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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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weigerten sich zu sehen oder mein Gehirn wies zurück, was sie sahen. Das Gesicht war rot und sah aus, als müsste es bluten, aber es blutete nicht. Ich blickte auf rohes Fleisch. Die Nase fehlte, vorhanden waren zwei blutige Löcher, in die Plastikschläuche eingeführt waren. Der Mann verdrehte in einem fort die braunen Augen, blickte mich immer wieder an. Mit ihnen stimmte etwas nicht. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass er auch keine Lider mehr hatte.
     
    Es war plötzlich heiß in dem Raum, zu heiß, und der Mundschutz war erstickend. Ich wollte ihn wegzerren, um besser Luft zu bekommen. Ich musste eine entsprechende Bewegung gemacht haben, denn der Doktor packte mein Handgelenk.
     
    »Ziehen Sie nichts aus. Durch jede Person, die ich hereinlasse, gefährde ich das Leben der Patienten.« Er ließ mich los. »Und wir sollten sie nicht grundlos gefährden: Sagen Sie mir, wer ihnen das angetan hat.«
     
    Ich schüttelte den Kopf und gab mir Mühe, ruhig ein- und auszuatmen. Als ich wieder sprechen konnte, fragte ich: »Wie sieht der übrige Körper aus?«
     
    Er starrte mich an, streng. Ich stellte mich seinem Blick. Alles war besser als in dieses Bett zu sehen. »Sie sind jetzt schon blass. Sind Sie sicher, dass Sie den Rest sehen wollen?« »Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Obwohl ich nur seine Augen sah, merkte ich ihm die Verblüffung an.
     
    »Ich würde nichts lieber tun, als auf der Stelle wegzulaufen und nie mehr anzuhalten«, sagte ich. »Ich brauche keine neuen Albträume. Ich wurde hergebeten, damit ich eine fachliche Meinung äußere. Das kann ich nicht, ohne alles gesehen zu haben. Wenn ich glaubte, nicht alles sehen zu müssen, würde ich nicht darum bitten, glauben Sie mir.«
     
    »Was hoffen Sie zu gewinnen?«, fragte er. »Ich bin nicht hier, um zu gaffen, Dr. Evans. Ich suche nach Hinweisen auf den Täter. Die finden sich meistens am Körper der Opfer.«
     
    Der Patient zuckte und warf den Kopf hin und her, als litte er starke Schmerzen. Aus seinem lippenlosen Mund kamen kleine ohnmächtige Laute. Ich schloss die Augen und versuchte, normal zu atmen. »Bitte, Dr. Evans, ich muss es sehen.« Als ich die Augen aufmachte, rollte er bereits das Abdecklaken zurück. Ich sah ihm zu, wie er es sorgsam zusammenfaltete und den Mann nach und nach bloßlegte. Bis ich seine Hüfte sah, wusste ich, dass er lebendig gehäutet worden war. Ich hatte gehofft, es wäre nur das Gesicht. Das allein war schrecklich genug, und es dauert verdammt lange, einem erwachsenen Menschen am ganzen Körper die Haut abzuziehen, eine Ewigkeit voller Schreie, wenn es so sauber und gründlich gemacht wird.
     
    Als das Laken die Schamgegend freigab, schwankte ich ein wenig. Es war kein Mann. Ich schaute zur Brust. Der Körperbau kam mir männlich vor. Ich schüttelte den Kopf. »Ist das ein Mann oder eine Frau?«
     
    »Ein Mann.«
     
    Ich konnte nicht anders, ich starrte auf den Schamhügel und das, was fehlte. Ich machte die Augen zu. Es war so heiß, so elend heiß. Ich hörte das Zischen des Sauerstoffs, das Rascheln der Schuhüberzieher, als die Schwester sich dem Bett näherte, und die leisen Geräusche aus dem Bett, wenn der Patient an den Fuß- und Handgurten zerrte.
     
    Gurte? Ich hatte sie wahrgenommen, aber nicht richtig registriert. Alles, was ich sah, war dieser Körper. Ja, Körper. Ich konnte nicht an den Mann denken. Ich brauchte Abstand, sonst würde ich die Nerven verlieren.
     
    Auf die Arbeit konzentrieren. Ich machte die Augen auf. »Warum ist er ans Bett geschnallt?« Meine Stimme war hauchig, aber klar. Ich warf einen Blick auf den Körper, dann sah ich dem Arzt starr ins Gesicht. Ich starrte ihn an, bis ich die Krähenfüße um seine Augen auswendig kannte, damit ich nur nicht den Kopf zum Bett hindrehte.
     
    »Sonst versuchen sie immer wieder aufzustehen und das Zimmer zu verlassen«, antwortete er.
     
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an, nicht dass er das unter meiner Haube sehen konnte. »Aber sie könnten doch kaum weit kommen.«
     
    »Wir haben ihnen starke Schmerzmittel gegeben. Wenn die Schmerzen nachlassen, versuchen sie aufzustehen.« »Alle?« Er nickte.
     
    Das zog meinen Blick zu dem Bett zurück. »Warum hält man das nicht für die Tat eines Serienmörders? Die Tat eines Menschen? Warum wurde ich hergerufen? Ich befasse mich mit übernatürlichen Tätern, und das könnte auch ein Mensch getan haben.«
     
    »Es gibt keine Klingenspuren am Gewebe«, sagte der

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