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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Skizzen klickte, spürte sie, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief. Als sie jedes einzelne Bild vollständig heruntergeladen hatte, wurde ihr schwindelig und sie musste sich zwingen, sie erneut zu anzusehen. Falls sie nach Illustrationen der eigenartigen Trugbilder, unter denen ihre Großtante litt, gesucht hatte, hier waren sie: all die grauenerregenden Dinge, die Lillian gesehen hatte und die sie immer wieder ins Barrington House zurückgetrieben hatten. Hessen hatte sie mit Kohlestift, Gouache oder Tinte gezeichnet. Und er hatte das bereits in den Dreißigerjahren getan, als Lillian mit ihren Tagebüchern überhaupt noch nicht begonnen hatte.
    Apryl blieb den ganzen Vormittag in Bayswater, trank Kaffee und aß leckeres Süßgebäck. Einige Stunden lang saß sie zufrieden in einem libanesischen Café und blickte durch das von Regentropfen übersäte Schaufenster nach draußen. Und die ganze Zeit dachte sie darüber nach, was es wohl mit den eigenartigen Beschreibungen in Lillians Tagebüchern und dieser obskuren Internetseite auf sich hatte. Sie wünschte, sie hätte niemals angefangen, in den Tagebüchern zu lesen. Aber nun konnte sie gar nicht mehr aufhören, sich auszumalen, wie ihre Großtante und ihr Mann wohl in Kontakt mit diesem Mann gekommen waren, von dem es offenbar keine genaue Beschreibung gab und der grauenerregende Bilder gezeichnet hatte von toten Tieren, menschlichen Leichen und diesen puppenartigen Wesen, die eine Kombination aus beidem darzustellen schienen. Sie hatte sich diese Online-Galerie gar nicht gern angesehen, aber dennoch hatten einige dieser Bilder sich in ihrer Erinnerung festgesetzt. Das Bild von einem Geschöpf, das wie ein dunkler Affe mit einem Pferdegebiss aussah, kam ihr in den Sinn und ließ sie erschauern. Wenn sie diese Bilder nur anschaute, hatte sie schon das Gefühl, sie könnte diese Wesen schreien hören. Aber wenn sie ein Bild verdrängte, kam nur ein anderes zum Vorschein – zum Beispiel dieses eine Ding, das eine Frau zu sein schien, eine sehr alte Frau, schon mehr Knochen als Fleisch, die aus einem Kellerfenster blickte.
    Und wie sie da an dem kleinen Tisch in diesem Café saß, traf sie eine Entscheidung: Sie würde das Buch von Miles Butler über Felix Hessen lesen. Die Biografie jenes Mannes, den Lillian beschuldigt hatte, er würde ihr Leben so unerträglich machen. Sie würde am Freitag zu dem Treffen der Freunde von Felix Hessen gehen. Und sie würde mit allen im Barrington House sprechen, die Lillian gekannt hatten, als sie noch jünger gewesen war. Sie würde es für Lillian tun. Sonst kümmerte sich ja ohnehin keiner darum. Immerhin könnte sie am Freitag ein bisschen in Camden herumspazieren und den Markt besuchen, ehe sie zu dem Vortrag ging, wo sie dann mit einem von diesen Experten sprechen würde. Um einen genaueren Eindruck von dem Künstler zu bekommen, der diese furchtbaren Bilder gezeichnet hatte.
    Gegen Mittag wurde ihr außerdem noch etwas anderes klar: Sie würde ganz bestimmt keine einzige Nacht mehr im Barrington House verbringen.
    In einem Hotelzimmer am Leinster Square aß sie ein vietnamesisches Gericht, das sie an einem Stand am Queensway gekauft hatte, trank ein Glas Chardonnay dazu und schlug das Buch von Miles Butler auf, um die Einleitung zu lesen.
    Das Taschenbuch war gerade mal hundertzwanzig Seiten dick und bestand vor allem aus Abbildungen der Zeichnungen von Felix Hessen. In der Buchhandlung der Tate Gallery in Pimlico waren nur noch ein Dutzend Exemplare vorhanden gewesen, alle im Preis reduziert. »Ist nicht so gut gelaufen«, sagte der Verkäufer. »Nicht gerade was für den Massenmarkt.« Sie sollten »remittiert« werden, was auch immer das bedeutete.
    »Meine Großtante hat ihn gekannt«, sagte sie dem Verkäufer und empfand dabei einen eigenartigen Stolz. Aber er schien nicht im Geringsten davon beeindruckt zu sein.
    Von der Galerie ging sie zurück zum Barrington House, wo sie eine kleine Tasche mit den nötigsten Sachen zum Übernachten packte. Auf dem Weg nach draußen blieb sie vor dem Rezeptionspult stehen und sprach mit Stephen, dessen Schicht gleich vorbei war.
    Er fragte nicht, warum sie sich entschieden hatte, in einem Hotel zu übernachten. Vielleicht wunderte er sich ja auch, dass sie diesen Entschluss angesichts des Zustands des Apartments nicht schon früher gefasst hatte. Vielleicht empfand er es auch als Erleichterung, weil sie ihn dann nicht mehr mit ihren Fragen belästigen konnte. Immerhin erklärte er

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