Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Licht.
Gold, die Essenz der Magie.
Prinz Raiden war fast fünfzig Jahre alt, doch sein Aussehen entsprach dem eines Mannes um die dreißig. Die Magie hatte schon ihre Vorzüge. Einer davon war die Verlängerung der Lebensfrist um etliche Jahre. Glattes schwarzes Haar hing ihm lang über die Schultern. Die Kleidung war teuer und exklusiv. Das Gesicht war länglich mit hohen Wangenknochen und einem starken Kiefer. Die Augen waren von strahlendem Blau und bildeten einen starken Gegensatz zu seinen pechschwarzen Haaren.
Der Prinz grübelte gerade über ein magisches Problem, als es an der Tür klopfte. Etwas genervt rief er: „Herein!“
Die Tür ging auf und einer der Wachsoldaten betrat zögerlich den Raum. Sie alle wussten, wie sehr es der Prinz hasste, bei seiner Arbeit gestört zu werden.
„Was gibt’s?“ Der Tonfall des Prinzen war gereizt.
„Mein Prinz, ein Kaufmann möchte Euch sprechen.“
„Bin ich unter die Krämer gegangen, dass jetzt jeder Kaufmann gleich zu mir kommt? Ich habe zu tun.“
Der Soldat fühlte sich zusehends unwohl. „Mein Prinz, der Kaufmann sagt, dass er von der Gilde persönlich käme und die Angelegenheit, in der er Euch sprechen wolle, äußerst dringend wäre.“
Prinz Raiden hasste es, sich um Verwaltung, Handel und Politik zu kümmern. Diese Geschäfte oblagen dem König. Und seit sein Vater nicht mehr wirklich bei Verstand war, kümmerte sich sein älterer Bruder Danian, der Kronprinz von Ardeen, um diese ermüdenden Angelegenheiten.
Was also will der Gildengesandte von mir? , dachte Prinz Raiden. Die Gilde ist mächtig und den Abgesandten einfach wegzuschicken, ist nicht ratsam. „Schick ihn herein!“
Der Soldat salutierte und verschwand wieder nach draußen. Kurz darauf ging die Tür auf und ein kleiner, dafür umso dickerer Mann in kostbaren Gewändern betrat den Raum.
Ulf Merett, einer der einflussreichsten Gildenmeister überhaupt. Interessant, dass die Fettqualle überhaupt noch reist.
„Seid gegrüßt, mein Prinz.“ Der Kaufmann nahm bei der Verbeugung seinen reich geschmückten Hut ab und enthüllte einen komplett kahlen Schädel.
„Ich grüße Euch, Meister Merett. Was führt Euch so weit weg von der Hauptstadt?“
Der Prinz versuchte, die Gedanken des Kaufmannes zu lesen, doch ein Schutzzauber verhinderte es. Kein Vertrauen mehr auf dieser Welt. Diese schwere Goldkette ist so mit Zaubern beladen, dass sie fast unbezahlbar ist. Hätte die Kröte nur die Hälfte von dem Geld in Magie zur Verbesserung seines Aussehens investiert, so wäre er ein stattlicher Mann.
Mit einer theatralischen Handbewegung ließ der Schwarze Prinz alle Bücher auf seinem Tisch zuklappen und zu den Regalen wandern. Die losen Zettel legten sich sauber übereinander. Dann bewegte er einen Stuhl auf die gegenüberliegende Seite des Tisches.
Solche kleinen Zaubereien beeindrucken Unmagische immer sehr. „Setzt Euch.“
„Danke, mein Prinz. Die Reise war weit und anstrengend.“
Genug des Vorgeplänkels. Können wir mal zur Sache kommen? „Und was für dringende Angelegenheiten führen Euch nun nach Naganor?“
Der Stuhl verschwand fast unter der Masse des Kaufmanns, als dieser sich darauf niederließ.
„Eure Hoheit, Ihr werdet es kaum glauben, aber wir haben ein neues Tor entdeckt.“
Tatsächlich glaubte der Prinz von Ardeen dies erst einmal nicht. Zu oft schon waren Gerüchte im Umlauf gewesen, dass ein neuer Weg durch das Nimrod entdeckt worden wäre und stets erwiesen sich die Geschichten als falsch. Es gab, seit der Zauber gewirkt worden war, nur zwei Tore durch das Nimrod, das eine in Goren an der Westküste, welches sich auf die Insel von Jarl öffnete und das andere nahe der Ostküste in Gelderon, welches in die Berge von Ferhennen führte. Die Seewege waren noch länger und gefährlicher. So stellten die Tore die einzige realistische Möglichkeit dar, mit den Ländern Ysryn und Jarl im Norden Handel zu treiben. Kein Wunder, dass jeder Kaufmann von einem neuen Weg träumte.
„Meister Merett, ich habe Euch bisher für einen sehr realistischen Mann gehalten. Es wurde schon oft nach neuen Toren gesucht und seit ich mich erinnern kann, kein weiteres entdeckt. An die fünfzig Jahre lang, würde ich sagen. Das müsste selbst den größten Optimisten überzeugen.“
Ulf Meretts Miene aber blieb ernst. „Es ist bestätigt. Mir ging es wie Euch, mein Prinz. Ein Waldläufer kam aus den Bergen und berichtete, dass ein Bergrutsch eine Höhle freigelegt habe und in
Weitere Kostenlose Bücher