Arto Ratamo 7: Der Finne
dich in Geduld und höre zu«, sagte der Patriarch beruhigend zu Vater Peter. »Der alte Finne versteckt sich vor dem FSB und versucht das ›Schwert des Marschalls‹ seinem Sohn zu übermitteln, der sich gegenwärtig in Finnland aufhält. Deine Aufgabe ist es, Verbindung zu dem Sohn aufzunehmen, den Vater zu finden und beide davon zu überzeugen, dass der FSB das Dokument und zugleich sie beide sucht. Mach ihnen klar, dass sie sich nur dann in Sicherheit befinden, wenn das ›Schwert des Marschalls‹ in unsere Hände gelangt, in die der Kirche.«
»Ich, also die Kirche, hat ausgezeichnete Beziehungen zum FSB. Ich habe schon herausbekommen, wo sich der ältere der beiden Männer in Helsinki verborgen hält. Du musst ihn nur ausfindig machen«, ergänzte Furow und entblößte beim Lächeln seine weißen Zähne.
»Eure Heiligkeit … ich weiß nicht recht«, erwiderte Vater Peter und zupfte sich am Ohrläppchen. »Diese Verbrüderung mit dem FSB erscheint mir nicht … zulässig.«
Der Patriarch betrachtete den jungen Priester mit den gelockten Haaren abschätzend. Vater Peter war ein dreißigjähriger orthodoxer Christ aus Kanada, ein Nachkomme russischer Einwanderer, der zum Studium an die Theologische Akademie nach Moskau gekommen war und nach dem Abschluss dank seines scharfen Verstandes und seiner außergewöhnlich guten Sprachkenntnisse eine Stelle in der Abteilung für Auslandsbeziehungen des Patriarchats bekommen hatte. »Vater Peter, du bist ein intelligenter und rechtschaffener, aber sehr unerfahrener junger Mann. Du musst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass die russische Kirche gerade deshalb tausend Jahre Bestand hat, weil wir mit den weltlichen Herrschern zusammengearbeitet haben. Ich zitiere in der Regel keine Feldherren, aber Friedrich der Große sprach die Wahrheit, als er sagte, es sei entschuldbar, geschlagen zu werden, aber nicht, überrascht zu werden. Wir erhalten vom FSB Informationen, mit denen wir uns auf künftige Probleme … einstellen können.«
»Und was ist, wenn der FSB von der Kirche eine Gegenleistung erwartet, etwas, das wir nicht tun können …«
»Man hat mir schon vorgeworfen, für den KGB gearbeitet zu haben, Fahrerflucht und viele andere Straftaten begangen zu haben. Falls neue Probleme auftauchen, kannst du sie getrost uns überlassen«, unterbrach ihn der Patriarch und warf einen Blick auf Furow, der Vater Peter mitfühlend zunickte.
Der junge Geistliche nahm all seinen Mut zusammen. »Verzeihung, Eure Heiligkeit, ich bin … so etwas nicht gewöhnt. In der Abteilung gibt es Gerüchte, dass wir am Gängelband des FSB liegen.«
»Die Kirche und der Geheimdienst haben nur und ausschließlich freundschaftliche Beziehungen. Das nennt man Diplomatie«, erwiderte der Patriarch gutmütig. »Wir müssen sicherstellen, dass die Staatsmacht nie wieder imstande ist, die Mutter Kirche zu unterdrücken, das hat sie im Laufe der Jahrhunderte schon allzu oft getan.«
»Ohne gute Beziehungen zum FSB hätte ich nie von der Bedrohung erfahren, von der du eben gehört hast«, versicherte Furow ganz ruhig und gab dem jungen Priester mit einem Blick zu verstehen, dass es keiner weiteren Fragen bedurfte.
»Was für Informationen sind so wichtig, dass alle sie haben wollen: die Finnen, der FSB und wir, die Kirche?«, fragte Vater Peter vorsichtig. Es fiel ihm schwer, vom Patriarchen Antworten zu verlangen, aber er musste erfahren, worum es wirklich ging. Er hatte das Gefühl, der falsche Mann am falschen Ort zu sein.
Jetzt wurde der Patriarch ernst. »Wissen vermehrt manchmal nur den Schmerz. Ich habe doch schon erzählt, dass der alte Finne Informationen über die Kirche besitzt, die nicht aufgedeckt werden dürfen. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Wie ich bereits sagte, musst du zunächst nur den Vater und den Sohn finden.« Der Patriarch bekreuzigte sich instinktiv.
»Nimm Kontakt zu unserer Vertretung in Helsinki auf, du kannst das dortige Personal zu deiner Unterstützung einsetzen. Glückliche Reise, und Gottes Segen sei mit dir.« Das Kreuz auf Furows Brust pendelte hin und her, als er Vater Peter mit einem Nicken aufforderte, den Raum zu verlassen.
Die Schritte des Priesters hallten noch in der Kirche der Heiligen Väter, als sich Furow dem Patriarchen zuwandte. »Verzeihung, aber ich verstehe immer noch nicht, warum Sie einen so jungen und unerfahrenen Mann für eine derart anspruchsvolle Aufgabe ausgewählt haben.«
Der Patriarch runzelte die Stirn. »Auch du musst nicht
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