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Anubis - Wächter im Totenreich

Anubis - Wächter im Totenreich

Titel: Anubis - Wächter im Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Rache.«
    »Er ist ein schlechter Gott«, sagte ich, »wenn er für die Rache spricht!«
    »Nein, er ist gerecht!«
    Per-nio war von seiner Meinung nicht abzubringen, aber er hatte es aufgegeben, mich zu malträtieren. Anscheinend hatte ihm mein Kreuz zu denken gegeben.
    Das wäre nun der Zeitpunkt gewesen, wo ich hätte handeln müssen. Allein, mir war es nicht vergönnt. Mich hielt weiterhin dieses seltsame Gefühl umklammert, für das ich keine Erklärung wußte. Dabei bekam ich alles sehr genau mit, ich sah und hörte Einzelheiten, aber ich konnte nicht auf sie reagieren. Ein großer und sehr wichtiger Teil meines Willens war beeinflußt worden. Man hatte mir die Reaktionsfähigkeit genommen, und das empfand ich als schlimm.
    Normalerweise hätte ich mich längst gewehrt und Per-nio erledigt oder es zumindest versucht, hier aber klebte ich gewissermaßen fest. Der Hohepriester trat zurück. Auf seinem Gesicht las ich ein Lächeln. Die dünne Haut hatte sich an den Lippen verzogen, die Augen glichen funkelnden Steinen. »Du bist fürwahr ein besonderer Mann, John Sinclair, und deshalb steht dir auch ein besonderer Tod zu, das kann ich dir versprechen.« Es waren die vorerst letzten Worte, die er an mich richtete, denn er drehte sich um und schritt davon. Neben dem Sarkophag blieb er stehen. Genau dort hatte sich auch die Abbildung des Totengottes Anubis aufgebaut. Der Hohepriester streckte seinen Arm aus und legte ihn angewinkelt auf die Steinfigur. Eine Pose, die ihm zustand, denn er diente dem Totengott mit allem, was er besaß.
    Der Professor hatte unserem Gespräch natürlich zugehört. As sich unsere Blicke trafen, sah ich das Unverständnis auf seinem Gesicht und wie er die Schultern hob.
    »Was haben Sie?«
    »Ich begreife es nicht«, erwiderte er. »Das ist mir zu hoch, Mr. Sinclair. Ich war immer der Meinung gewesen, viel über Ägypten zu kennen. Jetzt weiß ich, daß dies nicht stimmt.«
    »Machen Sie sich nichts daraus, Professor. Sie werden bestimmt noch mehr lernen.«
    Da sollte ich recht behalten.
    Während meines Dialogs mit Per-nio und auch mit dem Professor war die Fahrt nicht eine Sekunde unterbrochen gewesen. Wir glitten weiterhin lautlos über das Wasser unserem Ziel entgegen. Da wir schneller als das Passagierschiff waren, mußten wir das Ziel auch früher erreichen.
    Für das große Schiff hatte es eine Anlegestelle gegeben. Die brauchte die Totenbarke nicht, und James Barkley sagte: »Die Barke wird dort anlegen, wo sich auch das Grab befindet. Das heißt, wir brauchen nicht mehr weit zu laufen.«
    »Und wann werden wir anlegen?«
    James Barkley hob die Schulter. »Es ist schwer zu sagen. Ich kann nicht feststellen, wie hoch die Geschwindigkeit ist, mit der wir fahren. Eine Stunde müssen wir wohl noch warten.«
    Aus der einen Stunde wurden fast zwei. Dann änderte die Totenbarke ihren Kurs ein wenig und glitt ebenso lautlos wie immer dem linken Uferstreifen zu.
    In mir wuchs die Spannung.
    Es war gespenstisch, wie wir in das flachere Wasser hineinglitten und die ersten Sandbänke in Sicht kamen. Der Fluß war an diesem Ufer verschlammt. Ein großes Schiff hätte hier bestimmt keinen Anlegeplatz finden können.
    Meine Handflächen wurden feucht. Irgendwann mußten wir Kontakt mit dem Boden bekommen.
    Wir bekamen ihn nicht. Das Totenschiff verließ den Fluß und schwebte geisterhaft über das flache Land.
    Genau vor uns, in Füchtung Osten, schienen gewaltige Hände das Grau der Nacht aufzureißen. Es klaffte dort eine große Lücke am Firmament, und in ihr schien etwas mit ungemein großer Wucht zu explodieren.
    »Die Sonne!« flüsterte der Professor. »Sie wird bald aufgehen.«
    »Kann sie gefährlich werden?«
    Barkley hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, Mr. Sinclair. Anubis ist ein Gott der Dunkelheit, der Nacht. Es könnte sein, daß wir bei Sonnenaufgang im Grab sein müssen.«
    Zum letztenmal die Sonne?
    Verflixt, ich wollte nicht daran denken, aber mir kam tatsächlich der Gedanke. Es wurde heller.
    Im Osten wuchs das Flammenmeer am Himmel. Und wir glitten weiter. Am Ufer des Nils existierte nur ein schmaler, fruchtbarer Streifen. Nach einigen hundert Yards begann die Wüste.
    Eine weite, unendliche Fläche, noch im Dämmer liegend, aber sehr bald würde die Sonne ihre heißen Strahlen auf die verbrannte, sandige, staubbedeckte Erde schicken.
    »Wir sind gleich da!«
    Die Stimme des Professors klang gespannt. Ein leichtes Vibrieren deutete zudem an, daß er sich vor irgend

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