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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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Redensarten). Er setzte ein gezwungenes Lächeln auf, griff, ganz gegen seine Gewohnheit, zu einer dritten Zigarette und legte das Päckchen herausfordernd auf die Armlehne zurück.
    Der Bursche dämpfte seine eigene Zigarette aus und, als wollte er die Herausforderung annehmen, langte er nach dem Paket, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie an. Septimus gab sich keineswegs geschlagen. Rasch paffte er sich durch seinen Glimmstengel, dämpfte ihn halb ungeraucht aus, nahm sofort darauf eine vierte Zigarette und zündete sie an. Der Wettkampf näherte sich seinem Ende, denn es waren jetzt nur noch zwei Zigaretten übrig. Doch keuchend und hustend gelang es Septimus, die vierte Zigarette vor dem Burschen zu Ende zu rauchen. Er beugte sich quer über die Lederjacke und tötete seine Zigarette im Aschenbecher unterhalb des Fensters aus. Das Abteil war nun mit Rauch erfüllt, aber der Junge paffte immer noch so schnell er konnte. Die Kinder auf der Bank gegenüber husteten und die Frau schwenkte ihre Arme wie die Flügel einer Windmühle. Septimus ignorierte sie und behielt die Zigarettenschachtel im Auge, während er so tat, als studierte er die Chancen des Fußballclubs Arsenal im FA-Cup.
    Indessen erinnerte sich Septimus des Grundsatzes von Montgomery: Die besten Siegeswaffen sind Überraschungseffekte und die Wahl des richtigen Zeitpunkts. Als der Bursche seine vierte Zigarette zu Ende geraucht hatte und eben den Stummel ausdrückte, fuhr der Zug langsam in Sevenoaks ein. Schon hatte der Junge die Hand erhoben, aber Septimus war schneller. Er hatte den nächsten Vorstoß des Feindes vorausgesehen und nahm rasch die Zigarettenschachtel an sich. Er zog die neunte Zigarette heraus, steckte sie sich zwischen die Lippen, zündete sie langsam und genießerisch an, inhalierte so tief er konnte, und blies dem Feind den Rauch direkt ins Gesicht. Entsetzt starrte der Junge ihn an. Darauf nahm Septimus die letzte Zigarette aus dem Paket, zerbröselte sie zwischen Zeigefinger und Daumen und ließ die Tabakskrümel in die Schachtel zurückgleiten. Dann klappte er das Päckchen säuberlich zu und legte die kleine goldene Schachtel mit schwungvoller Geste auf die Armlehne zurück. Im selben Schwung ergriff er den Sportteil des Evening Standard, riß die Seiten in die Hälfte, in Viertel, in Achtel und schließlich in Sechzehntel und legte die kleinen Rechtecke ordentlich gestapelt dem Jungen auf die Knie.
    Der Zug hielt in Sevenoaks an. Ein triumphierender Septimus, der sich für die Schweigende Mehrheit geschlagen hatte, nahm Regenschirm und Aktenkoffer aus dem Gepäcksnetz und wendete sich dem Ausgang zu.
    Als er den Aktenkoffer aufhob, schlug er damit gegen die Armlehne, und der Deckel sprang auf. Jeder im Abteil starrte auf den Inhalt: dort auf den Prudential-Akten, lagen ein säuberlich gefalteter Evening Standard und ein ungeöffnetes Päckchen Benson & Hedges.

Der Sohn des Paschas
    Als dem Großpascha im Jahr 1900 der erste Sohn geboren wurde (er hatte vorher mit sechs Frauen zwölf Töchter gezeugt), nannte er ihn, nach seinem bevorzugten englischen König, Henry. Bei seiner Ankunft auf dieser Welt besaß Henry mehr Geld, als selbst der abgebrühteste Steuereintreiber sich vorstellen kann, und so schien er prädestiniert für ein Leben in sorglosem Müßiggang.
    Der Großpascha, der über mehr als zehntausend Familien herrschte, war der Überzeugung, daß es in absehbarer Zeit nur noch fünf Könige geben würde: Den Karo-, den Herz-, den Treff-, den Pik- und den englischen König. Aus dieser Überzeugung heraus beschloß er, sein Sohn sollte eine britische Erziehung genießen. Dem Zielhafen einer englischen Schule zustrebend, schiffte sich der Junge daher im Alter von acht Jahren in Kairo ein, zu jung noch, um mehr als einen vagen Eindruck von dem Lärm, der Hitze und dem Schmutz seiner Geburtsstadt in Erinnerung zu behalten. Die erste Station in Henrys neuem Leben war die „Dragon School“, die von den Ratgebern des Paschas als die beste Grundschule des Landes gepriesen wurde. Vier Jahre später verließ der Junge dieses Institut, an dem er eine heftige Leidenschaft für das Polospiel und eine tiefe Abneigung gegen Klassenzimmer entwickelt hatte. Mit einem Minimum an schulischer Vorbildung kam er von dort nach Eton, das von den Ratgebern des Paschas als die beste Schule Europas gepriesen wurde. Der Pascha hörte mit Freude, daß sie von seinem Lieblingskönig gegründet worden war. Henry verbrachte fünf Jahre in

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