Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
weiterhelfen. Die ausgefallenen Routinen, die Steinbauer auf seinem Weg zurücklässt, können vollständig gelöscht und neu eingespielt werden.
    – Großartig.
    – Allerdings werden die Routinen in seiner unmittelbaren Umgebung aller Wahrscheinlichkeit nach sogleich wieder ausfallen. Womit wir jedoch eine Möglichkeit besitzen, seinen Weg zu verfolgen und seine Position bis auf zehn oder fünfzehn Meter genau zu bestimmen.
    – Sehr gut, in Ordnung. Machen Sie es jetzt, bitte.
    Ein flüchtiger Blick auf den leeren See hinter der Veranda. Hoi Yin beugte sich über ihn, das lange geflochtene Haar strich über die Decke auf seinen Knien. Auf ihrem Gesicht stand tiefe Besorgnis. Wing-Tsit Chongs dürre Gestalt erzitterte unter der mentalen Anstrengung, Steinbauers Störmaßnahmen rückgängig zu machen. Fünf Zentimeter hinter seiner Schläfe hatte ein schweres, langsames Pochen eingesetzt.
    – Ich erhalte meine Wahrnehmung in der Kaverne zurück, informierte mich Eden. – Steinbauer ist nicht dort drin. Er muss in den Inspektionstunnel ausgewichen sein.
    Ich rannte los. Die Muskelmembran am Ende der Kaverne stand halb offen und zitterte unruhig. Als ich mich näherte, beruhigten sich die Lippen wieder.
    – Steinbauer stört nicht nur die Wahrnehmungsroutinen, berichtete Wing-Tsit Chong mit erzwungener Ruhe.
    – Jedes Segment der Persönlichkeit im neuralen Stratum in seiner Umgebung wird angegriffen.
    Ein widerlicher Gestank nach Schwefeldioxid drang aus dem Tunnel. Ich hustete erstickt und blinzelte wegen der ätzenden Gase. – Was zur Hölle ist das?
    Prompt schloss sich die Membran.
    – Scheint sich um eine Undichtigkeit der Enzymdrüsen zu handeln, sagte Wing-Tsit Chong. – Das Geflecht aus Leitungen, das die Drüsen mit den Organen verbindet, wird ebenfalls durch Muskelmembranen gesteuert. Steinbauer stört ihre autonomen Steuerroutinen.
    – Himmel. Ich starrte hilflos auf die nackte Polypwand. – Haben Sie ihn bereits aufspüren können?
    – Er befindet sich etwa zweihundert Meter tief im Gang, dreißig Meter über Ihrer gegenwärtigen Position, Chief Parfitt, meldete Eden.
    – Rolf, verfügen wir über Gasmasken?
    – Nein, Sir. Aber wir könnten Raumanzüge benutzen.
    – Gute Idee, obwohl sie die Bewegungsfreiheit …
    Der Schrei, der in das gemeinsame Affinitätsband platzte, war furchtbar in seiner Qual. Er übermittelte namenlose Angst und Abscheu und schreckliche Verwirrung. Das gequälte Bewusstsein flehte uns an, weinte und fluchte zugleich.
    Wallace Steinbauer stand leicht gebückt in einem beengten Tunnel mit rundem Querschnitt. Das Licht hatte einen düsteren blauen Schimmer, und es kam aus einem Streifen elektrophosphoreszierender Zellen an der Decke. Die Polypwände besaßen eine raue, unregelmäßige Struktur, als wären sie aus lebendem Fels gehauen worden.
    Steinbauer hustete erstickend und hatte mit den Händen den Leib umklammert. Seine Lungen hoben und senkten sich, um Sauerstoff aus der giftigen Luft zu extrahieren. Der Boden stieg sanft vor ihm an, und er starrte mit aufgerissenen Augen auf die Flut aus gelbem Schleim, die von oben durch den Tunnel herabgeflossen kam. Die Welle erreichte seine Schuhe und umspülte seine Knöchel. Er hatte augenblicklich Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, doch in der trügerischen Flüssigkeit gab es kein Halten. Kälte brannte an seinen Schienbeinen, als der Spiegel stieg. Dann brannte seine Haut mit einem Mal wie Feuer, das sich einen Weg nach innen fraß. Seine Hose löste sich vor seinen Augen auf.
    Er verlor endgültig den Halt und fiel der Länge nach in den Schleim. Schmerz durchzuckte jeden Fleck nackter Haut, brannte sich durch das Fettgewebe und in die Muskeln und Knochen darunter. Er schrie einmal auf. Doch dadurch drang der immer noch anschwellende Schleim in seinen Mund. Feuer explodierte in seiner Speiseröhre und seinen Eingeweiden. Seine Gliedmaßen zuckten spastisch. Seine Sicht schwand, und sein Bewusstsein wurde von absoluter Schwärze umhüllt.
    An dieser Stelle endeten Wallace Steinbauers kohärente Gedanken. Wahnsinn leckte ein paar gnädige kurze Augenblicke durch das Affinitätsband zu uns, und dann war auch das vorbei.
    Rings um mich herum blinkten andere Bewusstseine auf wie eine Galaxie, die von dichtem Nebel verhangen war. Jedes Einzelne strahlte seinen Schock aus, seine Scham und Schuldgefühle, weil es diesen entsetzlichen Augenblick miterlebt hatte. Instinktiv klammerten wir uns in unserer Trauer

Weitere Kostenlose Bücher