Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
Monster zu glauben?
Nein, Josh hatte ja recht. Immerhin stand eines direkt vor ihm.
»Was bist du, Ash?«
»Das weiß ich selbst nicht mehr.«
»Ich glaube, du solltest besser gehen.«
Ash blickte seinen Freund an. »Du weißt, dass ich nie zulassen würde, dass dir was passiert, oder? Weder dir noch den Jungs.«
»Hast du das auch Gemma gesagt?«
Und damit schloss Josh die Tür.
Kapitel 11
Ashoka blickt den Hügel hinab. Im Dorf brennen noch immer einige Feuer, um die Kälte der Wüstennacht in Schach zu halten. Irgendwo in der Dunkelheit grunzt ein Ochse und ein Baby weint.
Es sind etwa ein Dutzend Behausungen aus Lehmziegeln. Eine eingezäunte Fläche für das Vieh. Hühner, die in den Schuppen gackern. Felder mit ausgetrockneten Wasserfurchen und magerer Ernte. Wie viele solcher Dörfer hat er schon besucht? Wie viele Feuer hat er gelegt? Wie viele Schreie verstummen lassen?
Nicht genug. Noch nicht.
Mit jedem neuen Sieg wächst seine Anhängerschaft. Schon bald wird es eine Armee sein, denn Ashokas Träume reichen weit über das Plündern von Dörfern hinaus. So beginnen Königreiche.
Er denkt an seinen Vater, den König, und seinen älteren Bruder. Sie besitzen große Paläste und speisen von goldenen Tellern, während er in der Wüste haust und mit seiner Bande von Räubern isst. Sein Vater hat ihm ins Gesicht gelacht, als Ashoka seine Krone forderte. Wie oft hat man ihn bereits ausgelacht und fortgeschickt? Nun ist ihnen das Lachen vergangen. Sie schreien. Wenn er nicht ihren Respekt und ihre Liebe haben kann, nimmt er sich eben ihre Furcht.
Diese Krone, und alle anderen, werden mir gehören.
Er fragt sich, wie der alte Mann schlafen mag, in dem Wissen, dass sein Sohn sich hier draußen ein eigenes Königreich erschafft.
Seine Männer sind ungeduldig, wie wilde Hunde, die sich nach der Jagd sehnen. Sie prüfen ihre Waffen, richten ihre Rüstungen und bringen die Schäden an den Helmen in Ordnung. Doch Ashoka erwartet keinen großen Widerstand. Dies wird keine Schlacht werden. Nicht gegen unbewaffnete, ahnungslose Dorfbewohner. Dies wird ein Gemetzel.
Sein Pferd wiehert und stampft mit den Hufen. Auch es spürt das nahe Blutvergießen. Ashoka tätschelt ihm den strammen Hals. Er selbst trägt ein Kettenhemd über seiner Tunika und der Pluderhose aus schwerer Baumwolle. Seine Stiefel aus steifem Leder ächzen in den Steigbügeln. Um seine Taille liegt eine hellrote Schärpe, in der ein mit Juwelen besetzter Dolch steckt. Von seinem Sattel hängt sein Säbel, ein einschneidiger Talwar mit einem goldummantelten Heft. Welchen Stammesfürsten, welchen Prinzen hat er ermordet, um ihn zu bekommen? Er kann sich nicht erinnern, es sind so viele gewesen.
Das Klappern von Zügeln und das Schnauben eines anderen Rosses lenkt seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Männer.
Eine gepflegte Stute trottet neben ihn. Die Reiterin ist in Schuppen gekleidet und der Säbel an ihrer Hüfte steckt in grünem Krokodilsleder. Als sie ihren Helm abnimmt, schimmern ihre smaragdgrünen Augen im Mondlicht.
»Die Männer sind bereit«, sagt sie.
Ashoka mustert sie. Sie sitzt erwartungsvoll über den Sattelknauf gebeugt, während ihre gespaltene Zunge über ihre Fangzähne fährt. Ihre Kobraaugen senken den Blick nicht, sie hält stand, wo andere das Haupt neigen und auf die Knie fallen würden. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie in seinem Regiment so schnell aufgestiegen ist. Und weshalb sollte sie sich auch vor ihm verneigen? Sie selbst ist von königlichem Blut.
»Du hast gute Arbeit geleistet«, sagt er.
»Mein Gebieter.« Sie deutet eine Verbeugung an. »Ich bin nur Eure Dienerin.«
»Ha! Dienerin? Ich bezweifle, dass irgendjemand dich befehligen kann. Du bist der fleischgewordene Terror, Parvati.«
Sie lächelt, was selten vorkommt, dann blickt sie den Hang hinab. »Warum gerade dieses Dorf?«
»Ihr Gutsherr bereitet mir Schwierigkeiten. Er weigert sich, mir Tribut zu zollen, daher muss er bestraft werden.«
»Soll ich eine Abteilung losschicken, um die Vorratslager zu plündern?« Sie deutet auf die runden Hütten in einiger Ferne.
»Nein, fackelt das Dorf ab. Diese Botschaft wird deutlich sein. Wer sich mir widersetzt, wird vernichtet.«
»Und die Gefangenen?«
»Welche Gefangenen?« Ashoka zieht sein Schwert. »Ich will keine Überlebenden.«
»Man könnte sie als Sklaven verkaufen, mein Gebieter.«
Ashoka richtet sich in den Steigbügeln auf und wendet sich seinen Kriegern zu. »Hört her!«,
Weitere Kostenlose Bücher