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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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garantieren, daß das Reisegepäck nicht nach Paris geflogen würde, da der Flug bereits abgerufen sei und der Start unmittelbar bevorstehe. Claire nickte und blickte starr geradeaus. Sie erinnerte sich von irgendwo, daß die Leute leichter auf einen aufmerksam wurden, wenn man in ihre Richtung blickte, also heuchelte sie Gleichgültigkeit gegenüber den Gruppen uniformierter Männer auf der Straße.
    In der Erste Hilfe-Station simulierte George widersprüchliche Symptome. Der diensttuende Arzt knetete ihm den Leib, kam mit Fieberthermometer und Stethoskop und versuchte eine Augendiagnose. John und Claire bestanden darauf, bei dem Patienten zu bleiben. Als die Krankenschwester mit seiner Urinprobe hinausgegangen war, schmunzelte George und sagte: »Na, wie habe ich das gemacht?«
    »Großartig«, sagte Claire. »Aber wir sind sie noch nicht los. Ich habe vorhin die Olympic Airways angerufen und zwei Plätze für einen Flug buchen können, der in fünfundfünfzig Minuten nach Kreta startet. Das waren die letzten zwei Sitze in der Maschine. George, du hast eine Buchung für den nächsten Flug.«
    John nickte. »Auf diese Weise wird man uns drei nicht zusammen sehen.«
    »Daran hatte ich nicht gedacht, aber Sie haben recht. Gut.«
    »Sag mal, was soll das alles?« fragte George stirnrunzelnd. »Ich habe bis jetzt mitgemacht, aber, was zum Teufel, hast du vor?«
    »Wir brauchen uns solch eine Behandlung nicht gefallen zu lassen. Ich werde Griechenland nicht verlassen, bis ich Gerechtigkeit bekomme.« Sie blickte wild entschlossen zu den beiden Männern. »Für uns alle!«
    John hatte bis dahin nichts gesagt. Nun räusperte er sich. »Also, ich habe es nicht gerade gern, mich verprügeln zu lassen, aber Claire – Sie müssen uns schon sagen, was Sie eigentlich vorhaben.«
    »Ich werde… ich möchte zurück zur Ausgrabungsstätte und meine Aufzeichnungen holen. Vorhin im Warteraum ist mir etwas in den Sinn gekommen. Da war doch dieses Elfenbeinplättchen, nicht wahr? Die Zeichnung darauf könnte eine Karte sein.«
    »Gewiß, ja, wir sprachen über diese Möglichkeit«, sagte George.
    »Ich nahm sie nicht ernst, weil es aus dem mykenischen Zeitalter keine bekannten Karten gibt. Doch als ich die Übersichtskarte der Olympic Airways an der Wand des Warteraums sah, wurde mir klar, daß ich unbewußt angenommen hatte, die große Landmasse müsse oben, im Norden sein, wenn es sich um eine primitive Darstellung von Mykene und der Argolis handle. Daß Norden oben ist, ist aber nur eine heute gebräuchliche Darstellungsweise. Nach allem, an was ich mich erinnere, ähnelt die größte eingezeichnete Linie auf dem Elfenbeinplättchen ungefähr einem Teil Griechenlands. Aber nicht des Festlandes, sondern Kretas. Demnach wäre die große Masse identisch mit der Küste Kretas, und die kleinere Darstellung eine Insel. Vielleicht Santorin oder Melos.«
    George grunzte skeptisch.
    »Aber ich brauche meine Aufzeichnungen, um eine wirklich haltbare These zu machen.«
    John fragte: »Und Sie meinen, ein gelehrter Artikel sei dieses Risiko und alles wert?«
    »Ja, das meine ich. Aber vor allem möchte ich es Kontos irgendwie heimzahlen. Ich werde von Kreta ein Telegramm nach Hause schicken. Professor Hampton muß erfahren, was geschehen ist. Ich bin überzeugt, daß Kontos ihm die Ohren vollsabbern wird…«
    »Sie hätten Hampton nach unserer Ankunft in Boston einen Vortrag halten können«, sagte John.
    Ihre Augen blitzten. »Ja, und mit leeren Händen, ohne irgendwelche Resultate, ohne etwas vorzeigen zu können…«
    »Nun, das war nur eine Feststellung«, erwiderte John. »Ich verstehe, daß Sie versuchen, Ihren wissenschaftlichen Ruf zu retten, nachdem Kontos Ihnen auf die Schliche gekommen ist. Was mich angeht, ich bin bereit, nach Kreta zu gehen, wenn Sie das wollen. Schließlich bin ich auf Urlaub.«
    George nickte. »Kontos hat keine offiziellen Maßnahmen gegen uns eingeleitet. Noch nicht. Ich meine, daß uns nicht viel passieren kann, wenn es uns gelingt, ihm und seinen Soldaten aus dem Weg zu gehen.«
    Claire atmete auf. Sie sah, daß in George etwas von dem zu Streichen aufgelegten Schuljungen wachgeworden war, etwas, das ihr zustatten kam. Für ihn, der während der Ausgrabungen ihr unterstellt war und keine Verantwortung für ihre Handlungsweise trug, konnte dies ein Streich sein, ein bißchen Räuber und Gendarm, besser als in ein winterliches Boston und die Universitätsroutine zurückzukehren.
    »Gut. George, du bleibst

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