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Antonio im Wunderland

Antonio im Wunderland

Titel: Antonio im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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aucke di annegerufe, aber warste du
    nida.»
    «Ich habe geschlafen.»
    «Soso. Sinde wir spaziere gewesen und hatte ein klei-
    ne Streit.»
    Ich stelle mich doof. «Miteinander?»
    «Nein, nickte, iste unmoglicke mite Benno. Mit eine
    Erpresse in ein Suppemarkt.»
    Bei dem Wort Supermarkt schwant mir, was Antonio
    angestellt hat. Er liebt es einfach, Preisschilder umzu-
    kleben.
    «War wohl zu teuer», sekundiere ich.
    «Viel zu teuer und vor allen: Alle Preis’ waren falsch
    auf der Ware.»
    «Und wie ist die Sache ausgegangen?»
    «Wir habe nickts gekaufte in der blöde Ladeda. Habi
    nickte nötig, die könne der Zeug behalten.»
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    Ohne dabei gewesen zu sein, weiß ich, wie die Sache
    lief. Antonio hat aus dem einen oder anderen Artikel
    ein Sonderangebot gemacht und ist zur Kasse mar-
    schiert. Der Bursche hinterm Tresen hat sofort ge-
    merkt, dass die Preise nicht stimmten und hat höflich,
    wie diese vor Selbstbewusstsein platzenden Amerika-
    ner halt sind, darauf hingewiesen, dass die Rechnung
    höher ausfällt, als Antonio denkt. Antonio hat dann auf
    Italienisch rumkrakeelt, dass er Gast in diesem Lande
    sei und nicht wisse, was der Mann von ihm wolle, und
    dass er den Patron zu sprechen wünsche. Und dann ist
    er mitsamt Benno höflich gebeten worden, das Ge-
    schäft zu verlassen. Er hat mit dem Fuß aufgestampft
    und gerufen, dass so etwas in einer zivilisierten Gesell-
    schaft wie der deutschen nicht üblich sei. Da ist er mit-
    samt Benno rausgeflogen. Kurz und schmerzlos. Und
    ich musste nicht dabei sein. Was mich nachhaltig freut.
    Die Geschichte nagt nicht an Antonio, vielmehr sei
    der Kerl selber schuld, dass er mit Antonio nicht ins Ge-
    schäft gekommen ist. Er platzt sogar vor hervorragen-
    der Laune und macht einen sehr tatendurstigen Ein-
    druck. Er würde gerne mal zum Großmarkt gehen, aber
    dafür ist es heute schon zu spät, da ist jetzt nichts mehr los. Wir heben uns das für einen anderen Tag auf. Dann
    macht Antonio einen Vorschlag, auf den ich niemals
    gehofft hatte. «Wie wär’s, heute geht jeder per conto suo .
    Wir gehen, wo wir gehen, unde du gehste woanders,
    und wir treffen uns bei der Abendbrot in ein Lokal.»
    Ich bin begeistert, überglücklich. Natürlich werde
    ich mir Sorgen machen, den ganzen Tag nur an die
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    beiden denken, aber andererseits habe ich mir nicht
    mehr gewünscht als diesen einen Tag Ruhe vor der
    Jagd nach Toiletten, Architekten und Rauchverzehrern.
    Gemeinsam suchen wir ein gutes Restaurant in SoHo
    heraus. Ich schreibe Antonio die Adresse auf und lasse
    dort von der Rezeption einen Tisch reservieren. Dann
    bin ich frei. Benno ist bisher nicht aufgetaucht. Ko-
    misch, wo er doch morgens so einen majestätischen
    Hunger hat.
    «Wo steckt denn Benno?», frage ich.
    «Dä is’ schon in der große Park und futterte der
    Eickörnchen.»
    «Was macht der? Der futtert Eichhörnchen?»
    «Nee, dumme Salat! Nickte futtert er selber die
    Eichörrnche, sondern gibt ihne der Futter.»
    Antonio schmeißt die Sirene an und beömmelt sich
    königlich.
    Ich begleite Antonio noch zum südlichen Eingang
    des Central Park, wo er sich um elf Uhr mit Benno ver-
    abredet hat. Wir sind zu früh. Ich möchte ihn nur un-
    gern so alleine stehen lassen, aber er bittet mich da-
    rum. Er wolle ungestört sein, sagt er. Ich drehe mich
    noch ein paar Mal um, und jedes Mal winkt er mir fröh-
    lich. Ganz wohl ist mir bei der Sache nicht. Was ist,
    wenn Benno gar nicht kommt, weil er, von Eichhörn-
    chen überfallen und seines Brustbeutels beraubt, von
    der joggenden Yoko Ono aufgelesen und in John Len-
    nons Lieblingssofa verfrachtet wurde, wo sie ihn nun
    mit Donuts und Softeis wieder aufpäppelt? Oder wenn
    etwas noch Schlimmeres passiert ist? Es fällt mir
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    schwer, dies vor mir selber zu formulieren, aber ich
    muss die beiden loslassen. Wenn etwas nicht klappen
    sollte, dann ist das nicht mein Problem.
    Ich grüble noch einen Block weiter, dann drehe ich
    mich um und renne zurück. Ich hätte die beiden nicht
    alleine lassen dürfen. Es war ein Fehler, Fehler, Fehler!
    Als ich dort ankomme, wo ich Antonio zuletzt gesehen
    habe, ist er verschwunden. Ich laufe in den Park, wieder
    zurück, sehe mich um. Kein Zweifel: Antonio und Ben-
    no sind von der Stadt verschluckt worden.
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    THIRTEEN
    Ich kann mich nicht richtig an meine plötzliche Freiheit
    gewöhnen. Unruhig laufe ich Richtung Osten, also zur
    Fifth Avenue, die mir auf Anhieb gefällt, weil New York
    hier so

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