ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
ihr.
Sie streichelte ihn ganz sanft mit ihren Fingernägeln. Dann kniete sie vor ihm.
4.
»Ich verdiene das nicht«, murmelte Lisl.
»Du verdienst was nicht?«, flüsterte Rafe in ihr Ohr.
Sie seufzte. Sie war so glücklich und zufrieden, dass sie am liebsten geweint hätte. Das erschöpfte Atemholen nach ihrem Liebesspiel war fast so befriedigend wie das Liebesspiel an sich.
»Mich so gut zu fühlen.«
»Sag so etwas nicht. Sag nie, dass du es nicht verdienst, glücklich zu sein.«
Sie lagen Seite an Seite, Haut an Haut auf seinem weißen Doppelbett. Die untergehende Sonne strömte durchs Fenster herein und tauchte das Zimmer in ein rotgoldenes Licht.
»Soll ich die Vorhänge zuziehen?«
Lisl lachte. »Dafür ist es jetzt ein bisschen spät, findest du nicht? Wenn da draußen jemand ist und hereingesehen hat, dann ist er ganz sicher auf seine Kosten gekommen.«
»Da brauchst du dir keine Gedanken zu machen.«
Richtig. Rafes Schlafzimmer befand sich im ersten Stock. Es gab keine gegenüberliegenden Fenster, von denen man in das Schlafzimmer hineinschauen konnte.
Als Lisl noch ein Pummelchen war, fühlte sie sich gehemmt, Sex bei Tageslicht oder mit eingeschaltetem Licht zu haben. Da hatte sie es vorgezogen, das zusätzliche Gewicht des Fetts an ihrem Körper in Dunkelheit zu hüllen. Aber jetzt, wo sie abgenommen hatte, machte ihr das nichts mehr aus. Im Gegenteil, sie fand es erregend, ihm ihre neue, schlankere Figur zu präsentieren.
»Du hast noch mehr abgenommen«, sagte er und fuhr mit der Hand über ihre Flanke.
»Gefällt es dir?«
»Du gefällt mir, egal, wie du aussehen willst. Wichtiger ist, dass du selbst dein schlankeres Ich magst.«
»Ich liebe es!«
»Das ist alles, was zählt. Ich finde alles gut, das dich dazu bringt, besser über dich selbst zu denken.«
»Und ich finde alles gut, das dafür sorgt, dass du mich so gern ansiehst, wie ich dich ansehe.«
Lisl liebte es, Rafe anzusehen. Er hatte ihr erzählt, dass seine Mutter Französin war, sein Vater Spanier. Er kam eher nach der spanischen Seite – das fast schwarze Haar, die langen Wimpern, und die Augen von einem Braun, das sie fast schwarz wirken ließ. Seine glatte, milchkaffeefarbene Haut war makellos. Es war fast schon zu viel. Sie war so perfekt, dass sie ihr schon fast feminin vorkam. Sie selbst hätte auch gern solche Haut.
Aber wenn es um Sex ging, war er alles andere als feminin. Lisl hatte zuvor nur mit einem anderen Mann geschlafen, Brian, den sie mit ihrer beschränkten Erfahrung für einen guten Liebhaber gehalten hatte. Nach ihrer ersten Nacht mit Rafe war ihr erst aufgegangen, wie beschränkt ihre Erfahrung tatsächlich war. Vielleicht war doch etwas dran an dem Klischee des Latin Lovers.
Er steckte sein Gesicht zwischen ihre Brüste.
»Du bist eine Prim. Es steht dir zu, dich selbst zu mögen. Du hast zugelassen, dass der Pulk niederer Kreaturen um dich herum bestimmt, wie du über dich denkst.«
Primen. Rafe hatte sie Schöpfer genannt, als er in der Studentenkneipe nach der Metropolis -Vorführung das Thema aufgebracht hatte, aber das hatte er nur getan, um die Sache zu vereinfachen. Für sich unterteilte er die Welt in Primen und alle anderen. Primen, so hatte er ihr erklärt, seien einzigartige Menschen, so wie Primzahlen, die auch nur durch sich selbst und eins geteilt werden können. Das war sein Lieblingsthema. Er bekam nie genug davon. Er wies immer auf Beispiele hin. Nachdem sie ihm wochenlang zugehört hatte, kam Lisl auch allmählich zu der Überzeugung, die Theorie sei nicht so ganz abwegig.
»Ich bin keine Prim. Was habe ich denn geschaffen?«
Rafe war ein Prim, daran konnte kein Zweifel bestehen – ein homo superior in jeder Beziehung. Aber Lisl? Ganz sicher nicht.
»Noch nichts, aber das wirst du noch. Ich spüre es in dir. Aber kommen wir zurück zu dem, von dem du meinst, dass du es nicht verdienst. Was verdienst du nicht? Und warum nicht?«
»Meinst du nicht«, begann sie und hielt dann inne, als Rafe sich an einer ihrer Brustwarzen zu schaffen machte und auf der Seite ihres Körpers neue Wohligkeitsschauer erzeugte, »dass man etwas Besonderes leisten muss, damit man es verdient, sich so glücklich und zufrieden zu fühlen? Das ist nicht gerecht.«
Rafe hob den Kopf und sah ihr in die Augen.
»Du verdienst immer nur das Beste. Wie gesagt, du bist eine Prim. Und so, wie dein Leben bisher verlaufen ist, was du alles durchgestanden hast, da sind ein paar angenehme Gefühle mehr als
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