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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fort. »Aber ich habe rasch gemerkt, wie sehr ich mich getäuscht habe. Vielleicht sind wir immer mit dem unzufrieden, was wir haben. Und vielleicht merken wir immer erst dann, wie kostbar es ist, wenn wir es nicht mehr haben.« Er war zu weit entfernt, um nach Miss Preusslers Hand zu greifen, aber er hätte es gern getan, und er hatte das sichere Gefühl, dass sie es auch wusste.
    »Ich habe vorhin zu Ihnen gesagt, dass Sie nicht hätten herkommen sollen«, fuhr er fort. »Dasselbe gilt auch für mich. Ich hätte Graves niemals vertrauen dürfen. Der Mann ist ein Monster.«
    »Warum haben Sie es dann getan?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Mogens.
    »Und sie hat mit dem zu tun, weswegen Sie in unsere enge und kleinmütige Stadt gekommen sind«, vermutete Miss Preussler. Sie legte den Kopf auf die Seite und sah ihn fragend an. »Einer Frau?«
    »Ja«, hörte sich Mogens zu seiner eigenen Überraschung antworten.
    »Aber Sie möchten nicht darüber reden.«
    Wenn es überhaupt einen Menschen auf der Welt gab, mit dem er über jene schreckliche Nacht vor neun Jahren sprechen konnte – und, ja, und wollte!  –, dann war es Miss Preussler. Aber nicht jetzt.
    »Später, Miss Preussler«, sagte er. »Vielleicht bin ich eines Tages so weit, darüber reden zu können.«
    »Aber wenn Sie doch einsehen, dass es ein Fehler war, Doktor Graves zu vertrauen«, fuhr Miss Preussler fort, »warum folgen Sie ihm dann noch immer?« Sie deutete auf den Schacht. »Ich sehe Ihnen doch an, wie viel Angst Sie vor dem haben, was dort unten ist. Warum gehen Sie nicht einfach? Niemand zwingt Sie, noch einmal an diesen schrecklichen Ort zurückzugehen.«
    »So wenig wie Sie?«, fragte Mogens.
    Miss Preussler schüttelte heftig den Kopf. »Wenn Sie sich entschließen zu gehen«, sagte sie ernst, »dann werde ich Sie begleiten. Ganz gleich, was sonst geschieht.«
    Mogens verspürte ein kurzes, aber ungemein tiefes Gefühl von Dankbarkeit, aber zugleich auch eine tiefe Scham, als er sich an alles erinnerte, was er je über Miss Preussler gedacht hatte. Vielleicht, dachte er ernsthaft, war Miss Preussler die einzige Person auf der Welt, der wirklich etwas an ihm lag.
    »Ich habe keine Wahl«, sagte er bedauernd. Auch in diesem Punkt hatte Graves Recht gehabt. Er wusste, wie aberwitzig gering die Chance war, Janice dort unten und noch dazu lebend wiederzufinden, aber zu wissen, dass etwas nicht sein konnte, hatte Menschen noch niemals daran gehindert, dennoch daran zu glauben.
    Miss Preussler antwortete nicht mehr, und für eine Weile begann sich eine sehr sonderbare Stille zwischen ihnen breit zu machen. Mogens war fast froh, als nach einigen Minuten die Zeltplane zurückgeschlagen wurde und Graves zurückkam, diesmal nicht allein, sondern gefolgt von Tom.
    Mogens zog überrascht die Brauen zusammen, als er den Jungen sah. Genau wie Graves trug er eine Art Tropenanzug samt Stiefeln und Helm, an dem er eine Grubenlampe befestigt hatte. Es sah einigermaßen albern aus, fand Mogens, musste zugleich aber zugeben, dass Tom wieder einmal als Einziger halbwegs praktisch gedacht hatte. Aber er trug einen gewaltigen Rucksack auf dem Rücken und dazu in jeder Hand ein Repetiergewehr. Auch Graves war nicht mit leeren Händen gekommen. Er hielt eine brennende Zigarette in der rechten und ein mit einem Schraubdeckel verschlossenes Glas in der linken Hand, in der sich eines der kleinen haarlosen Schneckengeschöpfe befand.
    »Sie sind alle wieder in der Erde verschwunden«, sagte er, als er Mogens’ fragenden Blick bemerkte. »Ich konnte gerade noch ein Exemplar einfangen. Wir werden es später untersuchen.«
    »Und warum bringst du es mit hierher?«
    »Man weiß nie, wo eine Reise endet, nicht wahr?«, fragte Graves achselzuckend. Er sah Mogens und Miss Preussler abwechselnd an. »Bereit?«
    Mogens stand wortlos auf, würdigte Graves jedoch nicht einmal einer Antwort, sondern streifte die beiden Gewehre in Toms Händen mit einem unbehaglichen Blick. Selbstverständlich war es richtig, dass Tom Waffen mitgebracht hatte, nach allem, was sie erlebt hatten, aber das änderte nichts daran, dass ihn ihr Anblick erschreckte.
    Tom deutete seinen Blick falsch und hielt ihm eines der Gewehre hin. Mogens schüttelte fast erschrocken den Kopf und wich sogar einen halben Schritt zurück. Miss Preussler hingegen schien sich eher für den gewaltigen Rucksack zu interessieren, den Tom auf einem Traggestell auf dem Rücken trug. Er überragte seinen Kopf

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