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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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könnte.
    Am frühen Morgen des Weihnachtstages lief Davy im ganzen Haus auf und ab und läutete mit einer alten Kuhglocke. Manila ermahnte ihn, sie hätten einen Gast im Haus, aber Katherine kam schon lachend die Treppe herunter. Zwischen ihr und Davy hatte sich eine besondere Art Kameradschaft entwickelt. Katherine gestand Anne, dass Dora ihr einfach zu brav sei, während Davy vom selben Kaliber war wie sie selbst.
    Die Bescherung fand schon vor dem Frühstück statt, weil die Zwillinge - besonders Dora - sonst keinen Bissen herunterbekommen hätten. Katherine hatte nicht damit gerechnet, auch etwas zu bekommen, abgesehen von einem Anstandsgeschenk von Anne. Umso überraschter war sie, als sie von allen etwas bekam: eine bunte Häkeldecke von Mrs Lynde, einen Beutel Veilchenwurzeln von Dora, ein Taschenmesser von Davy, einen Korb voller Marmeladen- und Geleegläser von Marilla und ein kleines Bronzekästchen als Briefbeschwerer von Gilbert. Und unter dem Weihnachtsbaum auf einer warmen Wolldecke ein zusammengerolltes Etwas - ein niedliches braunäugiges Hundebaby mit wuscheligem Fell. An seinem Halsband hing ein Zettel mit der Aufschrift »Von Anne, die dir trotzdem fröhliche Weihnachten wünscht!«
    Katherine hob den Kleinen auf und sagte mit gebrochener Stimme: »Anne, ist der niedlich! Aber Mrs Dennis wird dagegen sein.«
    »Ich habe mit Mrs Dennis gesprochen, sie wird nichts dagegen haben«, beruhigte sie Anne. »Außerdem, Katherine, wirst du nicht mehr lange dort bleiben. Du musst einfach in eine andere Wohnung ziehen, jetzt, wo du niemandem mehr etwas schuldest. Sieh mal, was für nettes Briefpapier ich von Diana bekommen habe. Was wird wohl einmal auf den Blättern geschrieben stehen?«
    Die Woche nach Weihnachten war herrlich. Katherine hatte sich so oft vergeblich gewünscht, glücklich zu sein; nun war sie es tatsächlich. Sie blühte förmlich auf und Anne genoss die Freundschaft mit ihr.
    Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich jemals auf die Idee kam, sie könnte meine Weihnachtsferien zerstören!, dachte Anne.
    Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich drauf und dran war, Annes Einladung abzuschlagen!, dachte Katherine. Sie machten täglich lange Spaziergänge zusammen und unterhielten sich dabei über alles Mögliche.
    An einem Tag stürmte es so, dass sie nicht hinausgehen konnten. Der Ostwind peitschte ums Haus und im Golf donnerten die grauen Wogen an Land. Aber selbst der Sturm hatte auf Green Gables seinen Reiz. Es war so behaglich, am Ofen zu sitzen, Bratäpfel zu essen und seine Gedanken im Schein des Feuers schweifen zu lassen. Einmal fuhren sie mit Gilbert zu Diana und ihrer neugeborenen Tochter hinüber. »Ich habe noch nie ein Baby auf dem Arm gehabt«, erzählte Katherine später. »Es hat mich nie interessiert, und außerdem hätte ich Angst gehabt, es fallen zu lassen. Was für ein neues Gefühl - dieses kleine, unvergleichliche Geschöpf in meinen Armen! Dieses Baby hat irgendwas in mir ausgelöst, wenn ich auch noch nicht weiß, was.«
    »Babys sind wirklich faszinierend«, stimmte Anne träumerisch zu. »Es steckt so viel in ihnen. Stell dir bloß mal vor, Katherine, dass sogar Homer mal ein Baby war!« Sie lachte ihre Freundin an.
    »Schade, dass seine Mutter nie erfahren hat, dass mal Homer aus ihm werden würde!«, erwiderte diese fröhlich.
    Anne konnte Katherine sogar zu einem Konzert in der Gemeindehalle und im Anschluss daran zu einer Party bei Abner Sloane überreden.
    »Was hältst du davon, wenn du dort etwas vorliest, Katherine? Ich habe gehört, du hast Talent dafür.«
    »Ja, ich habe früher öfter etwas vorgetragen. Ich glaube, es würde mir wieder Spaß machen.«
    Katherine sagte also für den Vortrag zu, konnte sich aber nicht so recht für die Party entscheiden. »Ich komme mit, wenn du willst, aber niemand wird mich zum Tanz auffordern und ich werde mich furchtbar schämen«, erklärte sie. »Ich habe mich auf den wenigen Partys, auf denen ich bisher war, nie wohl gefühlt. Anscheinend traut mir keiner zu, dass ich tanzen kann. Ich habe es aber gelernt, als ich noch bei Onkel Henry wohnte. Er hatte eine Küchenmagd, die gerne tanzte, und wir haben immer in der Küche zusammen geübt, zu der Musik, die abends vom Salon hereindrang. Ich glaube, es würde mir Spaß machen - mit dem richtigen Partner natürlich.«
    »Du wirst dich bestimmt nicht unwohl fühlen auf der Party, Katherine«, versicherte Anne. »Du hast wunderschönes Haar. Darf ich eine

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