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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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einfach davon. Natürlich macht mir keiner einen Vorwurf draus. Wenn es nicht mehr geht, soll man die Konsequenzen ziehen. Aber ich bin nun einmal kein Mensch, der in eine neue Haut schlüpfen kann. Irgendwie fühlte ich mich als Lump, verstehst du? Schließlich war da der Junge…
    Ich sah den Ausweg in der Arbeit hier. Ein paar einflußreiche Kameraden von früher haben mich unterstützt, und da wurde ich Direktor, der Aufbaudirektor von New Maori. Ich habe hier wirklich gewühlt…« Neuber sagte das obenhin, nicht wie einer, der eine Bestätigung braucht. »Da war Carla Stelzer. Ich weiß, sie ist nicht beliebt, jähzornig, schießt oft über das Ziel hinaus. Aber sie lebt für das Kombinat, und sie betete mich an, als Chef, verstehst du, nicht etwa als Mann… Ich brauchte das wohl. Von ihr stammt vielleicht auch mein Mißtrauen gegen jedermann. Du mußt wissen, sie fühlte sich einsam von Kind an, lag immer in Streit mit der Umwelt. Sie stammt aus Magdeburg. Ihre Eltern sind dort gesellschaftlich sehr rege. Sie fühlte sich immer benachteiligt und vernachlässigt, und sie war es wohl auch. Soviel ich weiß, hat sie keinen Gefährten, und das verbittert sie, glaube ich…
    Ich gebe zu, daß mich ihr brennender Ehrgeiz, in der Arbeit etwas zu leisten, angesteckt hat. Wir wählten sie zum Sekretär und dachten dabei auch daran, daß sie den Weg zum Kollektiv findet, weil es zu einer solchen Arbeit gehört und weil es so in den Statuten steht.
    Statt dessen sind wir gemeinsam vom Kollektiv immer weiter abgerückt… ja, es ist so. Wenn mir das damals einer gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt.
    Die wenigen Dinge, die die Redanskaja bereits verändern konnte, haben mir die Augen geöffnet… Tja, deshalb bin ich jetzt der Meinung, daß es gut ist, wie es ist. Aber um Carla müßt ihr euch kümmern, die zerbricht sonst…«
    Neuber schwieg. Er saß noch immer langgestreckt im Sessel. Die Sonne war weitergewandert, es war früher Nachmittag, trotzdem leicht dämmrig im Raum. Die hochaufragenden Bordwände des Nachbarschiffes ließen zuwenig Licht durch die beiden Bullaugen. »Und was wirst – du machen?« fragte Thomas zögernd. »Ich fange noch einmal an, und ich denke, richtiger…« Neuber stand auf, schaltete das Licht ein und setzte sich zu Thomas an den Tisch. »Da wollen wir mal…«
    Und Thomas war auf einmal für Neuber. Er hätte hingehen und dem Mann die Hand schütteln mögen, es hätte ihn gefreut, wenn sie Freunde geworden wären…
    Thomas schlug die vorbereiteten Unterlagen auf und begann, seine Fragen zu stellen…
    Sie arbeiteten noch keine Stunde, als das Signal des Zwangsinformators schnurrte. Es kam eine Durchsage: »Monig, sofort zum Flugboothafen.« Die Stimme klang aufgeregt.
    Thomas stammelte eine Entschuldigung und rannte los. Neuber sah ihm lächelnd hinterher. Aber auch er war beunruhigt. Der Zwangsinformator durfte nur in außergewöhnlichen Fällen benutzt werden. Er ging zum Wechselsprecher, drückte eine Taste und fragte. »U vier ist gefunden. Er taucht soeben auf…«, war die Antwort.
    Als das Flugboot, das die Direktorin und Monig an Bord hatte, am Schauplatz eintraf, bot sich folgendes Bild: Noch vom Ring aus schwach zu erkennen, lagen in weitgezogenem Halbkreis mit der Öffnung zur See Wasserfahrzeuge aller Art, Schiffe, die an der Verfolgung beteiligt waren. Etwa in der Mitte des Halbkreises hing ein Hubschrauber in der Luft. Fast unmittelbar darunter war der Turm eines auftauchenden U-Kreuzers zu sehen.
    »Wassern, schnell«, sagte Wera Wassilewna. Das Flugboot kam in etwa hundert Meter Entfernung vom U-Kreuzer, der jetzt vollends aufgetaucht war, zum Stehen.
    Drüben ging die Bugluke auf. Einer nach dem anderen stieg aus. Es mußte fast die ganze Besatzung sein. »Ist Ann dabei?« fragte Frau Redanskaja.
    Sie war dabei. Sie hantierten auf Deck, die Luke war wieder geschlossen. Dann sah es Thomas: Sie ließen in aller Eile Luft in ein Schlauchboot. Er suchte Paterthik, erkannte Frank Niesar und den anderen ihrer Betreuer. Paterthik war nicht dabei.
    Drüben schoben sie das Schlauchboot ins Wasser, dann sprang einer nach dem anderen hinein.
    Thomas hörte über Funk, wie Mattau, der die Suchaktion noch immer geleitet hatte, anwies, daß sofort ein Schnellboot Kurs auf den Kreuzer nehmen solle. »Wir fahren auch näher ran«, wies die Direktorin an.
    Bevor Frank Niesar den U-Kreuzer verließ, entriegelte er die Luke. Dann sprang er hastig in das Boot, das sofort

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