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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Arbeit für unsere Sicherungsleute. Eine Kernsprengung. Vier Tage lang Umleitung, aber gut markiert, haben nicht schlecht gearbeitet, meine Jungs. Ich meine nur, falls ihr wieder zurück wollt.«
    »Vorläufig nicht«, erwiderte Thomas.
    In diesem Augenblick war es, als platze die Erde auseinander. Das Unheimliche war die Stille. Links vor ihnen wuchs die Wüste in die Höhe, stieg mit erdrückender Langsamkeit an, zeitlupenhaft. Dann rann es von der braunschwarzen, emporgereckten Wand, deren oberer Rand vor der Sonne loderte, herab. Und noch immer war es still, unwirklich.
    Plötzlich verschleierte sich das Bild. Die von der Wand herabstürzenden Ströme verschwammen, von unten wallte es auf, kroch sich überschlagend in die Wüste hinein und auf die Betrachter zu.
    »Los, in die Wagen und Scheiben dicht.« Die Worte des Kongolesen, hastig hervorgestoßen, vertrieben den Zauber.
    Und da brach der Donner herein, zuerst eine Folge harter Knalle, die in peitschendes Knattern und dann in wühlendes Grollen übergingen. Dumpf klatschten die herabstürzenden Erdmassen.
    Es wurde finster. Voraus war nichts mehr zu sehen. Sand rieselte über die Scheiben. Das schwarze Gesicht nebenan tanzte gleichsam in schmutzigbraunen Wogen. Die weißen Zähne des lachenden Mundes schienen von diesem Gesicht weggerückt, viel näher zu sein als der Kopf.
    Und dann leuchtete die Kontrollampe auf. Die Leitlinie war wieder frei. Draußen rieselte noch immer Sand.
    Thomas war unschlüssig. Da leuchteten matt vor ihnen zwei rote Lichter. Die Schlußleuchten des Einmann-SAMO. Es hatte gewendet, war auf die Leitlinie eingeschwenkt und fuhr zurück. Thomas ließ den Kompressor anlaufen; langsam folgte er.
    Bald wurde es heller – wie ein zeitgerafftes Tagwerden. Wenig später füllte die gleißende Sonne wieder die Kabine. Thomas Monig und René atmeten auf. Weit voraus fuhr das Einmann-SAMO. Links türmte sich das neue Dammstück, übersät mit dunklen Felsbrocken.



Thomas verlangsamte die Fahrt, nahm das Steuer und schaltete den Autopiloten aus. Er steuerte geradewegs den Damm hinauf. Jenseits des Kamms wogte ein gelbes Staubmeer. Der Blick zur neuen Kanalsohle war noch nicht frei.
    Weiter nach Süden löste sich das Bett des Kanals deutlich aus dem toten Einerlei der Umgebung. Aber dort rumorte es, erneut wurde Staub gegen den Himmel gewirbelt. Eine große Kolonne von Fahrzeugen, die vor der Sprengung aus der Gefahrenzone gezogen worden war, fuhr auf der Kanalsohle.
    Die einzelnen Fahrzeugtypen waren bereits voneinander zu unterscheiden. Beinahe hätte Thomas zum Gruß gewinkt, als er unter ihnen in gleicher Weise umgebaute Panzer des Typs T 73 sah, wie sie in TITANGORA die Eisblöcke aus der Strecke zogen. Er begnügte sich mit einem Kopfnicken und sagte zu René: »Die Panzer – wie unten in der Antarktis.« Es war das erstemal, daß er am Kanal so unmittelbar vor Ort stand. Und obwohl er eigentlich ohne Zeitverzug ins Camp wollte, hatte er den Motor abgeschaltet, um die Parade der Arbeitsfahrzeuge mit schmutziggrünem Anstrich – an den meisten waren die Hoheitszeichen noch deutlich sichtbar – passieren zu lassen.
    Die T 73 zogen Erdhobel und Reißpflüge. Andere Fahrzeuge waren noch wie in den Armeen, aus denen sie stammten, ausgerüstet: mit Räumschilden, Großlochbohrern und Bodenfräsen. Es folgten eine große Anzahl Tankfahrzeuge aller Art, deren Inhalt teils für die gefräßigen Motore der Fahrzeuge, teils auch für die chemothermische Verfestigung des Kanalbettes bestimmt war.
    Plötzlich löste sich aus der Wolke, die hinter den Fahrzeugen herschwebte, eine Gruppe Hubschrauber mit seitlich weit herausragenden Rohren. Dort, wo das sauber ausgearbeitete Kanalbett in das von der Sprengung hinterlassene Sand- und Steinchaos überging, begannen sie eine Flüssigkeit abzuregnen.
    »Hochmagnetisiertes Wasser«, sagte René. »Das benetzt den Staub besser – paß auf!«
    Es war, als drücke eine unsichtbare Walze das Staubgewoge zusammen und bereitete so den Fahrzeugen Sicht und Weg.
    »Wir müssen…« René deutete nach vorn. Auf dem Wall kamen ebenfalls Fahrzeuge näher. Auf Raupenketten montierte Spezialschrapper, die für den Bau der Böschungen, die weiter südlich wie mit dem Lineal gezogen erschienen, bestimmt waren… Noch bevor Thomas den Kompressor eingeschaltet hatte, sagte jemand: »Na, ihr zwei, Panne?«
    Thomas und René drehten sich um. Zwei lachende Köpfe beugten sich durch das offene Fenster herein. »Oder macht

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