Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Bemerkung von mir gegeben, wäre ich sicherlich quer durch die Halle geflogen, um dann an der nächsten Wand abzuprallen.
Die zwei Mädchen, die ebenfalls am Tisch saßen, hielten sich aus dem Gespräch heraus. Die Größere mochte so an die dreizehn Jahre alt sein und wirkte bereits fraulich, wenn sie auch noch ziemlich dürr war. Teilnahmslos saß sie da und schien sich in ihre eigene Welt davongeträumt zu haben. Die Kleinere konnte nicht still sitzen. Sie schob den Teller nach rechts, dann wieder nach links, dann fing sie an, Erbsen über den Rand fallen zu lassen. Sie schien ein paar Jahre jünger zu sein als ihre ältere Schwester.
Gerade dachte Eryn daran, wie herzlich Prinz Raiden mit den Kindern seines Bruders umgegangen war und wie wenig er sein eigen Fleisch und Blut beachtete, da wurden sie zum Gesprächsthema von Lady Chrystell.
„Sind die zwei Blechdosen dort drüben Eure ausgesuchte Leibwache für die Kinder? Man könnte meinen, dass es sich um Statuen handelt, so lange, wie sie da schon unbeweglich herumstehen. Kommt einmal her, ihr beiden.“
Lady Chrystell winkte geringschätzig mit der Hand. Eryn und Ravenor sahen zum Prinzen hinüber. Sollten sie der Lady Folge leisten oder fühlte sich der Prinz dadurch übergangen? Abgesehen davon, dass keinem von beiden die Art von Lady Chrystell besonders gefiel.
„Vortreten!“, befahl der Prinz knapp und sie durchquerten die Halle, um neben dem Prinzen Aufstellung zu nehmen.
Dann wurde Ravenor Lady Estell, der älteren Tochter Prinz Raidens, zugeteilt und Eryn der kleinen Lady Ariel. Mit den Kindern wurden sie dann aus der Halle geschickt. Ein Umstand, den Eryn nicht wirklich bedauerte.
Der Prinz und seine Gattin blieben alleine zurück.
„Nun, meine Dame, was für wichtige Dinge wollt Ihr mit mir besprechen? Die Unbehaglichkeit Naganors kann wohl kaum der Grund Eures Kommens sein.“
„Wohl wahr, es kostete mich große Überwindung, zu diesem hässlichen Ort zu reisen. Ich hätte mit Euch ja schon in Arvon darüber gesprochen, aber leider haben Euch Eure Verpflichtungen so in Anspruch genommen und dann seid Ihr so zeitig aufgebrochen...“
Lady Chrystell hatte eine Art, unentwegt zu reden, sodass sie der Prinz nun unterbrach: „Also kommt zum Punkt, was ist Euer Anliegen?“
Ein gehässiges Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Ihr meint, außer Euren ehelichen Pflichten... Es ist an der Zeit, für Estell einen geeigneten Partner zu finden.“
Die Augenbraue des Prinzen zog sich fragend in die Höhe.
„Ist das nicht ein bisschen früh, darüber nachzudenken?“
„Mitnichten. Estell ist dieses Jahr zur Frau erblüht und es geziemt sich, vor der Vermählung eine gewisse Zeit des Kennenlernens miteinander zu verbringen. Üblich sind da so zwei bis drei Jahre.“
Ach, warum waren es bei uns nur drei Tage und der damalige König von Gelderon hat sich ins Fäustchen gelacht, dass er seine zickige Tochter, die sonst keiner haben wollte, um des guten Friedens Willen an den armen Prinz Raiden losgeworden ist?
Und ich meinerseits wurde von meinem Vater, König Tarn, regelrecht zu dieser Tat gezwungen. Weil meine ungezügelte Lebensweise angeblich für das Reich untragbar wäre. Obwohl König Tarn zu diesem Zeitpunkt noch im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten war, empfinde ich diese Heirat im Nachhinein betrachtet als die verrückteste Idee meines Vaters überhaupt.
„Und an wen habt Ihr gedacht?“ Einen Orten, einen Agarat...
„Diese Entscheidung liegt ganz bei Euch, mein Herr.“
Das erstaunte Prinz Raiden doch sehr, wo Lady Chrystell doch sonst alles besser wusste, überließ sie ihm die Entscheidung. Nicht einmal ein ‚Ich bin aber der Meinung, dass...‘.
„Hmm, keine Vorschläge?“
Lady Chrystell klopfte in einer affektierten Geste ihre Hände mit den Fingerkuppen aneinander, um ihr spitzes: „Nein“ zu untermalen.
„Das, mein Gemahl, ist Politik. Große Häuser werden miteinander verbunden um Bündnisse zu besiegeln, darum obliegt die Entscheidung Euch, mit wem Ihr Allianzen eingehen wollt.“
Mit niemandem.
„Ich als Frau soll und will mich nicht um die Politik kümmern“, fügte sie noch an, während Prinz Raiden doch etwas überrumpelt versuchte, sich eine Meinung zu dem Thema zu bilden.
Woher soll ich wissen, wer da was taugt. Die Qual der Wahl. Schließlich will ich Estell nicht ins Unglück stürzen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob sie tatsächlich von mir ist. Ich habe mich nie um junge, adelige Männer
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