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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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breit. Für zehn Pesos nahm uns ein kleiner Laster mit, und wir fuhren zu der Kokospalme vom letzten Sonntag. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Der Strand war jetzt sauber. Ein paar alte Frauen sammelten Müll ein. Sie warfen ihn in Säcke, die sie durch den Sand hinter sich herschleiften. Ein Kerl kam angefahren, auf einem spektakulären Motorrad, ganz verchromt, mit einer noch spektakuläreren Mulattin, prall, mit knackigem Arsch, saftig und strotzend vor Muskeln und Fett. Sie zog sich aus und stand dann da, in einem Zahnseidefaden zwischen den Gesäßbacken. Verdammt noch mal, sie stand da splitternackt, in ihrer ganzen Fleischmasse, und lachte! Die Frau war ein Geschoss aus Wollust und Perversion. Sie trug zehn Goldketten um den Hals, weitere an den Hand- und Fußgelenken und sogar eine von der Nase zum rechten Ohr. Ob die beiden Außerirdische waren? Sie setzten sich in den Schatten einer Kokospalme, um Rum zu trinken, Boleros und Rancheras zu hören und ihrer Leidenschaft zu frönen. Nichts da mit Strand, Wasser oder Sonne. Nur Rum, Musik, Sabbern und Lutschen.
    Ich ging ein Weilchen schwimmen, schwamm ziemlich weit hinaus. Als ich erfrischt und fit zurückkam, sah ich, wie Gloria auf Weibchen machte. Sie schwatzte gemütlich mit einer Dame, die sich unter einer Kokospalme zwei Meter neben unserer ausruhte. Friedliche Damen, die mit ihrem Gatten an den Strand fahren, picknicken und sich artig über Banalitäten austauschen: die Schule der Kinder, wie man eine Paella ohne Krustentiere kocht, weil es keine gibt, und andere Dinge dieser Art. Die Dame erzählte Gloria ihr Leben in allen Einzelheiten: Sie war depressiv, ihr Mann hatte vor einem Jahr nach Miami rübergemacht und verhielt sich nicht sehr nett; »einmal hat er mir eine Karte und zwanzig Dollar geschickt, mehr habe ich nicht von ihm gehört«. Sie sprach immer weiter schlecht über den Kerl. Er war knauserig, hinterhältig, betrog sie mit anderen Frauen, ließ sie hungern, und Gloria folgte höchst interessiert diesem Gewäsch. Ich genehmigte mir ein paar Schlucke aus der Flasche und sah woandershin. Gloria, ganz Feinsliebchen, sagte etwas spitz zu mir:
    »Liebling, trink nicht so viel. Das tut dir nicht gut.«
    Ha, verdammte Kiste! Gloria ließ sich doch tatsächlich sofort von der Dummheit anstecken. Ich mochte die Frau nicht, die da ihr ganzes Leben erzählte, von den Krankheiten ihrer Mutter, der Aufzucht von Hennen, ihrer Depression, weil kein Mann was von ihr wollte, »dabei bin ich erst neununddreißig und auch gar nicht so hässlich, oder? Und ohne jeden Ballast, denn meine Tochter ist schon eine junge Dame, und ich sorge für ihren Unterhalt. Das Problem ist, dass die Männer auf die ganz Jungen stehen.« Dann wandte sie sich an mich:
    »Ihre Gattin hat mir gesagt, Sie sind Schriftsteller?«
    »Meine Gattin? Welche Gattin?«
    »Ja, sie hier, ähh … Und haben Sie etwas publiziert oder …?«
    »Oder was?«
    »Oder nicht?«
    »Ja.«
    »Ich will Ihnen sagen, warum ich frage. Die Welt ist sehr klein. Ich bin Spezialistin für kubanische Literatur, und wir erstellen gerade ein Nachschlagewerk über Schriftsteller. Ist das nicht ein unglaublicher Zufall?«
    »Aha.«
    »Wir wollen, dass es so vollständig wie möglich wird. Hat man für Sie das Formular ausgefüllt?«
    »Wozu?«
    »Damit Sie darin erscheinen. Wir haben alle berücksichtigt. Sogar einen kleinen zehnten Preis im städtischen Kulturhaus von Buey Arriba.«
    »Ach ja? Wie schön. Das wird ja ein dickes Nachschlagewerk.«
    »Wir sind in dieser Richtung sehr bemüht, Genosse.«
    »Und diejenigen, die im Ausland leben?«
    »Auch die. Alle, einfach alle. Diesmal soll nicht dasselbe passieren wie beim letzten Mal. Ahh … Ich muss unbedingt das Formular für Sie ausfüllen.«
    »Nein, danke.«
    »Aber Sie sind doch Schriftsteller, oder nicht? Haben Sie Preise gewonnen?«
    »Ich habe nie etwas gewonnen. Ich verliere immer.«
    »Ach so, tja, wenn Sie nie einen Wettbewerb gewonnen haben, irgendeinen Preis, dann weiß ich auch nicht, was ich Ihnen sagen soll, so ohne Lebenslauf. Ich weiß nicht, ob die Kommission Sie für das Nachschlagewerk akzeptieren wird. Und das ist wichtig, denn darin zu erscheinen gibt Ihnen ein gewisses Niveau, verstehen Sie … Und was schreiben Sie? Gedichte?«
    »Ach, Señora … Wollen Sie einen kleinen Schluck?«
    »Ich versuche Ihnen zu helfen, in dem Werk zu erscheinen, denn das hilft später, im Ausland und so publiziert zu werden. Ist Ihnen das

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