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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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Auf der Fahrt zur Kaserne ließ der Gefreite keinen Zweifel daran, daß die »Kulis« – mit dem Slang tat sich Lubji immer noch schwer – die niederste Lebensform auf Erden waren.
»Sie sind nichts weiter als ‘ne Meute von Drückebergern, die alles tun, um bloß nicht an richtigen Kampfhandlungen teilnehmen zu müssen.«
»Ich will an richtigen Kampfhandlungen teilnehmen«, versicherte Lubji ihm voller Entschlossenheit. »Und ich bin kein Drückeberger.« Er zögerte; er kannte das Wort nicht. »Oder doch?«
»Das wird sich zeigen«, sagte der Gefreite, als der Jeep vor der Versorgungsstelle hielt.
Lubji wurde eine Uniform verpaßt, deren Hose um gut fünf Zentimeter zu kurz war, sowie zwei Khakihemden, zwei Paar graue Wollsocken, eine braune Baumwollkrawatte, eine Feldflasche, Messer, Gabel und Löffel, zwei Decken, ein Überzug und ein Kopfkissen. Dann brachte man ihn zu seiner neuen Unterkunft – einer Kaserne, in der er mit zwanzig Armeehelfern aus dem Bezirk Staffordshire untergebracht war, von denen die meisten vor ihrer Einberufung Töpfer oder Bergleute gewesen waren. Lubji brauchte eine Zeitlang, bis ihm klar wurde, daß diese Männer tatsächlich die gleiche Sprache redeten, die er von Mrs. Sweetman gelernt hatte.
Im Laufe der nächsten Wochen tat Lubji nicht viel anderes, als Gräben auszuheben, Latrinen zu leeren und hin und wieder Lastwagen mit Abfällen zu einer Müllhalde zu fahren. Zum Unmut seiner Kameraden arbeitete er stets härter und länger als jeder andere von ihnen. Bald wurde Lubji klar, weshalb der Corporal die Kulis als Drückeberger betrachtete.
Jedesmal, wenn Lubji die Abfalltonnen hinter dem Offizierskasino leerte, nahm er die Zeitungen heraus, egal wie alt sie waren. Abends lag er dann, die Beine über das Fußende gehängt, auf seiner schmalen Pritsche und las bedächtig jede Zeitung. Er war vor allem an Berichten über den Krieg interessiert, doch je mehr er las, desto mehr befürchtete er, daß die Kampfhandlungen sich ihrem Ende näherten und die letzte Schlacht geschlagen sein würde, bevor man ihm Gelegenheit gab, an die Front zu kommen.
Lubji war seit etwa sechs Monaten ein »Kuli«, als er im schriftlichen Tagesbefehl las, daß das North Staffordshire Regiment seine jährlichen Boxausscheidungskämpfe veranstaltete. Die Sieger durften an den nationalen Armeemeisterschaften teilnehmen, die Ende des Jahres stattfanden. Lubjis Abteilung erhielt den Befehl, den Ring zu errichten und in der Sporthalle Stühle aufzustellen, damit das gesamte Regiment sich die Finalkämpfe anschauen konnte. Die Order war vom diensthabenden Offizier, Lieutenant Wakeham, unterschrieben.
Als der Ring in der Mitte der Sporthalle errichtet war, machte Lubji sich daran, die Klappstühle in Reihen rundum aufzustellen. Um zehn Uhr erhielt die Abteilung Erlaubnis, eine fünfzehnminütige Pause einzulegen. Fast alle eilten ins Freie, um sich ein Woodbine zu gönnen. Lubji aber blieb in der Halle und schaute den Boxern zu, die ihr Training aufnahmen.
Als der Schwergewichtsmeister des Regiments – ein Koloß, der hundertzwei Kilo auf die Waage brachte –, in den Ring stieg, hatte man noch keinen Sparringspartner für ihn gefunden. Deshalb mußte der Champion sich mit einem Punchingball zufriedengeben, den der größte anwesende Soldat für ihn hochhielt. Aber sehr lange konnte niemand einen Punchingball hochhalten, und nachdem die verfügbaren Männer, die ihre jeweiligen Vorgänger abgelöst hatten, völlig erschöpft waren, mußte der Champion mit Schattenboxen vorlieb nehmen. Sein Trainer wies ihn an, sich dabei einen unsichtbaren Gegner vorzustellen, den er k. o. schlagen müsse.
Lubji schaute mit großen Augen zu, bis ein schmächtiger Bursche die Sporthalle betrat. Er war knapp über Zwanzig und sah aus, als käme er frisch von der Schule, trug aber bereits einen Stern auf der Schulterklappe. Lieutenant Wakeham blieb vor dem Ring stehen und runzelte die Stirn, als er den Schwergewichtsmeister beim Schattenboxen sah. »Was ist, Sergeant? Können Sie keinen Sparringspartner für Matthews finden?«
»Nein, Sir«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Niemand, nicht einmal in der gleichen Gewichtsklasse, würde mehr als ein paar Minuten gegen Matthews durchhalten.«
»Schade«, murmelte der Lieutenant. »Ohne echte Herausforderung wird er sich nicht richtig in Form bringen können. Versuchen Sie wenigstens, jemanden zu finden, der bereit ist, eine oder zwei Runden mit ihm in den Ring zu

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