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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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in den Wahnsinn. Statt zu lernen, sitzt sie tagelang im dunklen Keller und probiert Zahlenkombinationen an einem Türschloss aus.«
    »Sie war sechs Jahre lang eingesperrt. Wenn irgendwer weiß, wie man sich allein beschäftigt, dann sie.«
    »Aber sie hat das doch gar nicht mehr nötig.« Noch einer dieser Müttersprüche, für die sie sich selbst strangulieren wollte.
    »Wie viele von deinen alten Gewohnheiten hast du abgelegt, seit du hier in Italien bist?«
    »Ich stehle nicht mehr«, erklärte sie trotzig. »Nicht oft.«
    »Du bist das Oberhaupt eines Cosa-Nostra-Clans«, entgegnete er amüsiert. »Du stiehlst vierundzwanzig Stunden am Tag, ohne selbst auch nur einen Finger zu rühren.«
    »Das ist was anderes.«
    »Erzähl das der Richterin.«
    Sein Grinsen steckte sie an, und sie beugte sich vor und gab ihm einen langen Kuss.
    Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, Fundlings Blick zu spüren. Als sie ihre Lippen widerstrebend von Alessandros löste und zu dem Schlafenden hinübersah, lag er unverändert mit geschlossenen Augen da.
    Alessandro lächelte so unwiderstehlich, dass es ihr schwerfiel, ein anderes Thema anzuschneiden. »Ich fahre morgen zu Trevini«, sagte sie.
    »Das solltest du bleibenlassen, finde ich.«
    »Ich bin nun mal auf ihn angewiesen. Er ist der Einzige, der den Überblick über alle Alcantara-Geschäfte hat. Und ich will wissen, was er im Schilde führt.«
    »Er hat dir dieses Video geschickt, um uns auseinanderzubringen. Vielleicht sogar, um dich zu sich zu locken. Wie gut werden da wohl seine Absichten sein, was deine Geschäfte angeht?«
    »Wenn ihm die Gewinne der Alcantara-Firmen wirklich derart am Herzen liegen, wie er behauptet, dann kann er das mit uns gar nicht ignorieren«, sagte sie. »Was, wenn wir uns inden Kopf setzen würden, die Geschäfte beider Clans zusammenzulegen?«
    Er lachte bitter. »Das würden wir keine zehn Minuten überleben. Da gibt es ganz andere als Trevini, die –«
    »Jetzt unterschätzt du ihn.«
    »Ein Grund mehr, nicht allein zu ihm zu fahren. Er ist gefährlich, Rollstuhl hin oder her. Du weißt nicht, was er plant. Und was für Tricks er noch im Ärmel hat. Dieses Video war nur ein Köder.«
    »Ich kann nicht zulassen, dass er hinter meinem Rücken Intrigen spinnt.« Sie hielt seinem Blick stand, und endlich schien er einzusehen, dass es sinnlos war, länger gegen ihre Überzeugung anzureden.
    »Du bist fest entschlossen.«
    »Ich hab keine andere Wahl.«
    »Und du glaubst, das Video stammt tatsächlich von dieser Valerie?«
    »Ich war dabei, als sie es aufgenommen hat. Die Frage ist nur, wie es ausgerechnet bei Trevini gelandet ist.« Sie stand von der Bettkante auf, ging an ihm vorbei und blickte über die Gartenanlagen hinaus auf das glosende Meer. Fischkutter waren auf dem Weg hinaus in ihre Fanggründe. Die Nacht würde sternenklar werden, der Mond hing strahlend weiß im Abenddämmer. »Du wirst dich um sie kümmern, ja?« Sie sah zu, wie das Fenster von ihrem Atem beschlug.
    »Hör auf mit so was.«
    »Wenn mir was zustößt, egal ob morgen oder irgendwann sonst, dann kümmerst du dich um Iole. Und um Sarcasmo.«
    »Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert.«
    »Versprich es mir.« Sie drehte sich langsam zu ihm um. Jetzt fiel ihr auf, dass das Abendlicht auch den Raum in Gold tauchte. Fundling, die Einrichtung, die Wände – und Alessandro. Alles schien zu glühen. »Iole hat niemanden sonst auf der Welt.«
    »Das weiß ich. Und ich hab sie genauso gern wie du.«
    »Sarcasmo bekommt Diätfutter.«
    Das brachte ihn wieder zum Lächeln.
    »Und er liebt seinen Kong.«
    Vom Bett her ertönte ein Laut. Beide fuhren herum.
    Eine Wespe schwebte surrend über Fundlings geschlossenen Augen.
    Ohne nachzudenken, sprang Rosa vor, öffnete den Mund – und heraus schoss ihre lange Schlangenzunge, packte das Insekt in der Luft und zerquetschte es im Bruchteil eines Augenblicks. Ehe Rosa begriff, was geschehen war, stand sie schon hustend vornübergebeugt und spuckte die tote Wespe auf den Boden.
    Sie murmelte einen Fluch, den nicht mal sie selbst verstand. Ihre Zunge bildete sich blitzschnell zurück, aber der scheußliche Geschmack blieb.
    »Ich hab das nicht gewollt«, stöhnte sie und schüttelte sich angewidert. »Das ist … einfach passiert.«
    Alessandro nahm sie in den Arm. »Wir können lernen, es zu kontrollieren«, sagte er. »Wie man die Verwandlung bewusst auslöst. Oder aufhält.«
    »Und das willst ausgerechnet du mir beibringen?« Nur

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