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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mann von Ehre
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Nylonstricke. Adam fiel auf die Knie. Er erbrach noch immer.
»Keine Bange, wir wollen Sie doch nicht ersticken lassen«, sagte Stawinsky. »Bei unseren ersten Versuchen haben wir auf diese Weise ein oder zwei Personen verloren, aber man lernt ja aus der Erfahrung, nicht wahr?«
Sobald die Übelkeit abklang, stieß Stawinsky Adam auf den Stuhl zurück. Pollard fesselte ihn von neuem.
»Wo ist die Zaren-Ikone?« schrie Stawinsky.
»… Maß für Maß, Othello, König Lear … « , antwortete Adam mit zitternder Stimme.
Pollard hob eine weitere Flasche Wasser vom Boden und schob sie Adam zwischen die Lippen. Gierig schluckte Adam die Flüssigkeit, aber es war wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Romanow kam nach vorn; Stawinsky nahm wieder neben dem Generator Platz.
»Sie sind ein tapferer Mann, Scott!« sagte Romanow. »Das haben Sie hinreichend bewiesen. Aber es ist doch heller Wahnsinn! Sagen Sie mir schlicht und einfach, wo die Ikone ist und ich schicke Stawinsky fort und gebe dem Colonel den Auftrag, Sie auf den Stufen der britischen Botschaft abzusetzen.«
»… Macbeth, Antonius und Kleopatra … «
Romanow stieß einen Seufzer aus und nickte. Wieder drückte Stawinsky den Hebel hinunter. Selbst der Colonel wurde weiß im Gesicht, als er Adams Reaktion beobachtete. Sein Schrei gellte, seine Muskeln verkrampften sich sichtbar, als der Stromstoß die Millionen kleiner Nervenenden in seinem Körper erreichte. Sie banden ihn wieder los. Er lag auf Händen und Knien auf dem Boden. Gab es in seinem Magen überhaupt noch etwas, das hochkommen konnte? Er hob den Kopf, wurde sofort auf den Stuhl zurückgerissen und von neuem gefesselt. Stawinsky starrte auf ihn herab.
»Wirklich höchst eindrucksvoll, Captain Scott! Sie haben sich für Stadium Drei qualifiziert …«
    Als Lawrence an diesem Abend auf dem Flughafen Orly ankam, freute er sich auf ein gemütliches Essen mit seinem alten Freund in der Residenz des Botschafters. Am Ausgang erwartete ihn Colonel Pollard.
    »Wie geht es ihm?« waren Lawrences erste Worte. »Ich habe gehofft, Sie würden uns das sagen können?« erwiderte Pollard und nahm Lawrence das Köfferchen ab. Lawrence blieb wie angewurzelt stehen; er starrte den hochgewachsenen, hageren Soldaten, der in der Paradeuniform der Royal Dragoon Guards steckte, fassungslos an.
»Was soll das heißen?« fragte Lawrence.
»Das soll heißen«, erklärte Pollard, »daß ich Ihre Anweisungen genauestens befolgt habe und losgefahren bin, um Scott von der Sureté abzuholen. Aber als ich dort ankam, wurde mir mitgeteilt, er sei schon zwanzig Minuten zuvor von jemand
    anderem weggebracht worden; von jemandem, der sich meines Namens bedient hatte. Wir nahmen sofort Kontakt mit Ihrem Büro auf. Da Sie bereits unterwegs waren, schickte mich der Botschafter direkt zum Flughafen und rief Sir Morris an.«
    Lawrence taumelte; fast wäre er gestürzt. Der Colonel trat ihm rasch zur Seite, verstand aber nicht, was Lawrence meinte, als er murmelte: »Er muß ja annehmen, daß ich es bin.«
    Adam kam wieder zu Bewußtsein. Romanow stand allein vor ihm.
    »Manchmal«, sagte der Russe, so als wäre Adam nie ohnmächtig gewesen, »ist ein Mann zu stolz, um vor seinem Peiniger Mangel an Entschlossenheit zu zeigen. Oder auch vor einem Landsmann – besonders, wenn dieser ein Verräter ist. Daher habe ich Stawinsky und den Colonel hinausgeschickt. Ich wünsche durchaus nicht, daß Stawinsky sein Experiment mit Stadium Drei fortsetzt. Aber ich kann ihn nur davon abhalten, wenn Sie mir verraten, wo Sie die Ikone versteckt haben.«
    »Warum sollte ich?« fragte Adam aggressiv. »Sie gehört von
    Rechts wegen mir.«
»Das stimmt nicht, Captain Scott! Sie haben in der Genfer
Bank Rubljews unschätzbar wertvolles Original abgeholt, und
das gehört der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.
Sollte diese Ikone irgendwo auf der Welt in irgendeinem
Auktionshaus oder in einer Gemäldegalerie auftauchen, würden wir unverzüglich Anspruch darauf erheben. Es handelt sich um nationales Eigentum, das der Verkäufer gestohlen
hat.«
»Aber wie wäre das denn möglich …?« setzte Adam an. »Sie sind nämlich jetzt«, unterbrach ihn Romanow, »im
Besitz des Originals, das der Zar dem Großherzog von Hessen
in Verwahrung gegeben hatte. Die Sowjetunion besaß seit
mehr als fünfzig Jahren nur eine Kopie.« Romanow zog aus
der Innentasche seines Mantels eine Ikone, die den heiligen
Georg mit dem Drachen zeigte. Adams Augen weiteten

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