Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
komme zur Gerichtsverhandlung wieder.« Er zögerte. »Sie wird niemanden mehr angreifen, wenn ich aus der Schusslinie bin.«
»Ich bin froh, dass du ihr einen guten Anwalt besorgst«, sagte Petra. »Das ist sehr großzügig von dir unter den gegebenen Umständen.«
Er zuckte die Schultern. »Es ist das Wenigste, das ich tun kann.« Er sah an ihr vorbei auf die Leinwand. »Das ist es? So, wie du den Köter malst, sieht er beinahe hübsch aus.«
»Ich hübsche meine Motive nicht auf«, sagte Petra indigniert. »Ich konzentriere mich lediglich auf ihre besten Seiten. Hamlet hat jede Menge Charakter.«
»Wenn du das sagst.« Er senkte den Blick, und als er sie wieder ansah, fragte er unerwartet: »Warum kommst du nicht für ein paar Wochen nach Portugal, Ferien machen?«
Sie blinzelte überrascht. »Du meinst, ich soll dich besuchen?«
»Warum nicht? Ich habe ein großes Haus, jede Menge Platz, und ich könnte dich im Erdgeschoss unterbringen. Ich buche den Flug und mache alle erforderlichen Arrangements, und ich hole dich am Flughafen in Lissabon ab.«
»Ich kann nicht, Gervase, wirklich nicht.« Petra starrte ihn wie betäubt an. »Ich … Ich habe meine Arbeit hier.«
»Du könntest dort arbeiten. Du könntest ein Porträt von meinem Pferd anfertigen. Ich will es zwar verkaufen, aber es wäre ein hübsches Andenken.«
Petra schüttelte den Kopf. »Nein, Gervase. Trotzdem danke für dein freundliches Angebot.«
Er wollte ihr Nein nicht ohne Weiteres hinnehmen. »Warum nicht? Es würde dir guttun, die Seeluft und die Sonne. Wenn du nicht alleine reisen möchtest, könnte ich herkommen und dich abholen. Oder Kit könnte dich begleiten.«
»Ich kann wirklich nicht …«
»Denk wenigstens drüber nach. Versprich es mir.«
»Ich verspreche es. Ich denke drüber nach.« Petra sprach die Worte hastig, weil sie spürte, dass er sie ansonsten weiterhin damit behelligen würde.
Er bemerkte es sogleich. »Du sagst das so wie jemand, der insgeheim längst seine Entscheidung gefällt hat.«
»Ich denke wirklich darüber nach, Gervase. Versprochen. Aber im Augenblick kann ich es mir nicht vorstellen.«
»Alles ist möglich«, sagte er plötzlich. Ein Schweigen entstand, und er erhob sich. »Ich wohne bei meiner Cousine Serena. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um mich zu kümmern, bis ich abreise.« Er schnitt eine Grimasse. »Sie meint es gut. Ich sollte dankbar sein. Ich bin dankbar. Aber ich hatte es bequemer im Royal Oak. Ich melde mich noch mal bei dir, bevor ich abreise.«
»Oh ja, bitte tu das!«, sagte Petra impulsiv.
Er sah sie einen Moment an, bis sie spürte, dass sie errötete.
»Ich wünschte, ich könnte die Uhr zurückdrehen, Petra. Ich wünschte … Aach was, es hat ja doch keinen Sinn, dieses Wünschen, oder?«
»Dann hör bitte auf.« Petra legte ihm die Hand auf den Arm. »Es ist Vergangenheit, Gervase. Ich blicke nicht zurück. Ich möchte nicht, dass du es tust.«
Er nahm ihre Hand und hob sie an die Lippen, um ihre Finger zu küssen. »Denk drüber nach, ob du nicht doch nach Portugal kommen möchtest.«
»Du denkst doch wohl nicht im Ernst darüber nach!«, rief Kit entsetzt, als Petra ihr später am Tag von Gervase’ Einladung erzählte.
»Nein, natürlich nicht. Ich habe ihm gesagt, ich würde darüber nachdenken, und ich habe darüber nachgedacht. Ich könnte nicht. Aber du könntest.«
»Ich?« Kit riss die Augen auf. »Bist du jetzt ganz verrückt geworden oder was?«
»Im Gegenteil, Kit. Ich bin zur Vernunft gekommen, und es wird Zeit, dass du das auch tust.«
»Du bist verrückt geworden«, sagte Kit tonlos.
Petra stellte ihren Kaffeebecher unsanft ab. »Das muss aufhören, Kit!«, sagte sie mit überraschender Schärfe in der Stimme.
»Was?«, fragte Kit überrascht angesichts des ungewöhnlichen Tons ihrer Schwester.
»All dieses Herumgehacke auf Gervase. Es ruiniert unser ganzes Leben. Ich kann nicht nach Portugal fahren, weil Gervase die ganze Zeit, während ich da wäre, um mich herumrennen und alles für mich machen würde. Er würde versuchen, irgendwie alles wiedergutzumachen, was … was passiert ist. Er würde immer wieder sagen, wie leid es ihm tut, und ich könnte das nicht ertragen. Es tut ihm leid, es tut mir leid, es tut dir leid, es tut Mum leid … Es tut uns allen leid. Aber es ändert nichts an dem, was passiert ist! Es ist Wahnsinn, wenn wir zulassen, dass es den Rest unserer Leben ruiniert! Abgesehen davon, er will gar nicht mich. Er will dich
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