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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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vollbringen kann. Und das sollte man auch allein ihnen überlassen – zu entscheiden, wer würdig ist und wer nicht.«
    »Soll das heißen, Gemma ist unwürdig?«
    »Alles, was ich sage, ist: Wer sind wir, solche Entscheidungen zu treffen?«
    »Gemma hat es verdient zu leben. Sie war ein guter Mensch.«
    Parvatis bitteres Lachen traf ihn tief. »Oh, ich wusste ja nicht, dass du in die Seelen der Menschen schauen kannst und weißt, wer gut und wer schlecht ist! Deine Fähigkeiten übersteigen meine kühnsten Erwartungen.«
    »So habe ich das nicht gemeint und das weißt du.«
    »Bitte, Ash …« Es hörte sich beinahe nach einem Flehen an. »Das Mädchen, das du kanntest, ist fort.«
    Doch jetzt, da der Gedanke in seinem Kopf war, wurde er ihn nicht wieder los. Gab es einen Weg, um die Fehler der Vergangenheit ungeschehen zu machen? Rishi hätte es gewusst. Gemma zurückholen – eine fixe Idee oder eine greifbare Hoffnung? Sein Kopf sagte ihm das eine, sein Herz das andere. Ash betrachtete Parvati, die seine Bücher inspizierte. Hatte Elaine recht? Verfolgte Parvati eigene Ziele?
    Sei nicht bescheuert. Wenn du Parvati nicht mehr trauen kannst, wem dann?
    Ash ließ sich aufs Bett plumpsen. »Parvati, ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
    Parvatis Finger verharrte auf einem Geschichtsbuch, das Ash nur zu gut kannte: Das Leben des Ashoka , eine Biografie über den ersten indischen Herrscher. Die westliche Welt hatte vielleicht Alexander den Großen – aber soweit es Ash betraf, konnte niemand mit Ashoka mithalten. Als Räuber hatte er es im dritten Jahrhundert vor Christus dazu gebracht, eines der größten Reiche der Antike zu gründen. Parvati tippte mit gerunzelter Stirn auf den Buchrücken und nahm schließlich ein anderes aus dem Regal.
    Das Ramayana . Was sonst?
    Sie grinste. »Sie haben ihm wieder mal zehn Köpfe gegeben.«
    Es war ein altes Kinderbuch. Der Umschlag war eingerissen und bekritzelt, doch in der Mitte sah man deutlich Ravana, den Dämonenfürsten. Parvatis Vater. Er trug eine glänzende goldene Rüstung und hatte tatsächlich zehn Köpfe, aus denen der blanke Hass sprach. Neben ihm stand Prinz Rama, der Held mit blauer Haut, Pfeil und Bogen im Anschlag. Der Pfeil war von Flammen eingerahmt.
    Ein magischer Pfeil, um den König der Dämonen zu töten. Ein Aastra.
    Ash dachte an den Geruch auf dem Schlachtfeld, die Spannung der Bogensehne, als er den Pfeil zurückzog, und an die tosende Wut in Ravanas Blick. Die Erinnerung war so frisch, dass er meinte, sie berühren zu können.
    Parvati hatte erzählt, dass sie Ash schon in seinen früheren Leben begegnet war. Laut Parvati war er ein Ewiger Krieger, dazu auserwählt, wieder und wieder geboren zu werden. In wie vielen Leben hatte er schon gesteckt? Rama? Ashoka? Wer noch? Ash hatte Museen besucht und sich die antiken Rüstungen und rostigen Waffen in den Vitrinen angesehen – und seine Hände hatten sich daran erinnert, wie es war, Äxte, Schwerter, Speere und Schilde zu halten. Das Gewicht einer Rüstung, der schmale, eingeschränkte Blick durch ein Helmvisier. Er hatte Städte brennen sehen; Frieden hatte er kaum erfahren. Krieg war ein Dauerzustand gewesen. Dies war sein Schicksal. Doch noch nie war es ihm so lebhaft erschienen wie in Ashokas Erinnerung von vergangener Nacht. Er betrachtete das Dämonenmädchen. »Ich brauche deine Hilfe.« Ash massierte sich die Schläfen. »Letzte Nacht hatte ich einen Traum. Ich war Ashoka, der Erste. Ich habe geträumt, dass ich gekämpft habe – und dann bin ich aufgewacht, als ich gerade dabei war, meinen Dad zu erwürgen.«
    »Die früheren Leben übernehmen die Kontrolle? Rishi hat mich davor gewarnt, dass das passieren könnte. Der Kali-Aastra nährt sich von Gewalt und Tod. Er will mehr Macht und deine Wut, deine Schuldgefühle werden ihn nur stärker machen.«
    »Was mache ich, damit das aufhört?«
    Mit einem milden Lächeln setzte Parvati sich neben ihn. »Ich wünschte, ich wüsste es, Ash. Ehrlich. Doch es wäre Rishis Aufgabe gewesen, dich das zu lehren.«
    »Gibt es sonst niemanden?«
    Sie senkte die Lider und zischte leise. Dann runzelte sie die Stirn. »Nein.«
    Sie log. Warum? »Bist du sicher? Elaine sagte –«
    »Oh, das glaube ich sofort, aber Elaine ist nicht Rishi. Niemand ist wie er.«
    »Was soll ich dann machen?«
    »Es ist meine Schuld. Ich bin wieder in dein Leben geplatzt und habe alles aufgewühlt. Darum bin ich auch hier, Ash. Um dir zu sagen, dass ich gehe und nicht

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