Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
nichts entscheiden.«
»Sie tun es gerade, Anita. Dir gefällt nur nicht, was dabei herauskommen könnte.«
»Wie konntest du Gregory einfach so entführen? Wie konntest du das bloß tun?«
»Sowie ich erfuhr, was passiert war, war mir klar, dass das Rudel dich abwählen wird. Die meisten waren sowieso nicht mit dir einverstanden. Du warst keine von uns, und das gefällt ihnen nicht. Dass du sie ein halbes Jahr lang gemieden hast, sie alle, hat ihre Abneigung verstärkt.«
»Ich musste für mich ein paar Dinge klären, Richard.«
»Und während du dabei warst, ging es für mich den Bach runter.«
»Das tut mir leid, Richard, wirklich. Ich habe das nicht gewusst.«
»Morgen Abend auf dem Lupanar, eine Stunde nach dem Dunkelwerden. Du darfst deine Werleoparden und ein paar andere Gestaltwandler als Verbündete mitbringen. Ich an deiner Stelle würde die Werratten mitbringen.«
»Da ich nicht mehr Lupa bin, sind sie wohl auch nicht mehr meine Verbündeten, oder?«
»Ja«, sagte er, und seine Wut war wieder verschwunden. Richard konnte nie sehr lange wütend sein.
»Was passiert, wenn ich Gregory nicht zurückgewinne?«
Er antwortete nicht. Ich hörte nur seinen Atem. »Richard, was passiert dann mit Gregory?«
»Das Rudel wird ein Urteil über ihn fällen.«
»Und?«
»Wenn alle zu dem Schluss kommen, dass er unsere Lupa getötet hat, wird er zum Tode verurteilt.«
»Aber ich bin hier, Richard, ich bin nicht tot. Ihr könnt ihn nicht für etwas töten, das er nicht getan hat.«
»Ich habe die Verhandlung hinausgezögert, solange du nicht auf den Beinen warst. Mehr konnte ich nicht tun.«
»Weißt du, Richard, manchmal hat es Vorteile, König zu sein. Ein König kann begnadigen, wen er will, er kann ficken, wen er will.«
»Ich weiß.«
»Dann sei König, Richard, sei ein wirklicher König. Sei ihr Ulfric, nicht ihr Präsident.«
»Ich tue, was ich für sie für das Beste halte.«
»Richard, das kannst du nicht machen.«
»Habe ich bereits.«
»Richard, wenn ich eure kleine Prüfung nicht bestehe, werde ich nicht trotzdem zulassen, dass ihr Gregory hinrichtet. Verstehst du?«
»Du darfst zum Lupanar keine Schusswaffen mitbringen, allenfalls Messer.« Jetzt klang er sehr vorsichtig.
»Ich kenne die Regeln. Aber, Richard, hörst du mir zu? Verstehst du, was ich gesagt habe?«
»Wenn wir Gregory morgen Nacht hinrichten wollen, wirst du uns angreifen, verstanden. Aber mach dir klar, dass deine Leoparden für uns keine Gegner sind, auch nicht mit Micah und seinem Rudel. Wir sind euch fünf zu eins überlegen, mindestens.«
»Das ist mir egal, Richard. Ich werde nicht dabeistehen und zusehen, wie Gregory stirbt, nicht wegen einer so dämlichen Sache.«
»Willst du riskieren, deine Katzen zu verlieren, nur um eine zu retten? Willst du wirklich sehen, was passiert, wenn sie sich ihren Weg aus dem Lupanar freikämpfen müssen? Ich nicht.«
»Das ist ... verdammt, Richard, treib mich nicht in die Enge, da wird nichts Gutes bei rauskommen.«
»Soll das eine Drohung sein?«
»Richard ...« Ich musste innehalten und langsam zählen. Aber bis zehn reichte nicht, bis tausend allenfalls. »Richard«, sagte ich um einiges ruhiger, »ich werde Gregory befreien, mit allen Mitteln. Und ich werde mir meine Leoparden nicht zerreißen lassen. Du bist durchgedreht und hast einen meiner Leoparden entführt. Du hast aus dem Rudel eine bescheuerte Demokratie gemacht, wo du nicht mal Präsidentenveto hast. Willst du diese Fehler noch dadurch verschlimmern, dass du einen Krieg zwischen unseren Rudeln anzettelst?«
»Ich halte es für eine gute Sache, dass jeder eine Stimme hat.«
»Ja, eine großartige Sache, aber es funktioniert nicht.« Er schwieg. »Richard, tu das nicht.«
»Es liegt nicht mehr in meiner Hand. Es tut mir leid, Anita, du weißt gar nicht, wie sehr.«
»Richard, du wirst doch nicht wirklich zulassen, dass sie Gregory töten, oder?«
Wieder Schweigen.
»Richard, sprich mit mir.«
»Ich werde tun, was ich kann, aber die Entscheidung liegt nicht mehr bei mir. Das kann ich nicht mehr ändern.«
»Kannst du wirklich dabeistehen und zusehen, wie er für etwas stirbt, das er nicht getan hat?«
»Woher weißt du, dass er dich nicht mit Absicht infiziert hat?«
»Ich war dabei. Er stürzte auf mich im Kampf mit zwei Schlangenmenschen. Das
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