev, dünn, scharfkantig, mit glatter Oberfläche und ohne jeden Zierrat. Und da war Brian, ein Seestern, sanft und hübsch auf den ersten Blick, aber er erhielt seine Form dadurch, dass er in seinen Armen ein Weichtier einschloss, dessen Membran anbohrte und es aussaugte, bis nur noch eine leere Hülle zurückblieb.
    So eines wie mich, dachte Lisl, und hob eine Venusmuschel auf – gewöhnlich, nichts zum Sammeln, die blasse, stumpfe Oberfläche durchbrochen vom Bohrloch eines Seesterns. Das bin ich.
    Sie stülpte den Deckel auf die Schachtel und widmete sich wieder der Suche nach etwas Tragbarem. Schließlich quetschte sie sich in eine cremefarbene Hose und zog darüber einen weiten, flauschigen Pullover. Von der Taille abwärts fühlte sie sich wie eine Wurst in der Pelle, aber damit musste sie sich abfinden. Ein bisschen Make-up, fünf Minuten Hantieren mit dem Lockenstab und sie war fertig. Jetzt musste sie nur den Abend überstehen, ohne dass irgendwo eine Naht platzte.
    Irgendwann

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