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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ausziehen und richtig zu Bett gehen!“
    „Das kann ich allein, wenn ich mich nur erst mal ein bißchen verschnaufen kann.“
    „Nein, das können Sie nicht allein“, sagte Anne entschieden. Und blitzartig stellte sie sich ihre Mutter vor, wenn sie so krank wäre, und ein junges Mädchen ließe sie einfach so liegen - ja, es wäre ganz unverzeihlich.
    „Unfug“, sagte Frau Unndal, und plötzlich klang die Stimme fast eigensinnig. „Ich bin es gewohnt, allein zurechtzukommen. Jetzt machen Sie, daß Sie wegkommen!“ Aber auch Anne konnte halsstarrig sein, wenn es nötig war - und wenn sie etwas durchsetzen wollte, das sie für richtig hielt.
    „Sie müssen schon entschuldigen“, sagte sie, und ihre Stimme klang fest, „aber ich rühre mich nicht von der Stelle, ehe Sie nicht ausgezogen und für die Nacht gebettet sind.“
    „Da soll doch gleich - so was von einem Laufmädchen.“ Frau Unndal heftete ihre Augen auf sie, aber es stand keineswegs Entrüstung darin. Es sah eher so aus, als ob sie Annes entschiedenen Ton irgendwie leiden mochte.
    „Ich bin kein Laufmädchen, sondern Verkäuferin“, lachte Anne. „Darf ich mal eben telefonieren? Tausend Dank!“ Anne klingelte Fräulein Tvilde an, erzählte, daß die alte Dame einen Herzanfall gehabt habe, und daß sie, Anne, vor Geschäftsschluß nicht mehr zurück sein könne, sondern noch ein wenig bei Frau Unndal bleiben werde.
    „Wie gut, daß Sie grad da waren“, war Fräulein Tvildes Kommentar. „Nein, natürlich dürfen Sie die alte Dame nicht allein lassen.“
    So setzte Anne ihren Willen durch. Und Frau Unndal mußte klein beigeben. Sie sagte Anne Bescheid, wo der Morgenrock hing, und wie die Couch mit ein paar Handgriffen in ein Bett verwandelt wurde. „Früher schlief ich in dem andern Zimmer“, erklärte sie, „aber von da ist es für mich zu weit bis zum Badezimmer, und darum lieg ich jetzt Tag und Nacht hier in dieser Ecke.“
    Anne stützte sie, als sie ins Bad gehen wollte. Sie weigerte sich entschieden, sich Waschbecken und Toilettesachen bringen zu lassen. „Wenn ich nicht ins Bad gehen und mich anständig zurechtmachen kann, dann büße ich den letzten Rest von Selbstachtung ein“, sagte sie, und die Stimme war ebenso lebhaft wie ihre Augen.
    Anne machte das Bett und lüftete das Zimmer, während Frau Unndal im Bad war. Und sie fragte sich im Geheimen, wie es möglich war, daß diese leidende alte Dame so ganz allein leben konnte, so hilfsbedürftig, wie sie war.
    „So, mein Kind“, sagte Frau Unndal, als sie unter Ächzen und Stöhnen ins Bett gekommen war und Anne die armen, geschwollenen, blauangelaufenen Beine hochgelegt und die Decke gut um sie zurechtgestopft hatte. „Sie sind wirklich eine kleine barmherzige Samariterin. Jetzt müssen Sie nach Haus gehen, ich denke mir, die Mama wartet!“ Anne lächelte.
    „Aber nein. Meine Mama wartet wohl kaum. Sie wohnt zwei Tagereisen von hier entfernt! Höchstens eine schlechtgelaunte Wirtin wartet und drei Seiten Sozialwirtschaft!“
    „Soll das heißen, daß Sie auf Zimmer wohnen?“
    „Ja, das weiß der Himmel!“
    „Und daß niemand wartet?“
    „Nichts weiter als die Pflichten.“
    „Ach, was heißt Pflichten! Wenn es so ist, dann gehen Sie mal in die Küche raus und machen Sie uns eine anständige, starke Tasse Tee. In der geblümten Blechbüchse sind Kekse, und.“
    „Wenn Sie so geradezu sind“, sagte Anne, „darf ich dann.“
    Frau Unndal unterbrach sie:
    „Selbstverständlich, ich bin auch ein Kohlkopf! Sie sind natürlich hungrig, und was soll hungrige Jugend mit Keksen? In dem Brotkasten ist Brot, und in der Speisekammer finden Sie wohl noch dies und das - ach richtig, Gott segne Sie! Essen Sie um Gotteswillen den Rest Labskaus vom Mittag auf, der dort steht. Wenn der heute nicht gegessen wird, dann spaziert er von alleine weg! Das heißt, noch ist er gut, glaube ich. Sie müssen mal dran schnuppern!“
    „Ja, aber ich meinte doch nicht.“
    „Doch, das meinten Sie wohl, und wenn ich jetzt so folgsam war und mich habe ins Bett stecken lassen, dann müssen Sie auch folgsam sein, wenn ich Essen in Sie hineinstecken will. Ist das nicht recht und billig?“
    „Okay“, lachte Anne. Da stand sie nun in der fremden Küche und suchte sich alles zusammen. Hier war alles klein und niedlich und übersichtlich wie in einem Puppenhause. Kurz darauf trug Anne ein saubergedecktes Teebrett zu Frau Unndal hinein und den aufgewärmten Labskaus für sich selbst.
    „Ist das nun

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