Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
Ihrem Geschmack, und Sie wenden sich gleich an die Behörden?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wer hat Sie auf die Palme gebracht, Marks ?« »Wie bitte?«, fragte er stirnrunzelnd. »Erinnere ich Sie an Ihre Exfrau?«
»Ich bin nach wie vor verheiratet.« Er klang empört. »Gratuliere. Ist es der Voodoo-Zauber, mit dem ich die Toten wecke? Macht die dunkle Kunst Sie nervös?« »Ich mag keine schwarze Magie.« Er fasste an seine kreuzförmige Krawattennadel, die fast überall zur Standardausrüstung der Polizei gehörte, aber Marks schien sie sehr ernst zu nehmen.
»Ich betreibe keine schwarze Magie, Marks.« Ich zog an meiner Silberkette, bis das Kruzifix zum Vorschein kam. »Ich bin Christ, Mitglied der Episkopalkirche genauer gesagt. Ich weiß nicht, was Sie über meinen Beruf gehört haben, aber ich tue nichts Böses.« »Das sagen Sie«, meinte er.
»Der Zustand meiner unsterblichen Seele ist eine Sache zwischen Gott und mir, Lieutenant Marks. Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Oder lassen Sie das aus und richten sich nur nach dem, was Ihnen passt?«
Er wurde dunkelrot im Gesicht, und an der Stirn trat eine pochende Ader hervor. So viel Wut war übertrieben, selbst wenn er christlicher Fundamentalist wäre. »Was befindet sich eigentlich hinter dieser Tür, das Sie beide so aus der Fassung bringt?«, fragte ich.
Marks blinzelte mich an. »Ich bin nicht aus der Fassung.« »Doch, das sind Sie. Sie sind zornig wegen der Überlebenden und lassen es an mir aus.« »Sie kennen mich gar nicht«, konterte er. »Ja, aber ich kenne viele Polizisten, und ich sehe es, wenn jemand Angst hat.«
Er trat dicht an mich heran. Bei einem Zweikampf wäre ich auf Abstand gegangen. Aber so blieb ich stehen. Ich rechnete eigentlich nicht mit einer Faust. »Sie glauben wohl, Sie sind eine ganz Harte, wie?« Er stand so dicht vor mir, dass ich ihn hätte küssen können, wenn ich mich auf die Zehenspitzen gestellt hätte. »Ich glaube es nicht, Lieutenant, ich weiß es.«
Er lächelte mich an, aber nicht, weil er glücklich war. »Wenn Sie meinen, Sie können es verkraften, nur zu.« Er trat zur Seite und machte eine schwungvolle Geste zur Tür. Ich wollte fragen, was mich dahinter erwartete. Was konnte so schrecklich sein, das Edward und dieser Lieutenant so aus der Fassung brachte? Ich starrte auf die nichtssagende Tür, die das Geheimnis hütete.
»Worauf warten Sie noch, Ms Blake? Nur zu. Machen Sie die Tür auf« Ich drehte den Kopf zu Edward. »Du wirst mir wohl keinen Tipp geben?« »Mach die Tür auf, Anita.« »Mistkerl«, murmelte ich leise und drückte die Klinke.
6
Die Tür führte nicht direkt in den Raum. Sie führte in einen kleinen Vorraum mit einer ebenfalls verschlossenen Glastür. Man hörte einen Ventilator rauschen, als gäbe es ein separates Belüftungssystem. Auf einer Seite stand ein Mann in grüner Chirurgenkluft und Plastiküberziehern an den Füßen, der Mundschutz hing ihm locker unterm Kinn. Er war groß und schlank, aber kräftig. Er war der erste Einheimische, der keine Sonnenbräune hatte. Er gab mir einen Stapel Sachen. »Ziehen Sie das über.«
Ich nahm sie ihm ab. »Sind Sie der verantwortliche Arzt?« »Nein, ich bin ein Pfleger.« »Haben Sie einen Namen?« Er zeigte ein kleines Lächeln. »Ben, ich bin Ben.« »Danke, Ben. Ich heiße Anita. Warum brauche ich diese Sachen?« »Zur Infektionsverhütung.«
Ich sagte nichts dagegen. Meine Fachkenntnis beschränkte sich darauf, Leben zu nehmen, nicht Leben zu bewahren. Ich würde auf die Fachleute hören. Ich stieg in die grüne Hose und zog das Band so fest wie möglich zu. Die Beine bauschten sich um meine Füße.
Pfleger Ben schmunzelte. »Wir hatten keinen Polizisten erwartet, der so ... zierlich ist.« Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Sie sollten lächeln, wenn Sie so etwas sagen.«
Er grinste und entblößte seine weißen Zähne. Das milderte seine Gesichtszüge, sodass er weniger wie Schwester Rabiata und mehr wie ein Mensch aussah. »Und ich bin kein Polizist.« Seine Augen huschten zu meinem Schulterholster. Auf meiner roten Bluse wirkte die Pistole sehr schwarz und sehr auffällig. »Sie tragen eine Waffe.«
Ich zog mir ein kurzärmliges Hemd über den Kopf und die Anstoß erregende Pistole. »Dem hiesigen Gesetz nach darf ich sie tragen, solange ich sie nicht verberge.« »Wofür brauchen Sie die, wenn Sie kein Polizist
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