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Aschenputtels letzter Tanz

Aschenputtels letzter Tanz

Titel: Aschenputtels letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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was gesehen, das kannst du mir glauben. Das hätten wir doch erzählt, schließlich will doch jeder, dass dieser Bekloppte gefasst wird.«
    »Yeah, genau!«, kommt es von Karsten, der sich einfach an Ort und Stelle hingesetzt hat und nickend zu uns aufsieht.
    »Aber vielleicht erinnert ihr euch noch an Dinge bei Nina«, hakt Tobi nach. »Ob sie irgendjemanden gesehen hat? Hat sie etwas erzählt? Hatte sie vor irgendwem Angst? Jede Kleinigkeit kann schon was bringen …«
    Das Mädchen geht ein paar Schritte und nickt uns unmerklich zu. Wir folgen ihr, nur Karsten bleibt sitzen, wo er ist. Von den anderen kommt niemand näher, als hätten wir eine ansteckende Krankheit.
    »Wir wissen wirklich nichts«, sagt das Mädchen, »außerdem war sie ja nie viel hier. Ich meine, mit ihren ganzen Shootings und so …«
    »Sie musste viel für die Schule nachholen.«
    »Ja, ja.« Sie winkt ab. »Schon klar, sie war das nächste Supermodel, das wissen doch alle.« Ihr Ton klingt genervt. »Sie hat’s ja auch jeden wissen lassen. Konnte nie irgendwohin mitkommen. Jedes Mal hieß es: Ich hab Hausaufgaben zu machen, ich hab ein Shooting. Ist doch kein Wunder, dass die Leute irgendwann nichtmehr gefragt haben, ob sie mitwill, wenn sie immer Nein sagt.«
    »Willst du etwa sagen, meine Schwester war eingebildet?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Du bist ja auch selten hier, und dann noch euer Umzug in diesen Nobelschuppen … Gibt eben ein paar, die glauben, ihr haltet euch jetzt für was Besseres.«
    Darauf erwidert er nichts, kneift nur die Lippen zusammen, und ich möchte der Tussi am liebsten gegen das Schienbein treten. Hat sie überhaupt eine Ahnung, was er gerade durchmacht? Wahrscheinlich hat sie nur irgendeinen Clinch mit Nina auszutragen.
    »Versprühst du schon wieder Gift, Michelle?«, fragt plötzlich eine Stimme hinter uns, und als wir uns umdrehen, steht ein Junge vor uns, der schief grinst. »Ich bin David und ihr redet wohl besser mit mir.« Er ist kräftig, ein bisschen größer als Tobi, aber nicht viel, und er hat dieses lausbubenhafte Grinsen, dem man sich nicht entziehen kann, bei dem man einfach zurücklächeln muss. Er trägt Jeans und ein ausgeleiertes T-Shirt, trotzdem kann man erkennen, dass er recht muskulös ist. Wahrscheinlich treibt er viel Sport.
    Michelle wirft ihm einen giftigen Blick zu und stakst mit erhobenem Haupt davon.
    »Kommt, gehen wir da rüber.« Er führt uns zu einem umgestürzten Baumstamm, der ein bisschen abseits des Feuers und damit der Meute liegt. »Macht euch nichtsdraus«, sagt er zu uns. »Michelle war schon immer neidisch auf Nina, ist nicht das erste Mal, dass sie sich über sie auslässt. Ihr hättet sie gar nicht erst fragen brauchen. Außerdem ist sie immer noch in dich verknallt, Tobi.« Lachend setzt er sich rücklings auf den Baum. »Das weiß hier doch jeder. Selbst die, die dich nicht kennen.«
    Das lässt Tobi verlegen wegschauen. »Ja, aber ich habe ihr doch schon tausend Mal erklärt, dass daraus nichts wird«, murmelt er.
    »Sie ist eben ein bisschen schwer von Begriff.«
    »Reizend«, sage ich und hocke mich vor den Baum, damit ich mir nicht den Hals verrenken muss, wenn ich die beiden ansehen will. Wir müssen ja nicht wie die Hühner auf der Stange wirken.
    »Tja, wenn man aussieht wie Nina, macht man sich eben nicht nur Freunde«, fügt David an. »Vor allem die Mädchen sind neidisch.« Er wirft mir einen neugierigen Blick zu, den ich nicht ganz interpretieren kann.
    »Kennst du Nina gut?«
    »Nein, kann man nicht sagen.«
    »Gab es noch andere, die neidisch waren?«, fragt Tobi, woraufhin David in Gelächter ausbricht.
    »Und nicht nur das! Die Schlange der Jungs, die Nina hat abblitzen lassen, ist lang, das musst du doch wissen, Mann. Sie ist doch deine Schwester.«
    Etwas verlegen blickt Tobi zur Seite. »Bei uns zu Hause hat kaum jemand angerufen und tagsüber ist sie ja auf einer anderen Schule …«
    Während sie sich weiter unterhalten, muss ich daran denken, wie es wohl für Nina sein wird, auf ihre alte Schule zurückzukehren. Wo sie alle anstarren … Vielleicht wird sie auch die Schule wechseln. Ich würde es an ihrer Stelle tun.
    »Gab’s deswegen mal Ärger?«, höre ich Tobi sagen. Misstrauisch mustert er die anderen.
    »Und ob. Erst letzten Monat hat Robert aus der Zehnten sich mit unserem Mark geprügelt.« Er deutet auf einen Jungen, der ein paar Meter von uns entfernt mit seinen Kumpels quatscht. Hin und wieder wirft er uns düstere

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