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Arto Ratamo 7: Der Finne

Arto Ratamo 7: Der Finne

Titel: Arto Ratamo 7: Der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Priester zu helfen, beim Zaren durch Erpressung Zugeständnisse gegenüber der Kirche zu erreichen. Der Zar erfuhr von den Absichten der Kirche und Gapons und befahl seinen Soldaten, Gapon und die mit ihm marschierenden Arbeiter zu erschießen. Gapon wurde jedoch gerettet, und der Geheimpolizei des Zaren gelang es erst zwei Jahre später in Finnland, ihn zu ermorden.
    Patriarch Wladimir II. würde nicht denselben Fehler begehen wie Georgi Gapon. Er wollte sich das »Opferbuch« beschaffen, bevor er es gegen Präsident Bukin einsetzte. Allerdings, und das war das Schlimmste, würde das »Opfer buch « allein nicht genügen, er brauchte auch die Beweise für einen Unfall, der sich im »Bereich 19«, in der wichtigsten Fabrik des von Bukin geschaffenen Biowaffenprogramms, ereignet hatte; ein Unfall, der in der nahen Zukunft zum Tod von Millionen Menschen führen könnte. Er musste in den Besitz der Beweise gelangen, sonst verlöre auch er sein Leben, und die Geschichte würde ihn vergessen wie Vater Gapon, den manche Historiker immerhin für den eigentlichen Initiator der russischen Revolution hielten.
    »Sie brauchen Präsident Bukins Absichten nicht mehr lange zu fürchten. Das ›Opferbuch‹ wird alles verändern«, sagte Vikar Furow mitfühlend, als er den nachdenklichen Gesichtsausdruck des Patriarchen bemerkte.
    »Zar Bukin«, sagte der Patriarch und lachte kurz. »Die Menschen bilden sich ein, dass es eine Entwicklung ist, wenn der Titel des russischen Alleinherrschers statt Zar oder KPdSU-Generalsekretär jetzt Präsident lautet. Niemand …«
    Das Schrillen des Handys unterbrach den Patriarchen. Furow sah, dass Vater Peter der Anrufer war, und reichte dem Patriarchen das Telefon mit einem ermutigenden Nicken.
    »Endlich erreiche ich Sie. Wir haben Otto Forsman gefunden, der alte Mann versucht derzeit seinen Sohn zuüberreden, mir das ›Schwert des Marschalls‹ zu übergeben«, berichtete Vater Peter voller Begeisterung.
    Der Patriarch biss sich auf die Lippen, um die Fassung zu bewahren. Die Zeit der Freude käme erst dann, wenn sein großer Plan gelungen war. »Du ahnst gar nicht, was für einen großen Dienst du der Kirche erwiesen hast. Rufe sofort an, wenn etwas Entscheidendes geschieht«, sagte Patriarch Wladimir II. mit ernster Stimme und verabschiedete sich von Vater Peter. Er reichte das Telefon Vikar Furow, auf dessen schmalem Gesicht ein Lächeln erschien, das seine strahlend weißen Zähne enthüllte.
    »Wir gewinnen diesen Kampf. Ich verspreche es«, versicherte Furow feierlich.
    Die Freude des Patriarchen schwand sofort, als ihm einfiel, was eine Niederlage bedeuten würde – ein neues Kapitel im »Opferbuch«. Ein Kapitel, in dem zu lesen wäre, wie Millionen Menschen ihr Leben verloren.

31
    Lempäälä, Freitag, 11. August
    Der Golf mit Taru Otsamo am Steuer fuhr auf den Hof des Hotels am Rande des Kanals von Lempäälä. Eerik Sutela spürte den vertrauten Druck in der linken Augenhöhle, obwohl er die Migränetabletten schon vor zwei Stunden genommen hatte. In der Hand hielt er eine Papierrolle, die sie eben reichlich zehn Kilometer entfernt auf dem Burgberg von Onkemäki gefunden hatten.
    Das Telefongespräch mit seinem Vater vor einigen Stunden ging ihm durch den Kopf. Er wollte immer noch nicht glauben, dass Taru Informationen an den FSB verriet, allmählich musste er sich aber eingestehen, dass die russische Kirche möglicherweise wirklich auf seiner Seite stand. Warum hätte sie ihn und seinen Vater sonst unterstützt? Es war ein seltsames Gefühl, Dankbarkeit für die Hilfe seines Vaters zu empfinden. Ihr Verhältnis hatte sich im Laufe der letzten zwei Wochen mehr verändert als in den letzten dreißig Jahren. Er akzeptierte es immer noch nicht, wie sein Vater ihn behandelt hatte, ganz und gar nicht, aber jetzt verstand er wenigstens seine Motive. Er hatte seinen Sohn wie der Trainer eines Spitzensportlers sein ganzes Leben lang auf diese Aufgabe vorbereitet.
    »Bis nach Tampere sind es kaum zwanzig Kilometer, in einer Viertelstunde sind wir da, wenn es hier nichts mehr zu essen gibt«, sagte Eerik Sutela und putzte seine Brille, während Taru einparkte.
    »Besser wäre es, sich von Tampere fernzuhalten. Möglicherweise sucht man uns dort immer noch«, erwiderteRatamo ungehaltener als beabsichtigt und stieg dabei aus. Die Wanderschuhe drückten, er war im Moor auf der Westseite des Burgbergs von Onkemäki bis zu den Oberschenkeln im Sumpf eingesunken. Die Suche hatte auch diesmal

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