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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sprechen zu hören, und unterhielt sich oft mit ihm. Fachgespräche konnten sie zwar nicht führen, da Richard für überschwere Maschinen zuständig war. Und davon hatte Thomas keine Ahnung.
    Sie richteten sich auch hier nach einem Kursweiser und außerdem nach einem Funkleitstrahl der Station. Aber beides reichte nicht aus, um den Ansatzpunkt für die Großbohrung, die später die Strecke treffen sollte, mit der nötigen Genauigkeit zu bestimmen.
    Das war Monigs neue Aufgabe. Zur Bewährung, wie Lewrow ihm eröffnet hatte. Ihm kam gleichsam die Galle hoch, als er wieder daran denken mußte. Eine Arbeit, deren Ergebnis erst im nächsten Jahr gebraucht wurde. Wenn er wieder etwas verdürbe, das war der Unterton, blieb genügend Zeit, es ohne großen Aufwand zu korrigieren.
    Hätte ich doch den Kram hingeworfen!
    Aus dem Schneetreiben vor der Folie formt sich das Bartgestrüpp, und Thomas hört wieder Lewrows aufreizend ruhige Stimme, als er auf einen Vorschlag des Parteisekretärs erwiderte, er denke nicht daran, in diese vermurkste Sache noch mehr Kraft hineinzustecken, um den Fehler zu suchen. Es reiche schon, daß ein Meßtrupp beauftragt werden müsse, die Korrektur vorzunehmen. Außerdem könne er aus ökonomischen Erwägungen nicht zustimmen. – Dabei hat er mich kein einziges Mal angesehen. Mir war, als ob er hinter seinem Bart abfällig lächelte, sobald ich davon sprach, keinen Fehler gefunden zu haben.
    Richard unterbrach ihn in seinen trüben Gedanken. »Na, ihr sprüht ja heute wieder über vor Heiterkeit. Ich will mich mal ans Abendbrot machen, damit ihr euren Disput nicht zu unterbrechen braucht«, sagte er. Er nahm die Axt und ging hinaus. Bald darauf kam er mit einem Klotz gefrorener Suppe wieder.
    »Na, bringt euch das auf einen anderen Gedanken?« fragte er. »He, Leutnant, nimm mal den gleich fälligen Spruch von der Station auf. Ich mache das Essen fertig. Aber blockiere mit deinem langen und breiten Geschwätz nicht wieder die gesamte Funkverbindung.«
    Thomas lachte, weil er genau wußte, daß Deland außer dem Rufzeichen, einigen Ja und Nein nicht viel von sich geben würde. Deland selbst lächelte nach Richards Worten säuerlich.
    Unterdessen nahm sich Thomas den Lasertheodolit vor, weil er tags zuvor mehrmals geflackert hatte, vor allem dann, wenn Schnee auf die Kontakte der Stromzuleitung getrieben wurde. Er wollte den Kontaktstellen einen strafferen Sitz geben.
    Richards Suppe duftete. Thomas lief das Wasser im Munde zusammen. Deland murmelte ein paar Worte ins Mikrophon. Thomas hörte gerade, wie er vom Sturm sprach und daß sie zur Zeit nicht messen konnten, eine Tatsache, die man sich in der Station ohnehin denken konnte.
    Richard rief vom Kocher her: »Sag ihnen, sie sollen uns robustere Geräte schicken. Dieses Spielzeug, das von jedem bißchen Wind umgeblasen wird, taugt höchstens für die Riviera. Die sollen sich ein Beispiel an meinem Maschinchen nehmen.«
    Thomas glaubte die technische Ausrüstung verteidigen zu müssen. Richard winkte jedoch überlegen ab, als ihm erläutert wurde, daß es schon ein großer Fortschritt sei, mit dem Lasertheodolit auch dann messen zu können, wenn keine unmittelbare Sicht mehr vorhanden war. Er wies nur wortlos zum Fenster und zuckte mit den Schultern.
    Sieben Kilometer waren sie in den zwei Tagen vorangekommen, noch ebenso viele standen ihnen bevor. Wenn sie dann die Bohrung absteckten und noch eine Kontrollmessung zum Außensignal vornahmen, waren das wieder etwa sieben Kilometer. Also dauerte ihr Ausflug, wenn keine weiteren Störungen hinzukamen, noch mindestens vierzehn Tage. Vierzehn Tage draußen. Schöne Aussichten – zur Bewährung!
    Evelyn würde natürlich sagen: Jawohl, sie konnten gar nicht anders. Du mußt froh sein, daß es noch so gekommen ist… Dabei habe ich keinen Fehler gemacht, warum wollte das niemand einsehen?
    Ich hätte doch abreisen sollen. Es war so günstig. Nach der Aussprache schnell packen, eine halbe Stunde hatte ich Zeit. Die planmäßige Maschine stand startbereit.
    »Flieg doch, flieg!« Ich höre noch deutlich Ninas Stimme, ärgerlich, enttäuscht. »Flieg doch, kneife! Das sind mir die Liebsten, die Kritik so aufnehmen.«
    »Was heißt hier Kritik«, hatte er sie angefahren. »Ich habe es satt, mir diese Ungerechtigkeiten anzuhören, diese Unterstellungen dauernd.«
    Thomas fühlte sich von ihr im Stich gelassen. Er fand sie gar nicht mehr so wunderbar.
    Aber kneifen werde ich trotzdem nicht. Ich werde es

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