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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gebrauchen. Sie wartete auf die Schlange, das eiskalte Reptil in ihr. Sie wollte jetzt nicht an ihn denken. Aber je stärker sie sich dagegen wehrte, desto heftiger drängten ihre Gefühle an die Oberfläche. Sie durfte sich nicht von dem ablenken lassen, was vor ihr lag.
    Von dem schwarzen Maul des Tunnels.
    Von dem Maul des schwarzen Panthers, der mit einem Mal auf dem Weg stand.
    Sie starrten einander an, und einen wahnsinnigen Augenblick lang war sie der Überzeugung, er wäre es.
    Sie hatte noch nicht viele Panthera nach ihrer Verwandlung zur Raubkatze gesehen, aber sie wusste, dass die menschlichen Züge in den tierischen wiederzuerkennen waren. Es waren nur Kleinigkeiten. Ein ganz bestimmtes Funkeln in Alessandros Augen. Nicht in diesen hier.
    Sie wich einen Schritt zurück.
    Hinter ihr erklang erneut das vielstimmige Fauchen der Meute, dann das Brechen und Knirschen von Ästen. Sie kamen jetzt durch den gefrorenen Winterwald des Ramble, achteten nicht auf die Wege, jagten durchs Unterholz.
    Der Panther vor ihr rührte sich nicht. Er hatte nur unmerklich die Nase gehoben und verharrte. Und da begriff sie, dass er die Witterung der anderen aufnahm, die durch die Nacht heranstürmten. Womöglich schätzte er ab, wie viel Zeit ihm blieb, um sie für sich allein zu beanspruchen.
    Rosa wandte sich rasch zur Seite und begann die steile Böschung auf der linken Seite des Weges hinaufzuklettern. Der Panther stand keine vier Meter vor ihr, unmittelbar hinter ihm öffnete sich der Tunnel. Irgendwie musste sie es über die Schräge nach oben schaffen, über die gefrorenen Schneewehen hinweg, die in ein Gewirr aus Ranken und Wurzeln übergingen. Oberhalb des niedrigen Hangs erhoben sich breite Baumstämme. Etwas bewegte sich dahinter.
    Der Panther stieß ein Fauchen aus, aber sie blickte nicht zurück.
    Da veränderten sich die Laute aus seinem Maul.
    »Nicht dort entlang!«
    Sie riss den Kopf herum, sah hinab auf den Weg. Ein nackter Mann hockte vor dem Tunnel, auf den ersten Blick nicht viel älter als sie. Noch während sie ihn anstarrte, richtete er sich schwankend auf, benommen von der blitzschnellen Rückverwandlung. Stränge aus Pantherfell huschten über seine Muskulatur, verästelten sich und verschwanden. Aber seine Augen glühten noch immer, sein Haar blieb rabenschwarz.
    »Ich helfe dir«, brachte er kehlig hervor, während sich sein Inneres noch umformte, seine Stimmbänder wieder menschlich wurden. Er sah blass und schutzlos aus vor dem tiefen, schwarzen Tunnelschlund.
    »Komm mit mir.« Er streckte eine bebende Hand aus.
    Sie drehte sich um und setzte ihren Aufstieg fort. Hinauf zu den Bäumen. Den Schemen, die sich zwischen ihnen bewegten.
    Sie richtete sich schwankend auf, konnte jetzt knapp über den oberen Rand der Böschung blicken.
    Ein Löwenpaar streifte durchs Unterholz. Dann sah sie das Mädchen. Jessy drückte sich weiter rechts hinter einen Baumstamm, versteckte sich schlotternd und frierend vor den Bestien. Als Rosa wieder nach links schaute, waren da weitere Panthera. Ein Leopard. Zwei Tiger. Eine zierliche Löwin mit riesigen Augen, die fast unschuldig aus ihrem schönen Katzengesicht blickten.
    Die Bestien näherten sich Jessys Versteck, ohne dass die sie sehen konnte. Wahrscheinlich roch das Mädchen sie, hörte das Knirschen von gefrorenem Laub und Astwerk unter ihren Pranken. Aber Jessy stand erstarrt hinter dem Eichenstamm und wagte nicht, sich zu rühren.
    Nur ihre Augen richteten sich auf Rosa, über eine Distanz von acht, neun Metern, weiß leuchtende Perlen in der Dunkelheit. Ein flehender, angstvoller Blick.
    Eine Hand legte sich von hinten auf Rosas Mund und zog sie mit Gewalt nach unten, in den Schutz der Böschungskante. Ein Wispern an ihrem Ohr, fast unverständlich: »Du kannst nichts für sie tun.«
    Wie willenlos ließ sie sich von ihm den Hang hinunterführen. Sie wusste, dass er Recht hatte. Dass das, was sie gerade erlebt hatte, ein Abschied gewesen war von einer Fremden, die Rosa in diesen wenigen Sekunden um ihr Leben angefleht hatte.
    Unten angekommen riss sie sich von ihm los, wollte wieder den Hang hinauf, doch noch dazwischengehen, die Panthera anschreien, dass es eigentlich nur um sie ging, die Lamia, die sie so sehr hassten.
    Nur dass das nichts ändern würde.
    Oben, im Dunkeln, begann Jessy zu schreien.
    Der Mann sprang hinter Rosa her und zerrte sie erneut die Böschung hinab. »Du stirbst, wenn du nicht mit mir kommst!«, fauchte er sie an, noch immer mit

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