Antarktis 2020
Deland… Es war die gleiche Wut, die Thomas jetzt gepackt hielt.
Er kam zu sich, als er geschüttelt wurde. Vor seinen Augen waren die von Kai Sund, der ihn kräftig rüttelte. Thomas sah, daß er etwas sagte, aber er hörte nichts. Sicher wollte Kai wissen, was geschehen war, denn Ronny hatte ihm keinen Hörer eingesetzt.
Bevor Thomas irgendwie reagieren konnte, hatte Alina Kai untergefaßt und ging mit ihm zur Innenluke.
Ronny sprach heftig in einen Telefonhörer. Und plötzlich wußte Thomas, daß die Freunde Ann bestimmt nicht im Stich ließen und daß ein solcher Fall einkalkuliert war. Sicher setzten sie jetzt bereits Motoren in Bewegung… Aber wie sollte Ann geholfen werden, ohne sie zu gefährden?
Wieder packte Thomas Angst.
»Los, geht rein«, rief Ronny ihnen zu. »Ich warte auf Francois und Ronald.«
Die beiden Taucher nahmen Thomas in die Mitte. Der vordere öffnete die Innenluke. Thomas durchfuhr ein Schreck: Haben sie den Verstand verloren? Ihm fiel nicht ein, daß vor wenigen Minuten Kai und Alina auch durch die Luke gegangen waren, ohne daß die Außentür geschlossen wurde.
Die Lösung war so trivial, daß er sich unter normalen Umständen an die Stirn geklopft hätte. Hinter der Tür war abermals Wasser.
Sie gingen einen beleuchteten Gang entlang und traten von dort aus in ein Vorzimmer, völlig möbliert, zweckmäßig eingerichtet. In Sesseln saßen Alina und Kai.
Hinter einer durchsichtigen Wand standen mit allen Zeichen der Erregung eine Anzahl Menschen in normalen Anzügen. Ein Gemurmel kam über den Lautsprecher.
Thomas’ Begleiter schritten auf eine Tür zu und forderten Kai auf mitzugehen. Der nächste Raum war wieder eine Schleuse, und jetzt wurde das Wasser aus der Kabine gedrückt. Als es verschwunden war, öffnete sich automatisch die zweite Tür, und sie traten in das Zimmer, in dem sich die Menschenansammlung befand. Aufgeregt traten einige näher und halfen beim Ablegen der Taucheranzüge. Als erste erkannte Thomas Dr. Andrej und Frau Vermisseau.
Thomas blickte zurück in den wassergefüllten Raum. Dort saß erschöpft Alina. Sie lächelte ihm zu, und er empfand auf einmal das Beglückende, wieder frei Luft zu holen, nicht durch das Gerät atmen zu müssen. Aber er wurde nicht froh, die Freude darüber zerbrach am tapferen Lächeln der Frau, die mühsam dem Wasser Atem abrang, die – auch seinetwegen – erschöpft war. Plötzlich hätte Thomas alle umarmen mögen.
»Komm«, sagte neben ihm Frau Vermisseau und wies auf eine Tür. »Ruh dich da drin aus«, und als Thomas leicht widerstrebte, fügte sie hinzu: »Hier kannst du nichts machen. Wir holen Ann schon raus!«
VIII
Ein Flugboot kreiste im Innern des künstlichen Atolls New Maori. Es entfernte sich stetig von dem großen Bohrturm. Sein Kiel lag nur wenige Meter über den gespannten Seilen. Es folgte einer Spur, die sich unten durch das Wasser zog. Dort, wo der Wellenfächer seine Spitze hatte, ragte ein Rohr heraus. U-Kreuzer vier fuhr getaucht mit seinen Dieselmotoren und mußte den Schnorchel benutzen. Er glitt mit Höchstgeschwindigkeit auf den Ring aus Schiffsrümpfen zu. Dort würde er erneut voll tauchen. Die Akkus waren zwar dann noch nicht wieder aufgeladen, aber es würde für etliche Kilometer Unterwasserfahrt reichen. Bis dahin mußte sein Kurs markiert sein.
Mattau leitete vom Flugboot aus die Aktion Der Radarschirm zeigte ihm, daß alles planmäßig lief. Im Kielwasser des Kreuzers fuhren drei schnelle Transporter und U siebzehn, das einzige Atomunterseeboot New Maoris. Außerhalb des Ringes postierte sich unter Kapitän Kenneth fast die gesamte U-Flotte.
Weit konnte Mattau nicht planen, er mußte schnell reagieren. Er wußte, daß der gesamte Aufwand verpuffte, wenn sie Paterthik tatsächlich gestellt hatten. Er hatte Ann. Und selbst wenn sie sich Bord an Bord mit U vier rieben, waren sie nicht weiter als jetzt. Aber dann konnte man verhandeln… Er war fest entschlossen, den Kreuzer nicht aus den Suchgeräten zu verlieren. Irgendwann mußte Paterthik anlegen… Wohl fühlte sich Mattau nicht.
Es lief die Meldung ein, daß Kenneth seine Position erreicht hatte. Seine Fahrzeuge bildeten außerhalb des Schiffsringes einen Halbkreis, über und unter Wasser. Sie lagen an der Stelle, die Paterthik erreichen mußte, wenn er den eingeschlagenen Kurs beibehielt. Patrouille-Hubschrauber und weitere Flugboote vervollständigten das System der Einkreisung.
Über dem Wasser wurde das Netz der glitzernden
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